Das Tierheim "Renate Lang" öffnete seine Pforten für Besucher – und viele Interessierte kamen aus nah und fern. Besonders für Hunde ist das Haus gut eingerichtet, und es feierten auch einige der ehrenamtlichen Gassigeher gerne mit. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Tag der offenen Tür im Tierheim lockt viele Neugierige an

Von Peter Morlok

Horb-Talheim. Das Horber Tierheim "Renate Lang" öffnete seine Pforten für Besucher aus nah und fern. Und man sollte nicht glauben, wie viele Menschen sich für Tierschicksale interessieren und die Chance nutzten, einmal einen Blick hinter die Kulissen dieses Tierheimes zu werfen, das es seit 1997 gibt. Ganze Radteams waren da, Familien mit Kind und Hund, ein Paar, das sich überlegt, einen Hund zu holen, oder einfach nur Leute, die vorbeischauen. Der Andrang war groß.

Gegründet wurde diese Auffangstation für gestrandete, misshandelte und ausgesetzte Tiere von der heute 94-jährigen Stuttgarterin Renate Lang, die den ehemalige Gasthof, der auf der Gemarkung Talheim liegt, ersteigert und einem kleinen Tierschutzverein zur Verfügung gestellt hatte.

Zwei Jahre später übernahm der "Allgemeine Tierhilfsdienst" aus Ahlun das Haus und machte im Lauf der Jahre ein Vorzeige-Tierheim daraus, erzählte die Vorsitzende des Vereins, Ursula Lohse, am Rand dieser Veranstaltung.

Dass sie mit dem Attribut "Vorzeige-Tierheim" kein bisschen übertrieb, konnte man beim Gang durch das Haus schnell feststellen. In einer gut eingerichteten Katzenstation finden die schlauen Vierbeiner alles, was sie zum Wohlfühlen brauchen. Jedes Tier hat sein eigenes Katzenklo, seinen Schlafplatz, und es gibt Spiel- und Kratzmöglichkeiten unterschiedlichster Art.

Die Stars im Haus "Renate Lang" sind aber ohne Zweifel die Hunde. Tagsüber können sie sich in ihren großen, sehr weitläufigen Zwingern hinter dem Haus austoben oder im Schatten vieler Bäume ein Nickerchen machen.

Abends kommen sie dann in ihre Zimmer, die mit ausrangierten Sofas und Sitzmöbeln ausgestattet sind und wahrlich ein recht bequemes Hundeleben bieten. Für die artgerechte Tierhaltung und die individuelle Betreuung und Ernährung sorgen acht fest angestellte Tierpfleger und vier Azubis, die aber ohne die vielen ehrenamtlichen Gassi-Geher, die sich liebevoll um ihre Patenhunde kümmern, nie und nimmer mit der vielen Arbeit fertig würden.

Die Tierpfleger waren es auch, die am Sonntag die Besucher durch ihre Stationen führten und geduldig Fragen beantworteten. Inmitten des ganzen Trubels saß zufrieden Frau Lang, die trotz ihres hohen Alters noch immer mit großem Interesse die Entwicklung "ihres" Tierheimes, das sie 2000 dem Tierhilfsdienst geschenkt hatte, verfolgt. Auch heute noch hat die rüstige Dame ein Zimmer im Tierheim, in dem sie ab und zu schläft, wenn die Rückreise nach Stuttgart zu beschwerlich ist oder wenn sie mal wieder für mehrere Tage bei ihren Lieblingen sein möchte.

Auf die Frage, ob es derzeit etwas Besonderes im Tierheim gibt, winkte Ursula Lohse ab. Auch in Talheim kämpft man mit der Geldknappheit und den galoppierenden Kosten. Man sei sehr froh, dass Frau Lang da sei und finanziell helfe, betonte sie. "Ich will mein Erbe sehen und erleben, bevor ich sterbe", so die Einstellung der Tierfreundin Lang hierzu.

Aber schlimmer als der Kampf ums wirtschaftliche Überleben sei die Verrohung einiger Personen, die ihre Tiere so verwahrlosen lassen, dass selbst die beste Pflege das Vertrauen zum Menschen nur schwer wiederherstellen kann.

Auch die unkontrollierte Vermehrung von Katzen, trotz vielfältiger Kastrationsangebote, macht ihr Sorgen. "Wir werden nicht angerufen, wenn plötzlich drei Jungkatzen herumlaufen – nein, die Anwohner warten, bis es 30 sind."

Trotz aller Sorgen und dem täglichen Kampf gegen die Windmühlen der Unmenschlichkeit feierten Tierschützer, Gassi-Geher, freiwillige Helfer und die Besucher am Sonntag ein schönes Fest rund ums Talheimer Tierheim.