Talheimer Bürger haben sich gegen die Steinbruchauffüllung engagiert – heute soll der Horber Gemeinderat das letzte Wort sprechen. Foto: Hopp

"Tendenz wohl in Richtung Ablehnung." Stimmen-Patt im Ortschaftsrat hat viele überrascht.

Horb-Talheim - Der Stimmen-Patt im Ortschaftsrat zu Talheim 21 hat zu einer merkwürdigen Atmosphäre geführt. Der Jubel der Gegner war zaghafter als gedacht. Viele hat das enge Ergebnis überrascht. Doch wie bewertet das der Horber Gemeinderat, der heute entscheiden soll?

Ein klares Ergebnis in Talheim hätte wohl die Abstimmung im Gemeinderat zur Routine-Veranstaltung werden lassen. Doch so bleibt nach der Ablehnung des Projekts nach Stimmenpatt für die Gegner der Steinbruchauffüllung noch ein Stück Unsicherheit. Die zum Beispiel von Alfred Seifriz, Fraktionsvorsitzender der FD/FW-Fraktion, genährt wird. Er gehe ergebnisoffen in die vorberatende Fraktionssitzung, sagte er vor der Sitzung am gestrigen Abend. "Das Ergebnis hat mich schon überrascht", sagt Seifriz. "Jetzt haben wir eigentlich eine Pattsituation. Was fangen wir jetzt damit an?", fragt er. Denn allein die Formulierung der Frage, die am Donnerstagabend zur Abstimmung gestellt wurde, hat die Gegner "gerettet".

Ortvorsteher Thomas Staubitzer hatte formuliert: "Der Ortschaftsrat beauftragt, die Planungen zur Steinbruchauffüllung weiterzufolgen." Bei umgekehrter Formulierung ("Der Ortschaftsrat lehnt die Planungen ab") und Stimmen-Patt hätte das Projekt aus Talheim grünes Licht erhalten. Ein Umstand, auf den Seifriz hinweist. "Es lag letztendlich an der Logik der Fragestellung." Für den FD/FW-Chef sind noch nicht alle Fragen beantwortet, Pro und Kontra vielleicht noch nicht komplett abgewogen. "Ich weiß nicht, ob der Gemeinderat am Dienstagabend schon darüber endgültig abstimmen kann."

Auch andere Fraktionsvorsitzende machen aus ihrer Überraschung keinen Hehl. CDU-Chef Gerhard Munding geht dennoch davon aus, "dass eine große Mehrheit im Gremium wohl das Projekt ablehnen wird". Auch er weiß aber noch nicht, wie die Meinungsbildung in seiner Fraktion ist. Alle Fraktionen tagten gestern Abend. Er persönlich lässt durchblicken, dass er die Steinbruchauffüllung an sich nicht völlig ablehnend gegenübersteht, gerade was den finanziellen Aspekt angeht: "Die Talheimer müssen jetzt die Rechnung zahlen", sagt Munding bezüglich der wahrscheinlich nicht fließenden Gelder des Unternehmers Kaltenbach.

Thomas Mattes, Vorsitzender der SPD-Fraktion, hat auch nicht mit dem knappen Ergebnis gerechnet. Dennoch denkt er, dass die "Tendenz im Gemeinderat eher auf Ablehnung steht." Mattes sagt aber auch: "Erst in den vergangenen acht Tagen kamen Fakten auf den Tisch, die für das Projekt sprechen könnten, beispielsweise Verbesserungen in der Infrakstruktur."

Der Druck, den die Ortschaftsräte geschildert haben, habe ihn mit Sorge erfüllt. Aber er habe auch Verständnis für die Menschen in Talheim, die die Steinbruchauffüllung nicht wollen.

OB Peter Rosenberger rückt trotz des engen Talheimer Ergebnisses nicht von der Empfehlung der Stadtverwaltung ab. "Ich habe das Abstimmungsergebnis nicht so erwartet, obwohl ich mit vielen Ortschaftsräten gesprochen habe", berichtet er. "Da sieht man: geheim ist nicht öffentlich. Und vielleicht gab es aufgrund des Drucks aus der Bevölkerung auch den einen oder anderen, der eine Trotzreaktion gezeigt hat." Er ziehe den Hut vor den Ortschaftsräten, die sich dieser Situation gestellt hätten. Die Kommunalpolitik habe nun die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich die Ortschaft nicht spaltet. Und zum Unternehmer Armin Kaltenbach sagt er: "Ich kann seine Äußerung vor der Ortschaftsratssitzung, dass er sich den Genickschuss abhole, nicht verstehen. Der Steinbruch ist geschlossen. Und es wäre ein großes Entgegenkommen der Talheimer und der Stadt gewesen, dass diese Entscheidung wieder zurückgenommen worden wäre."

Die OGL war gestern telefonisch nicht erreichbar.