Talheim und der Steinbruch: Mit Spannung wird die Entscheidung am kommenden Dienstag im Gemeinderat erwartet. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Wie wird das Gremium am Dienstag entscheiden? / "Wenn Kaltenbach nachlegt, wird ein Nein immer schwieriger"

Von Jürgen Lückund Florian Ganswind

Horb. Bekommt der Gemeinderat am Dienstag endlich Frieden rein in den Konflikt um Talheim 21? Ein klares Meinungsbild gibt es noch nicht.

Markus Pagel, Fraktionschef der Grünen, sagt: "Ja. Ich glaube, es ist gut, wenn man am Dienstag einen Knopf dran macht. Im Gespräch mit dem Ortschaftsrat habe ich den Eindruck gehabt, dass eine Sehnsucht da ist, dass der Gemeinderat endgültig entscheidet. Egal wie. Die Spannung im Dorf wäre sonst zu groß."

Wie die Abstimmung des Gemeinderats ausfällt, vermag Pagel nicht vorherzusehen. Er sagt aber: "Ich könnte mir vorstellen, dass der Steinbruchunternehmer noch einen Nachschlag zum bisher angebotenen Strukturbeitrag präsentiert. Dann wird es immer schwieriger, Nein zu sagen."

Er geht aber davon aus, dass seine Fraktion mit Nein stimmen wird: "Nur so ist aus unserer Sicht der Dorffrieden und die Rechtssicherheit zu wahren." Fakt sei: Nach dem Ende des Steinbruchs haben die damaligen Gremien sozusagen zugesichert, dass es in Talheim nie wieder eine Belastung für die Bürger geben wird.

In der Sitzung vor gut vier Wochen hatte die Mehrheit nach der knappen Sechs-zu-Sechs-Stimmen-Ablehnung des Ortschaftsrats Talheim eine Vertagung beantragt. Die Kritik an der Beschlussvorlage des OB: zu oberflächlich. Inzwischen war Steinbruchunternehmer Armin Kaltenbach in den Fraktionen, Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen haben sich zum gemeinsamen, vertraulichen Gespräch mit dem Talheimer Ortschaftsrat getroffen. Vertreter der Bürgerinitiative kommen am Montag vor der Gemeinderatsitzung.

Hat sich diese neue Recherche-Runde gelohnt? Pagel: "Für mich ja. Ich habe im Gespräch mit dem Ortschaftsrat Talheim Erkenntnisse bekommen, die mir so nicht klar waren. Dass beispielsweise die Vertragslage mit dem Steinbruchunternehmer noch nicht abstimmungsreif ist. Weil viele Details noch nicht geklärt sind, die für die Menschen in Talheim wichtig sind. Das beginnt bei der Reifenwaschanlage oder bei den angebotenen Reparaturen der Straße."

In der CDU-Fraktion ist die Stimmungslage noch unklar. Fraktionschef Gerhard Munding: "Im wesentlichen haben wir durch die neue Info-Runde noch keine neuen Erkenntnisse gewonnen. Am Montag kommt die BI zu uns, dann wollen wir gucken, wie wir weiterkommen."

Die Stimmung, wie sie Munding einschätzt, bezeichnet er als "schwierig. Ein Teil lehnt die Auffüllung ab, ein Teil gibt sich zurückhaltend. Ich gehe aber davon aus, dass wir diese Unklarheit bereinigen können. Endgültig entschieden ist bisher nichts."

SPD-Fraktionschef Thomas Mattes war derjenige, der bei der ersten Gemeinderatsitzung zum Thema die Beschlussvorlage von OB Rosenberger für die Ablehnung von Talheim 21 als "zu oberflächlich" kritisiert hatte. Nach der neuen Recherche-Runde hat sich für ihn dieser Eindruck verstärkt. Mattes: "Wir haben definitiv neue Erkenntnisse gewonnen. Das bestätigt unseren Eindruck, dass die Vorlage und das Vorgehen vom OB sehr dürftig und sehr oberflächlich waren. Der Gemeinderat wurde über die Argumente, die für die Auffüllung sprechen, nicht ausreichend definiert. Gerade Details aus dem Angebot von Steinbruchunternehmer Kaltenbach waren nicht bekannt. Im Gespräch mit dem Ortschaftsrat haben wir manche Beweggründe gehört, warum Gremienmitglieder dafür gestimmt haben und welche Chancen sie für die Dorfentwicklung sehen."

Das heißt aber nicht, dass die SPD-Fraktion die Zustimmung zu Talheim 21 gibt. Mattes: "Bei uns gibt es keinen Fraktionszwang. Die Bedenken der Bürgerinitiative, die am Montag zu uns in die Fraktion kommen wird, nehmen wir sehr ernst. Es ist und bleibt eine sehr schwierige Abwägung."

Auch in der FD/FW-Fraktion ist der Meinungsbildungsprozess noch nicht abgeschlossen, so Fraktionsvorsitzender Alfred Seifriz. "Am Montag besucht die BI noch unsere Fraktion." Es sei die richtige Entscheidung gewesen, den Beschluss zu vertagen. "Wir haben bei der Informationsbeschaffung einige neue Gesichtspunkte erfahren, die uns vorher nicht bekannt waren", so Seifriz. "Wir halten die Drucksache der Verwaltung, die uns vorgelegt wurde, als zu dünn." Vor allem beim Gespräch mit dem Unternehmer Kaltenbach seien neue Aspekte bekannt geworden – so unter anderem bezüglich des Transports über die Schiene. Kaltenbach habe auch Möglichkeiten der Nachnutzung des Geländes aufgezeigt.

Seifriz ist es wichtig zu unterstreichen, dass ein Ja am Dienstag zur Weiterverfolgung des Projekts kein endgültiges Ja sei. "Bisher geht es nur um die Frage, ob man die Steinbruchauffüllung genauer untersucht und nicht um die Frage, ob man für oder gegen die Steinbruchauffüllung ist."