Der Naturschutzverband ist gegen die Verfüllung des Alten Steinbruchs als "Erddeponie". Foto: Hopp

Steinbruch-Unternehmer Kaltenbach will Auffüllung weiterverfolgen. Nabu spricht von einer Belastungen für die Natur.

Horb-Talheim - Armin Kaltenbach hatte vergangene Woche bei der Absage seiner Präsentation am Rande der Talheimer Ortschaftsratssitzung noch gesagt, dass er nicht wisse, ob es Sinn mache, die Steinbruchauffüllung weiter zu verfolgen.

Im Horber Gemeinderat klang das von ihm jetzt so: "Wir haben uns mit einem vom Nabu gestellten Biologen im Steinbruch getroffen. Er hat uns – ohne Anwesenheit des Nabu – zu verstehen gegeben, dass er sich eine Verfüllung vorstellen könne. Jetzt werden wir mit dem Naturschutzbund diskutieren, ob es doch eine Verfüllung im Konsens geben könnte. Dann würden wir eine Informationsveranstaltung machen. Wir verfolgen das Projekt weiter."

Lambert Straub vom Nabu hatte bei der Ortschaftsratssitzung erklärt, warum sich der Naturschutzverband gegen die Verfüllung des Alten Steinbruchs als "Erddeponie" ausspricht: "Die Natur hat gerade angefangen, sich zu regenerieren. Eine Verfüllung würde diesen Prozess stoppen – auf unbestimmte Zeit. Dazu kommen die Belastungen für die Natur durch gleich zwei Standorte, wobei wir die durch den neuen Steinbruch noch gar nicht bewertet haben."

Horbs Stadtplaner Peter Klein – auch Teilnehmer am Runden Tisch – hatte zuvor erklärt, dass Kaltenbach bei der Verfüllung des Alten Steinbruchs jetzt mehr Rücksicht auf die Natur nehmen will. Klein: "Die südexponierte Steinwand ist naturschutzrechtlich sensibel. Kaltenbach möchte jetzt so verfüllen, dass diese Steinwand weitgehend frei bleibt. Dazu soll Richtung Ortslage zuerst verfüllt werden, um eine Abschottung zum Ort zu erreichen. Der Nabu hebt darauf ab, dass das Biotop noch nicht fertiggestellt wird, sondern noch in der Entwicklung ist. Wenn man das unterbricht, verwirkt man Zeit und Inhalte der bisherigen Renaturierung."

Jenny Gebert vom Runden Tisch machte noch einmal klar, warum sie sich gegen die Steinbruchauffüllung ausspricht: "Ich lebe seit acht Jahren in Talheim. Es ist deutlich zu spüren, dass die Bevölkerung kein Vertrauen in die Firma Kaltenbach hat. Das hat sich mit der Förderband-Lösung nicht verbessert. Im Klartext: Der Großteil findet das scheiße." Raunen im Gemeinderat. Gebert weiter: "Im Steinbruch leben Uhus, Eidechsen und Fledermäuse. Aber wollen Sie Ihren Kindern diese Tiere nur noch auf Fotos oder im Zoo zeigen und ihnen erzählen, dass sie das in Talheim hatten und wegen eines Strukturbeitrags nicht mehr?"

Auch Franz Xaver Lutz, Teilnehmer des Runden Tischs, legte noch einmal nach: "Es muss eine sehr hohe Gewinnerwartung des Antragstellers vorliegen, um 1,6 Millionen Euro im Vorfeld in eine Förderbandlösung zu investieren. Unser schönes, idyllisches Steinachtal darf nicht solch einem privatorientierten Privatprojekt geopfert werden."
BI-Sprecher befürchtet "Vertrauensschaden"

Dietmar Meintel, Sprecher der Bürgerinitiative gegen Talheim 21: "Ich befürchte einen irreparablen Vertrauensschaden. Bei einem Strukturbeitrag von 900 000 Euro wären das bei 20 Jahren Betrieb 45 000 Euro im Jahr. Die Grenze zur Vorteilsgewährung an den Unternehmer ist hier nicht weit. Treiben Sie wegen ein paar Euro keinen Keil in die Talheimer Bevölkerung."

Der Horber Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) stellte zunächst klar, dass es "keine Verhandlungen zu einem Strukturbeitrag" zwischen Stadt und Steinbruchunternehmer gibt: "Deshalb kann man den alten Strukturbeitrag nicht auf die nächsten 20 Jahre umrechnen. Damit wir uns nicht missverstehen: Ich will Sie nicht motivieren, da mehr zu fordern." Er stellte klar, dass man die Annahme eines Strukturbeitrages rechtlich geprüft habe. Rosenberger: "Ein Strukturbeitrag dürfte auch in Zukunft sein. Das haben wir abprüfen lassen."

Jürgen Poppitz (FD/FW): "Mir bereitet Kopfzerbrechen, wie sich die Macht des Nabu entwickelt. Wenn ein Unternehmer oder eine Kommune eine Idee hat, gründet sich eine Bürgerinitiative. Wenn das nicht funktioniert, wird der Nabu angerufen. Die kämpfen dann darum, dass sie irgendwelche Vögel finden. Wenn woanders ein AKW explodiert, fliegt in Horb kein Vogel mehr."

Rosenberger entgegnete: "Ich sehe diese Bedenken auch. Ich habe meine Bedenken eher, wenn ich einen Satz höre, den die obere Naturschutzbehörde laut Medienberichten gesagt hat: Man orientiere sich bei seiner Stellungnahme am Nabu."

Rosenberger wollte dann noch von Talheims Ortsvorsteher Thomas Staubitzer wissen, wie die Stimmung ist. Staubitzer: "Der Zustand jetzt ist sehr ungünstig. Seit 15 Monaten ist man vor Ort schon im Ungewissen. Von dem her sollte gut überlegt sein, dass man zügig weitermacht. Die Ungewissheit tut dem Ort nicht gut." Er teilte dem Gemeinderat noch mal die "Enttäuschung" mit, dass Steinbruchunternehmer Armin Kaltenbach überraschend seine Präsentation beim Ortschaftsrat abgesagt hatte.
Neues Konzept soll neu beraten werden

Rosenberger schlug noch vor, dass es, falls Kaltenbach einen neuen Stand hat, eine gemeinsame Sitzung aller Gremien geben solle. Das Stadtoberhaupt: "Wir gehen dann erst einmal als Gremium intern in die Beratung. Dabei soll es darum gehen, abzuwägen, was wir dann fordern."

Dieser Beschluss wurde dann bei drei Enthaltungen von Anton Ade (FD/FW), Silke Wüstholz (FD/FW) und Hermann Walz (ULH) beschlossen. Alle drei sind auch im Ortschaftsrat Talheim. Rosenberger: "Das hat bei den Gemeinderäten einige Fragezeichen erzeugt. Kurios, dass sich einige, die im Ortschaftsrat den einstimmigen Beschluss mitgetragen haben, jetzt enthalten, obwohl wir diesem Beschluss gefolgt sind."