Irritation in Altheim: Ortsvorsteher und Ortschaftsräte warten vergebens auf SPD-Besuchergruppe

Von Peter Morlok

Horb-Altheim. Wo bleibt Saskia Esken? Zumindest Ortsvorsteher Andreas Bronner, sein Kollege Friedemann Schindele und zwei Pressevertreter stellten sich am Montagabend während des Wartens auf die Politikerin wiederholt diese Frage.

Die Bundestagsabgeordnete hatte sich zu einer Ortsbegehung in Altheim angemeldet und kam einfach nicht. "Wir haben uns beim Kreismusikfest kennengelernt", berichtetet Bronner, "und da zeigte Frau Esken Interesse, hier mal vorbeizuschauen". "Kein Problem", sagte der Ortsvorsteher, der sein Dorf wahrlich nicht verstecken muss, damals. Und Esken meldete sich für den Montagabend, 18 Uhr zur Ortsbegehung mit anschließendem Gespräch im Rathaus an.

Vom Rathaus aus sollte es hoch zur Schule gehen, anschließend runter ins Neubaugebiet, und als Abschluss dieser kleinen Ortsrunde wollte Bronner der Politikerin noch den neuralgischen Punkt des Ortes zeigen, die Abzweigung Richtung Haiterbach mit dem hohen LKW-Aufkommen, verursacht durch eine Umleitung.

Daraus wurde nichts. Keine Saskia Esken, kein SPD-Bürgermeister Jan Zeitler, der anscheinend mitkommen wollte, und noch nicht einmal eine Viviana Weschenmoser, die sich so einen Termin in der Regel auf gar keinen Fall entgehen lässt, zeigten sich in Rathausnähe. "Wir räumen denen die akademische Viertelstunde ein – obwohl die Frau Esken gar keine Akademikerin ist", zeigt sich Bronner großzügig. "Aber dann ist Schluss – Pünktlichkeit ist wichtig und wir warten hier nicht gerne umsonst." Als neutraler Zeitmesser wurde die funkgesteuerte Kirchturmuhr hergenommen und Schlag 18.15 Uhr das vergeblich wartende Empfangskomitee nach Haus geschickt. "Tut mir leid", sagte Bronner, der wirklich nichts dafür kann, wenn herumreisende Politiker ihren Terminplan nicht im Griff haben. Friedemann Schindele war’s nur recht: "Ich kah jetzt noh was schaffa", seine urschwäbisch geprägte Freude über die plötzliche Freizeit.

Jan Zeitler erklärte auf eine SMS-Anfrage hin, dass er den Termin weder gemacht hätte noch wahrnehmen konnte. Er habe ihn durch sein Sekretariat absagen lassen. Wohin diese Absage geschickt wurde, stand zwar nicht in der SMS, ist aber auch egal. Interessanter wäre es zu erfahren, ob die Frau Bundestagsabgeordnete nicht so ein kleines Ding namens Handy in der Hosenanzugstasche spazieren trägt, mit dem man so allerlei lustige Dinge machen kann, zu denen auch telefonieren zählt.

Ein kurzer Anruf bei Andreas Bronner – ich stehe im Stau, sitze noch vor einem großen Eis, muss noch zum Friseur oder sonst eine logische Erklärung – hätte genügt und die Warter hätten glatt nochmals eine halbe Stunde bei brütender Hitze vor dem Altheimer Rathaus ausgeharrt. Aber so sind sie einfach enttäuscht nach Hause gegangen. Trotzdem, die journalistische Neugierde ließ den Chronisten des Schwarzwälder Boten nicht ruhen. Ist ihr was passiert oder warum kann die Dame, die sich im nächsten Jahr wieder um den Top-Job in Berlin bemüht nicht in die schwäbische Provinz? Ein Blick in die Internetseite von Frau Esken erklärt alles. Drückt man auf den Button "Termine" steht da in SPD-Rot: "Derzeit sind keine Termine vorhanden." Ach so, woher soll sie dann auch wissen, dass sie in Altheim verabredet ist, wenn keine Termine vorhanden sind? Alles klar, dann bis zum nächsten Mal, wenn‘s wieder aktuelle Termine gibt.