Mit schwerem Gerät und guter Laune sagte man in Bildechingen den Dreck den Kampf an. Foto: Morlok

In manchen Horber Ortsteilen lief es richtig gut, in der Kernstadt dagegen richtig schlecht. Kein einziger Stadtrat hilft mit. Mit Kommentar.

Horb - Zumindest teilweise tolle Beteiligung in den Ortsteilen, aber trauriges Bild in der Kernstadt: So fällt die durchwachsene Bilanz der Stadtputzete aus.

Stadt- und Fleckenputzete stand am Samstag auf dem Programmzettel in fast allen Horber Stadtteilen, und das Ergebnis der Beteiligung war von Ort zu Ort völlig unterschiedlich.

Trafen sich in Altheim gerade mal 24 Personen bei der Moste, um nach dem Unrat im Flecken zu suchen – "in den Vorjahren waren es immer mindestens 40 Helfer", sagte Ortsvorsteher Andreas Bronner am Nachmittag im persönlichen Gespräch – so traten im Mühlen, einem der kleineren Stadtteile, wieder über 50 Personen jeden Alters die Suche nach weggeworfenem Müll an, und begleitend dazu führten zehn Mitglieder des Sportvereins eine Altpapiersammlung durch.

Im Bildechingen musste Dorfchef Peter Zimmermann zwar fast auf den gesamten Ortschaftsrat verzichten, da zumindest die Männer an diesem Tag beim Kegelausflug waren, aber sein Helferteam war trotzdem recht beachtlich.

Viele Kinder waren darunter, die es kaum erwarten konnten mit Warnweste, Handschuhen und Greifzangen ausgestattet die blauen Mülltüten zu füllen, die von Fronmeister Norbert Link dann an Ort und Stelle mit dem Traktor abgeholt wurden.

Während sich die drei Ortsvorsteher samt ihren Teams in den Orten verteilten, sah es mit dem Putztrupp in der Kernstadt gelinde gesagt schlecht aus. "120 Vereine haben wir auch in diesem Jahr wieder angeschrieben und darum gebeten, dass sie mitmachen", erklärte Bürgermeister Jan Zeitler, "aber die Resonanz war erschreckend. Kein Verein machte mit und kein Gemeinderat half beim Müllaufsammeln", so sein ernüchterndes Fazit. Lediglich sechs Bürger aus der Kernstadt und vier Kinder zogen bei Kaiserwetter los, um das zusammenzusammeln, was die Müllferkel, die es zuhauf gibt, weggeschmissen hatten. Und da waren recht kuriose Gegenstände dabei.

Ein Frau, die mit ihren Begleitern – zwei Erwachsenen und zwei Kindern – die alte Nordstetter Steige hoch abmarschierte, fanden eine Kaffeemaschine, einen Toaster, eine Matratze, einen Wasserkocher und sonstige Haushaltsgegenstände. Sie versicherte glaubhaft, die Teile wirklich gefunden zu haben und dafür nicht extra irgendwo eingebrochen zu sein.

So ganz nebenbei füllten sie in den drei Stunden, die sie unterwegs waren, noch 13 blaue Müllsäcke. Auch die Mühlener traten dem Gerücht, dass sie das ganze Jahr ihren Schrott sammeln und am Tag der Stadtputzete vors Rathaus stellen, um so den größten Dreckhaufen präsentieren zu können, energisch entgegen. In diesem Jahr zogen sie wieder neben dem "Standard-Müll" wie Flaschen, Kippen, Plastikmüll und Sonstigem, Gerümpel aus den Hecken und dem Wald, über dass man wirklich ins Staunen kam. Vom Verkehrsschild bis Gartenmöbel, Stacheldraht, Schuhe und verbeulte Fahrradwracks war alles dabei, was man eigentlich locker im Recycling-Center hätte entsorgen können. Zwischen Weitingen bis vor zum Neckarbad war wieder der Horber Fischereiverein tätig, der mit immerhin 38 Petrijünger das Neckarufer abmarschierte.

Fazit: Bürgermeister Jan Zeitler zeigte sich sehr enttäuscht über die Beteiligung in der Kernstadt. "In den Ortsteilen funktioniert es – in der Kernstadt verlassen sich die Bürger auf die Kehrmaschine und die tägliche Handreinigung", so sein Eindruck.

Für ihn und Ottmar Meyer als Verantwortliche der Stadtputzete steht daher fest, dass sie im kommenden Jahr mit einem ganz neuen Konzept an die Sache herangehen müssen, da die einmalige Grundreinigung der Stadt, gerade in den schwer zugänglichen Bereichen, trotz allem städtischen Aufwand das ganze Jahr über, notwendig ist und bleiben wird. Es hat sich zwar bereits im Vorfeld der Aktion abgezeichnet, dass man in diesem Jahr in der Kernstadt mit einem Negativrekord rechnen muss, dass es jedoch so ein Einbruch wird, das hat selbst Oberbürgermeister Peter Rosenberger nicht erwartet (siehe auch Bericht unten).

Wer im Übrigen nach der Beteiligung der Schulen fragt, dem sei versichert, dass alle Schulen im Gebiet der Kernstadt in ihrem Bereich, an unterschiedlichen Tagen, an der Aktion teilgenommen haben. Sie haben dabei nicht nur rund um "ihre" Schule sauber gemacht, sondern sind auch die unmittelbaren Laufwege mit Greifzange und Müllsack angegangen.

Kommentar: Müllmüde

Florian Ganswind

Es ist eine traurige Bilanz: Nur wenige Horber Kernstadt-Bürger machten bei der Stadtputzete mit. Bürgermeister Jan Zeitler sagte frustriert, dass nicht ein einziger Stadtrat mitgeholfen habe. Allerdings präsentierte er sich selbst im feinen Zwirn statt im Arbeiter-Look – aus Termingründen. OB Peter Rosenberger räumte nach eigenen Angaben eine Stunde alleine auf dem Hohenberg Müll weg. Insgesamt machte die Stadtspitze in diesem Jahr einen müden Eindruck. Im Vorfeld wurde nicht medienwirksam die Werbetrommel gerührt. Ein Pressegespräch wie in den vergangenen Jahren fand nicht statt. Am Dienstag rief dann unsere Zeitung selbst an, um nach Informationen zu fragen. Ein trockenes Schreiben an alle Vereine blieb in der Kernstadt so gut wie "unbeantwortet". Es landete wohl dort, wo mancher Müll in der Stadt noch hin muss: im Mülleimer!