Tierquälerei oder nicht? Am Mittwoch stelllte sich der "Circus Charles Knie" auf dem Horber Festplatz zu einem Pressebild auf – inklusive Elefanten-Einlage. Ein Bild, das sicherlich die Meinung spalten wird. Foto: Lück

Auch in Horb muss sich der "Circus Charles Knie" gegen Peta-Vorwürfe wehren. Am Freitag ist Mahnwache geplant.

Horb - Das Zirkuszelt auf dem Horber Festplatz ist schon fast aufgebaut. Da gibt es mal wieder Ärger für den "Circus Charles Knie".

Die Tierschutzorganisation Peta kritisiert das Horber Rathaus. In einer Pressemitteilung heißt es: "Der für seine rücksichtslose Tierhaltung bekannte Zirkus Charles Knie gastiert ab Freitag in Horb. Peta Deutschland e.V. übt nun scharfe Kritik an der Stadtverwaltung für die Erteilung einer Gastspielgenehmigung." Allerdings: Die Tierschutzorganisation schickt dieses Schreiben nicht nur nach Horb, sondern regelmäßig an die Rathäuser vieler Städte, in denen der Zirkus gastiert.

Peta fordert auf, dass die Stadtverwaltung den Vertrag mit dem Zirkusunternehmen sofort kündigen solle. "Immer mehr Kommunen lassen Unternehmen mit Wildtier-Dressuren gar nicht erst zu, daran hätte sich die Verwaltung in Horb ein Beispiel nehmen sollen."

Laut der Tierschutzorganisation habe das Amtsgericht Darmstadt erst im Juni 2015 den Elefantenhalter Ricardo Errani wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz zu einer Geldbuße verurteilt. Grund sei, so Peta: Die Elefanten würden bis zu 16 Stunden auf engen Lkw transportiert.

Was sagt das Rathaus Horb zu den Peta-Vorwürfen? Ordnungsamtleiter Wolfgang Kronenbitter: "Ein Zirkus bedarf keiner ›Gastspielgenehmigung‹ seitens der Stadt Horb. Sie hat lediglich die Nutzung des Festplatzes für die Zirkusaufführung gestattet, wie auch bei anderen Veranstaltungen. Das Programm spricht viele Besucherinnen und Besucher an, so dass es auch eine Bereicherung des Veranstaltungsangebots darstellt. Wir gehen davon aus, dass die tierschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten und gegebenenfalls auch vom Veterinäramt geprüft werden." Und für den Tierschutz seien andere verantwortlich, so Kronenbitter: "Die Vorwürfe von Peta gegenüber dem Zirkus Charles Knie können von der Stadt Horb nicht, wie vorstehend erwähnt, geprüft werden. Die Überprüfung hinsichtlich tierschutzrechtlichen Bestimmungen obliegt dem Veterinäramt beim Landratsamt Freudenstadt."

Werden die Tiere beim Circus Knie gequält? Mittwoch, 13 Uhr. Circus-Knie-Pressesprecher Patrick Adolph wartet auf den Reporter. Hat drei Fotomotive vorbereitet. Für das erste stehen gleich drei Elefanten bereit, die sich später für das Foto aufreihen, die Vorderbeine jeweils auf dem Gesäß des vorderen Elefanten.

Wurden sie gequält? Wie lange waren sie auf dem Lkw? Pressesprecher Adolph: "Wir hatten gestern um 15.30 Uhr die letzte Vorstellung in Tübingen. Danach wurde abgebaut. Die Tiere waren gegen 20 Uhr hier. Um 22 Uhr wurden sie nach draußen gelassen."

"Wir überlassen es den Tieren, ob sie rauswollen"

Blick hinter das Zelt. Links sind die Löwenkäfige vor den Wagen aufgebaut. Rechts ist ein großer Swimmingpool. Wagen umranden den Festplatz, dazwischen sind die Wiesen mit großen, weißen Plastikbändern abgeteilt. Ganz hinten stehen die Elefanten. Adolph: "Wir überlassen es den Tieren, ob sie rauswollen. Dazu werden wir jedes Mal vom Amtveterinär vor Ort überprüft. Bei der Tierhaltung halten wir uns an Recht und Gesetz. Wie Sie sehen, haben es die Tiere offensichtlich gut."

Die Vorwürfe von Tierschutz-Organisationen – sie regen Adolph auf. Er sagt: "Wir legen viel Wert auf vorbildliche Tierhaltung. Die meisten, die diese Vorwürfe machen, haben meistens kein eigenes Bild. Die Vorbehalte dagegen basieren oft auf Videos, die zwischen 15 und 20 Jahre alt sind." Und was ist mit der Verurteilung durch das Amtsgericht Darmstadt? Adolph: "Die Vorwürfe von Peta beziehen sich auf ein Ereignis aus dem Jahr 2012. Das war einmalig und ein Ausnahmefall."

Auch der Circus Charles Knie schickt mittlerweile im Vorfeld Dokumente und Pressemitteilungen an Redaktionen, um der Kritik von Peta entgegenzuwirken – unter anderem mit einem Dokument eines Tierarztes für Exotentiere, der den Transport der Tiere als problemlos bewertet.

Damit sich jeder überzeugen kann, wie die Tierhaltung beim Circus Knie ist, lädt er alle ein, sich ein eigenes Bild zu machen. Adolph: "Freitag und Samstag kann man sich die Tiere zwischen 10 und 14 Uhr anschauen. Und in der Pause der Vorstellung."

Klar, dass die Tierschutzfrage ganz entscheidend für den Zirkus ist. Denn laut Pressesprecher Patrick Adolph lebt das Programm hauptsächlich von "vielen, vielen Tieren". Und Spitzenartisten. Der kritisierte Elefantenhalter Erani habe beispielsweise zwei Mal den Zirkuspreis "Clown" in Monte Carlo bekommen.

Befürchtet das Zirkusunternehmen Umsatzeinbrüche durch die Vorwürfe? Adolph: "Nein. Die Besucherzahlen geben uns recht. Der Circus Knie gehört zu den Top fünf in Europa. Wir haben jährlich 500 000 Besucher, und der aktuelle Saisonverlauf ist sehr erfolgreich. Wir gehen davon aus, dass derjenige, der Probleme mit der Tierhaltung sieht, nicht in den Zirkus geht."

Und wie sieht es mit Protesten vor Ort aus? Der Zirkus hat diese Erfahrung schon mehrfach gemacht. Und in sozialen Medien (unter anderem auf der "Pinnwand" unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Horb") wird von Tierschützern auch für Horb am morgigen Freitag ab 14.30 Uhr zu einer Mahnwache aufgerufen.