Karl-Heinz Kramer inmitten der Bläserklasse der Talheimer Steinachtalschule: Die Musik an der Schule war ihm immer besonders wichtig. Foto: Hötzel Foto: Schwarzwälder-Bote

Steinachtalschule: Karl-Heinz Kramer verabschiedet / Bläserklasse, Trommel AG und pädagogisches Konzept RAD waren ihm wichtig

Die Musik bedeutet Karl-Heinz Kramer sehr viel. So liegen ihm die Bläserklasse und die Trommel-AG der Steinachtalschule ganz besonders am Herzen. Letztere brachte es bei der Verabschiedung des beliebten Rektors auf den Punkt: "Herr Kramer, Sie sind spitze!"

Horb. Der Pädagoge, von Kindern, Eltern und Kolleginnen sehr geschätzt, wurde nun kurz vor den Sommerferien in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Im festlichen Rahmen hatten sich zu diesem besonderen Tag viele Weggefährten im Theaterraum in der Steinachtalschule zusammengefunden.

Die Stellvertretende Schulleiterin Ursula Schmollinger würdigte Karl-Heinz Kramer als langjährigen Kollegen. Er habe immer das Gespräch mit jedem Schüler gesucht. und die Eltern seien für ihn ein wichtiger Baustein in der Erziehung gewesen. Im Kollegium habe er keine vorschnelle Entscheidungen getroffen, sondern einen partnerschaftlichen Führungsstil gepflegt, wobei immer wieder wunderbarer Humor aufgeblitzt sei, was heute schon vom Kollegium vermisst werde.

Schulamtsdirektorin Anja Bauer vom Schulamt Rastatt schilderte zunächst die ersten Eindrücke, die sie vor einigen Wochen beim ersten Schulbesuch erfuhr. "Ihre Schule ist wirklich ein pädagogisches Kleinod", meinte sie anerkennend, "denn in dieser Schule wird nicht nur gelernt, es gibt viele Räume, in denen man sich kreativ, sportlich, musisch, handwerklich betätigen kann." Besonders angenehm fielen ihr die Rückzugsräume zum Lesen und Entspannen auf. Dann ging sie auf Karl-Heinz Kramers beruflichen Werdegang ein. In Eutingen besuchte er die Grund- und Hauptschule und anschließend die Wirtschaftsschule in Sulz. Um eine Verwaltungslaufbahn einzuschlagen, absolvierte er den Vorbereitungsdienst als Inspektorenanwärter im Bürgermeisteramt in Eutingen und im Landratsamt Horb.

Es zog ihn aber wieder in die Schule. Er holte die fachgebundene Hochschulreife nach. In den Jahren 1972 bis 1974 besuchte der junge Mann die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Stuttgart. Karl-Heinz Kramer hatte bereits eine feste Stelle in Aussicht, als er sich mit einem Freund über dessen Studium an der Pädagogischen Hochschule unterhielt. Dabei erfuhr er, dass an dieser Hochschule auch theologische und politische Fächer studiert werden können. So beschloss er, sich eine geistige Auszeit zu gönnen, besuchte für ein Jahr die Pädagogische Hochschule, beabsichtigte aber, die Verwaltungslaufbahn fortzusetzen.

Karl-Heinz Kramer musste jedoch innerhalb dieses Jahres ein Schulpraktikum absolvieren. Beim Abschlussgespräch mit dem Schulleiter machte der junge Student diesem deutlich, dass er in die bisherige Berufslaufbahn zurückgehe, deshalb eine Beratung sinnlos sei. Doch eindringliche Fragen seitens des Schulleiters brachten Karl-Heinz Kramer ins Grübeln, und er studierte schließlich von 1974 bis 1977 an der PH Weingarten, mit dem Stufenschwerpunkt Hauptschule. Nebenbei arbeitete er aushilfsweise im Haushalts- und Rechnungswesen bei der Stadt Horb.

