Unter der Leitung von Dirigent Jörg Dold stellte der Musikverein "Fortuna Talheim" ein ansprechendes Adventskonzert in der St.-Michael-und-Laurentius-Kirche in Talheim auf die Beine. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Adventskonzert: Dirigent Jörg Dold stellt mit "Fortuna Talheim" ein ansprechendes Programm auf die Beine

Zu seinem traditionellen Adventskonzert lud der Musikverein "Fortuna Talheim" in die St.-Michael-und-Laurentius-Kirche in Talheim ein.

H orb-Talheim. Dirigent Jörg Dold hat mit den Musikern während der vergangenen Wochen ein ansprechendes Programm auf die Beine gestellt. Mit Dold wuchs das Orchester und vorbei sind die Zeiten, als man die Konzerte mit einfachen Melodien wie "Nessaja" oder "My Way" strecken musste, um sie voll zu bekommen.

Heute kann der Dirigent auf modere, frische Blasmusikliteratur ebenso zurückgreifen, wie auf große Melodien, verschachtelte Arrangements und Stücke, die von den einzelnen Musikern mehr abverlangen als Notenlesen und Instrumentenbeherrschung.

Gleich mit dem ersten Stück des Abends, "Nessun Dorma" aus der Oper Turandot von Giacomo Puccini, unterstrich der Klangkörper diese These. Obwohl sicher vorhanden, war von Lampenfieber nichts zu hören. Die Töne saßen auch in den teils schwierigen Passagen. Ließ Meister Puccini seinerzeit seine Melodien romantisch verspielt erklingen, so setzte der Niederländische Komponist Jacob de Haan sowohl beim "Concerto d’Amore" als auch später im Stück "Crazy Music in the Air" auf Tempo und Rhythmuswechsel. Im energiegeladenen ersten Stück verbindet der Komponist mit Barock, Pop und Jazz zudem gleich drei verschiedene Epochen und Stilrichtungen.

"Share my Yoke" (Trage meine Bürde) von Ivor Bosanko, bei dem ein Trompeten-Solo vom Orchester weich umrahmt wurde, war dann wieder der besinnliche Gegenpart zu der Komposition "Contrasts of Life". Markus Götz hat hier das Auf und Ab des Lebens skizziert, das in stetem Wechsel von den verschiedenen Registern aufgegriffen und vorgetragen wurde.

Sehr interessant auch der geistliche Impuls, bei dem Kirchengemeinderätin Angelika Wiedemann das Märchen vom Auszug aller Ausländer erzählte. "Ausländer raus" stand ein paar Tage vor Weihnachten an der Kirchenmauer und Steine flogen in das Schaufenster des türkischen Ladens. Also, dachten sich alle Ausländer, dann ziehen wir halt wieder zurück in unsere Heimatländer. Der Kakao reiste zurück nach Uganda, der Kaffee nach Kenia, die Trauben und Erdbeeren zog es zurück nach Südafrika, die Ananas ging auch gleich mit. Die Gewürze aus dem Weihnachtsgebäck reisten nach Indien und die Pelzmäntel setzten sich in Flugzeuge und reisten in alle Herren Länder. Auch die tropischen Hölzer flogen aus den Fenstern und die deutschen Autos zerfielen in kleine Einzelteile, da die meisten Materialen ebenfalls Ausländer waren, die ja aus Deutschland raus sollten. Das Lied "Stille Nacht" durfte nur noch mit Ausnahmegenehmigung gesungen werden, weil es ja von einem österreichischen Komponisten stammte. Nach drei Tagen waren alle weg. Nur noch ein paar Nüsse und einige Mostäpfel waren noch da. Und Maria und Josef. "Wir bleiben", sagten die Beiden. "Denn wer soll den Leuten sonst den Weg zu Vernunft und Menschlichkeit zeigen?"

Nach diesem Impuls sang die gesamte Zuhörerschaft das Lied "Macht hoch die Tür" und in dem Kirchlein verbreitete sich eine Ahnung von weihnachtlicher Ruhe.

Mit "What a Wonderful World", dem Lied, das Louis Armstrong weltberühmt machte, schlug die Stunde des Trompetenregisters und bei dem irischen Volkslied "Carrickfergus" waren die Musiker im tiefen Blech gefordert.

Ein Register nun jedoch besonders hervorzuheben, würde der Gesamtleistung des Orchesters in keiner Weise entsprechen. Trotz kleiner Besetzung spielte die Fortuna ein großes Konzert, für das sie mit Fug und Recht mit viel Applaus belohnt wurden. Für die Zugabe wählte Dold das "Halleluja" von Leonard Cohen. Im Hinblick auf den Tod des Kanadiers eine Art Reminiszenz, eine Verbeugung vor einem großem Musiker, der der Welt unvergessliche Lieder schenkte.