Alter schützt nicht vor Rock’n’Roll – Hansi Fink, Georg und Alex Köberlein präsentierten sich im Kloster in ihrem Element Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Grachmusikoff sorgen nach zwei Jahren Abstinenz im Horber Kloster für Begeisterung

Von Peter Morlok

Horb. Nach zwei Jahren Abstinenz wurde das Horber Kloster wieder einmal von den oberschwäbischen Charmebolzen von der rauen Alb heimgesucht. Die Multiinstrumentalisten Georg und Alexander Köberlein und der Ausnahmegitarrist und Akkordeonist Hansi Fink, die sich unter dem Bandname "Grachmusikoff" zusammenfanden, können es halt immer noch nicht lassen.

Seit weit mehr als 30 Jahren begeistern sie nun schon Jung und Alt mit Blues, Rock, Schlager, Reggae, Ska und Country, mit "Lombaliedla" und Schmonzetten. Sie überzeugen mit ganz filigran aufgebauten Geschichten, die sich alle in der Nähe ihrer Heimatstadt Bad Schussenried in Oberschaben abspielen, mit virtuoser Instrumentenbeherrschung und dem burschikosen Charisma der Älbler.

Ihre Sichtweise auf manche Dinge ist so kompliziert einfach wie die wunderbare schwäbische Sprache, die wahrscheinlich als einzige so ineinander verzwurzelte Doppel-Verneinungen wie "Komm – gang weg" zustande bringt. Wenn man dann auch noch so eine grandiose Liebeserklärung an seine oberschwäbische Heimat zu Papier bringt wie Alex Köberlein im berühmten "Heimatlied" (in dem es im Refrain heißt "Oh Heimat, was du für mi warsch ich grüße dich das letzte Mal – Leck mich am Abendrot em Schussadal") dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Diese Grachmusikoffsche Zustandsbeschreibung ländlicher Trostlosigkeit kommt zwar im passenden Polka-Look über die Lautsprecher, macht aber mehr als deutlich, wie genau die Musiker ihre Umgebung beobachten und mit welch augenzwinkernden Lässigkeit sie damit umgehen.

Es ist der Sound, den das Publikum hören möchte, denn es teilweise textsicher mitsingen kann. Aus den Besuchern wird so recht schnell ein ganzer Saal voller begeisterter "Schenkelbatscher" die hinter der Band stehen. Die "Grachs" holen ihr Publikum punktgenau ab.

Sie marschieren auch nach so vielen Jahren nicht mit der Routine des Alters durch die Gegend. Nein, ihnen sitzt immer noch der Schalk im Nacken und es ist eine wahre Freude, allein schon die Begeisterung und den Elan der drei Musiker zu bestaunen, mit der sie ihre Titel interpretieren. Klar, nach so langer Bühnenerfahrung fällt vieles leichter, die Stücke sitzen wie eingemeißelt, bieten dafür jedoch viel Raum für Improvisation sowie für Spiel- und Wortwitz. So wurde für SPD-Stadträtin Melanie Nagel, die mit ein paar Bekannten in der ersten Reihe saß, der Traum aller jungen Frauen wahr. Alex, der Star, stieg von der Bühne, kniete sich vor sie hin und schmachtete sie mit einem alten Freddy-Schlager an. Die Zuhörerschaft war von so viel Spontanität begeistert.

"Die beste schwäbische Rockband der Welt" wie sie sich völlig bescheiden selbst nennen, ließ natürlich auch die "Good Vibrationen" ihres Neckermann-Rastamanns durch das alte Gemäuer schweben, zeigten mit grundsoliden Blasmusikeinlagen, dass sie nichts davon verlernt haben, was ihnen vor langen Jahren im Schussenrieder Musikverein beigebracht wurde und kamen musikalisch so schräg daher, wie es nur echte Könner können.

Die "Grachmusikoffs" haben ihren Weg schon lange gefunden und gehen ihn mit der lässigen Ernsthaftigkeit der Profis, die ihr Handwerk verstehen. Sie sind kein bisschen leise und haben immer noch den jungenhaften Charme, der sie so herrlich normal sein lässt und jedem der Konzertbesucher das Gefühl vermittelte, mit guten alten Freunden einen Abend verbracht zu haben.

Es war der ideale Abschluss eines langen Projekt-Zukunft-Veranstaltungsjahrs der den Machern ein "ausverkauftes Haus" bescherte.