Im Januar 1978 trat Karl-Heinz Kramer dann seine erste Stelle an der Realschule in Nagold an. Von 1980 bis 1982 besuchte er nebenbei in Trossingen die Musikhochschule, machte dort die Dirigentenausbildung, um später unter anderem den Musikverein Obertalheim zu leiten. 1982 erfolgte die Versetzung an die Grund- und Hauptschule Haiterbach. 1987 wurde er als Lehrbeauftragter für die Fachdidaktik Katholische Religionslehre ans Staatliche Schulamt in Freudenstadt berufen. Er übte diese Tätigkeit bis 1992 aus und war damit auch Betreuer für Lehramtsanwärter.

Erfolgreich bewarb sich danach Karl-Heinz Kramer für die Stelle des Konrektors an der Grund- und Hauptschule Untertalheim. 2010 wurde diese aufgrund der zurückgehenden Schülerzahlen geschlossen, und Karl-Heinz Kramer wurde zum Konrektor der Grundschule Talheim ernannt. Seit 2012 hatte er kommissarisch die Schulleitung inne. Im Mai 2014 erfolgte die Ernennung zum Rektor der Steinachtalschule.

Bauer schloss mit den Worten: "Kurios ist nun allerdings, dass erst vor einigen Wochen Ihre Probezeit geendet hat. Die haben Sie allerdings mit Bravour bestanden."

Hervorzuheben im pädagogischen Konzept der Schule ist, dass von 79 Schülerinnen und Schülern 42 den Ganztagesbetrieb besuchen und die Kinder in ihrem Lern- und Lebensraum besonders von den Angeboten am Nachmittag profitieren. Auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen wird besonderer Wert gelegt. So herrschen klare Regeln nach dem Prinzi RAD (Respekt, Aufmerksamkeit, Disziplin). Dies erfordert viel Engagement und Krafteinsatz von Karl-Heinz Kramer und auch vom Kollegium.

Die Schule verfügt außerdem über einen engagierten Förderverein. Seit 2004 unterstützt er die Schule finanziell bei Anschaffungen und in den Bereichen Musik, Kunst und Theater. Auf diese Weise war es auch möglich, eine Bläserklasse und die Trommel-AG einzurichten.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger würdigte ebenfalls das pädagogische Schaffen des scheidenden Rektors. "Die Ganztagsschule war der richtige Weg, es ist viel Vielfalt entstanden. Eltern und Schüler schätzen es." Auch Ortsvorsteher Thomas Staubitzer lobte die tiefe Verbundenheit zwischen Ortschaft und Schule und meinte: "Als Chef kann man nur gut sein mit guten Kollegen." Er bedauerte, dass "ein Mann geht". Sichtlich gerührt überbrachte die stellvertretende Elternvertreterin Carolin Klink den Dank und gute Wünsche für den Rektor.

Worte des Dankes und der Anerkennung erfuhr Karl-Heinz Kramer ebenfalls von Kollegin Doris Panetta als Vertreterin des Schulfördervereins, dessen Vorsitz Karl-Heinz Kramer von 2010 bis 2016 inne hatte. Sie hob die humorvollen und harmonischen Sitzungen hervor.

Im Anschluss brachten das Kollegium und die Mitarbeiter ein ganz persönlich gehaltenes Ständchen dar und übergaben ein gestaltetes, letztes Wochenbuch als Erinnerung.

Schließlich kam die Hauptperson zu Wort. "Ich genieße diesen Nachmittag mit Dankbarkeit." Besonders wichtig sei ihm gewesen, sich für ein gutes Klima einzusetzen, gemeinsam ein pädagogisches Konzept zu entwickeln, eben das, "RAD" verwirklichen. "Talheim war für mich Spitze!", endete er seine Rede.

Und ab 1. August wird dann Ursula Schmollinger, welche "absolut unentbehrlich ist", kommissarisch die Schulleitung übernehmen.