Joshua Gebhard aus Altheim will seine Leidenschaft fürs Malen ausleben und Tätowierer werden

Von Martina Lachenmaier

u Joshua Gebhard aus Altheim hat einen Traum. Er will Tätowierer werden. Ein ungewöhnlicher Berufswunsch für einen 21-jährigen Erzieher. Andererseits aber zu erwarten, denn das Malen und Zeichnen war schon immer seine Leidenschaft.

"Ich habe schon als Kind auf allem gemalt und herumgekritzelt", erzählt er. "Und in der Schule hab ich immer Karikaturen gezeichnet wenn mir langweilig war." Was er malte gefiel. Er probierte neue Maltechniken aus. Dann kamen die ersten Leinwände, Stifte, Kohle, Wasserfarben, Acryl, Graffiti. Er arbeitet gerne mit leuchtenden Farben, die er hochpigmentiert auf die Leinwand bringt. Farbübergänge sind sein Markenzeichen. Als ihn Freunde nach Tattoo-Entwürfen fragten, wagte er sich auch daran und hat eine neue Leidenschaft entdeckt.

Am liebsten würde er bei einem guten Tätowierer in die Lehre gehen und diese Kunst von der Pike auf lernen. "Aber es ist nicht leicht einen Fuß in die Szene zu bekommen", sagt er.

Tätowiert zu sein, ist Ausdruck eines Lebensgefühls. Man trägt das auf der Haut, was einem wichtig ist. Joshua Gebhard trägt selbst ein Tattoo. "Shine on you crazy diamond" lautet der Schriftzug. Darunter eine quer liegende Feder und darunter die Geburtsdaten seiner Familie. Das ist ihm wichtig. "Mein Tattoo ist ein Schmuck, den ich immer tragen möchte, weil er eine tiefe Bedeutung hat." Die Feder ist Symbol seiner Reiselust. Er mag es, wenn Tattoos Geschichten erzählen und interpretationsfähig sind. "Ein Tattoo zu haben, ist nicht mehr so verpönt. Die Gesellschaft ist da offener geworden", ist Joshua Gebhards Erfahrung. Inzwischen trage jeder dritte bis vierte Deutsche ein Tattoo.

Joshua Gebhard stellt hohe Ansprüche an einen Tätowierer, denen er auch selbst gerecht werden will. Ein guter Tätowierer muss seine Kunden beraten, denn "ein Tattoo kann Konsequenzen haben."

Nicht jeder Arbeitgeber mag tätowierte Mitarbeiter. Ein sehr auffälliges Tattoo könnte die Karriere gefährden, meint Gebhard. Deshalb sollte man nichts übereilen, sondern sich Motiv und Körperstelle für das Tattoo gut überlegen. Er selbst hat eineinhalb Jahre gewartet, immer wieder den Tattooentwurf angesehen. Dann erst war er sich sicher. Er selbst trägt sein Tattoo an der Innenseite des Oberarms. Dann kann er selbst bestimmen wann und wem er es zeigen möchte.

Die Zeit ist dann reif, wenn man sich sicher ist, ein ganzes Leben lang mit dem Tattoo klarzukommen. Mit dem Gedanken "ich kann’s ja wieder wegmachen lassen", sollte man sich kein Tattoo stechen lassen. Man kann die Farbpartikel zwar mit einem Laser zerschießen und weitgehend entfernen, aber das sei ziemlich teuer und man müsse die Kosten selbst tragen.

Motive aus einer Laune heraus zu wählen, womöglich damit provozieren zu wollen, lehnt er ab. Auch die Mode sollte keine Rolle spielen. Und den Namen der Ex-Freundin auf der Haut zu tragen, findet er schrecklich. "Ein Tattoo trägt man sein Leben lang. Das kann man nicht abhängen wie ein Bild von der Wand, wenn es einem nicht mehr gefällt."

Zu Hause hat er eine Amateurausrüstung. Er übt auf Kunst- oder Schweinehaut. Es wird wohl eine Weile dauern, bis er sich an Menschenhaut wagt und ohne einen guten Lehrer, der ihn langsam an diese Kunst heranführt, wird er nicht tätowieren. Beim Tätowieren sei viel Technik zu beachten. Gestochen wird mit einer Spannung von neun bis 16 Volt. "Die Spannung bestimmt wie schnell die Nadel raus und rein geht", sagt er. Das entscheidet über Farbübergänge, Schattierungen und Farbintensität.

Ein Tattoo ist nicht schmerzfrei zu haben. "Ja klar tut’s weh." Die Nadeln stechen unter die Haut. Je dünner sie ist, umso schmerzhafter ist es. "Es gibt auch Leute, die stehen auf dieses Schmerzgefühl. Es fühlt sich brutal gut an. Aber das muss man selbst erlebt und gefühlt haben, um es zu verstehen."

Seine Berufswahl mag manchen eigenartig vorkommen. Kann man damit Geld verdienen? Auf jeden Fall so viel, dass es ihm reicht. Er brauche nicht viel Geld. Ihm ist es wichtiger, unabhängig zu sein, als ein konventionelles Leben zu führen.

"Die Kunst ist das, was mich glücklich macht", sagt er. Worauf es beruflich hinausläuft, lässt er offen. "Da bin ich noch am Ausprobieren." Er ist auch gerne Erzieher. Vielleicht wird er einmal im kunstpädagogischen Bereich arbeiten. Das lässt er auf sich zukommen.

Zunächst will er reisen. Nach Südamerika und Indien. Im Februar will er aufbrechen. Aber wenn er zuvor einen guten Lehrer findet, der ihm das Tätowieren beibringt, dann macht er das. Denn das ist sein Ding.