Mit dem neuen Wärmemengezähler kann der Verbrauch besser kontrolliert werden. Foto: Schwarzwälder-Bote

Energie: Andreas Beyer kippte umstrittene Abrechnungen / Seit gestern hat er die versprochene Spartechnik

Andreas Beyer strahlt: "Was wir mit dem Oberbürgermeister vereinbart haben, das klappt alles!" Während vor knapp einem Jahr die Haugenstein-Bewohner ohne Heizung und Warmwasser gezittert haben, wird jetzt alles gerichtet.

Horb-Bildechingen. Beyer steht vor Haus Nummer 22 in der blauen Siedlung. Der Eigentümer zeigt auf einen Erdhaufen an der Straße: "Dort haben sie die Hydranten neu gemacht. Jetzt kommt nur noch die Feuerwehr ran." Hinter dem Erdhaufen, in dem auch alte Rohre liegen, holt ein Monteur gerade vier Pappkisten aus dem Auto.

Beyer: "Das sind Monteure. Die bauen jetzt die versprochenen Geräte ein. In meiner Wohnung haben wir schon neue Thermostate und eine neue Wasseruhr."

Er führt uns in den Keller. Die Monteure haben gerade die Rohre auseinandergeschraubt. Einer nimmt das passende Zwischenstück mit einem Halter aus schwarzem Kunststoff, setzt es dazwischen. Der Kollege zeigt den Wärmemengezähler: "Jeder dieser vier Stränge führt zu einer Wohnung. Mit dem neuen Wärmemengenzähler hat man jetzt die beste Methode, um den Verbrauch zu kontrollieren!" Den Auftrag dazu, so der Monteur, kommt von der Hausverwaltung Alexander Gette.

Eigentümer Beyer: "Wir haben auch einen Hahn beantragt, um die Heizung komplett abdrehen zu können."

Beyer. Er hatte dazu beigetragen, dass das Chaos um die Nebenkostenforderungen – bei ihm 6845 Euro – und die kalten Gebäude zu beenden.

Heizkraftwerkbesitzer Andreas Osbelt hatte im Sommer vor einem Jahr die Haugenstein-Häuser von der Fernwärme abgeklemmt, deren Hauseigentümer sich weigerten, die Rechnungen zu bezahlen (wir berichteten).

Melitta und Andreas Beyer hatten dagegen vor dem Amtsgericht Horb geklagt. Und erreichten als erste Haugensteiner ein Urteil, welches im November vergangenen Jahres für Furore sorgte. Es erklärte die Nebenkostenabrechnungen der dazwischengeschalteten Hausverwaltung Engelmayer schlichtweg für ungültig.

Damals im Herbst hatte das Rathaus begonnen, mit Heizkraftwerkbesitzer Osbelt über den Kauf der Nahwärmeversorgung in der ehemaligen Nato-Siedlung zu verhandeln.

Ende Juni diesen Jahres verkündete dann das Rathaus Vollzug: Die Stadtwerke haben das Heizkraftwerk und die Fernwärme gekauft, das Rathaus die Grundstücke, die noch Osbelt gehört hatten. Der Kaufpreis beläuft sich laut Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger auf eine "siebenstellige Höhe".

Und seitdem wurde schon einiges aufgeräumt: Die von der Feuerwehr Horb kritisierten schadhaften Hydranten sind ausgetauscht worden. Die Garagen hinter dem Heizkraftwerk, die voller Müll waren – leer geräumt. Auf dem Grundstück neben Haus Nummer 22, wo früher unter anderem der Kindergarten war, hat ein Eigentümer 18 neue Fertiggaragen hingestellt.

Beyer: "Die Häuser Nummer 24 und 28, die kein Warmwasser und Heizung hatten, wurden wieder angeschlossen. Und jetzt mit der Montage der Wärmemengenzähler im Keller passiert genau das, was der OB und die Stadt uns versprochen hatten."

Seit Ende Juli gibt es für alle Häuser Wärme

Stadtsprecher Christian Volk: "Wärme ist bereits seit Juli ohne Unterbrechung von der Versorgungsseite aus für alle Häuser da. Einzelne Häuser haben lediglich über den Sommer selber abgestellt, um einen unnötigen Durchfluss zu verhindern. Die Wiederinbetriebnahme kann dann auch jederzeit wieder eigenständig erfolgen. Vom Heizwerk aus steht Wärme jedenfalls zur Verfügung."

Und mit dem ersten Teil der Umbauten, die gerade im Haus Nummer 22 fertig gemacht werden, können die Bewohner schon jetzt sparen. Hausverwalter Alexander Gette hatte diese Technik im Haus Nummer fünf bereits im vergangenen Jahr einbauen lassen. Seine Bilanz dazu im März: "Der Verbrauch ist um 25 Prozent gesunken."

Stadtsprecher Volk: "Die Umbauten in den Häusern sind für das erste Drittel der Häuser Zug um Zug nun mit der jeweiligen Hausverwaltung und den Eigentümern abgestimmt und in der Umsetzung. Das Blockheizkraftwerk wurde ausgeschrieben und die Vergabe wird derzeit geprüft. Aufgrund der anstehenden Heizperiode wird mit der Erneuerung der Heizleitungen allerdings erst im nächsten Jahr begonnen."

Hintergrund: Die Stadtwerke wollen die alte Heizzentrale mit einer Stromversorgung kombinieren – im sogenannten Blockheizkraftwerk. Die Fernwärmeleitungen sollen dann im nächsten Jahr neu gemacht werden – damit sollen noch einmal 15 Prozent Wärmeverlust vermieden werden. Dafür sind gut 650 000 Euro an Investition eingeplant.