Altheimer Sechstklässler auf dem Bauernhof: Besonderen Spaß machte es den Kindern, auf der Ladefläche des Traktoranhängers Platz zu nehmen. Foto: Schule Altheim Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterricht nur aus dem Schulbuch? In Altheim läuft das anders / Kostproben auf dem Biogemüsefeld

Horb-Altheim. Die 6. Klasse der GWRS Altheim besuchte an zwei Tagen zwei völlig unterschiedliche landwirtschaftliche Betriebe. Bereits am Dienstagnachmittag war man beim Biolandhof Wehle in Grünmettstetten eingeladen.

Martin Wehle sieht seine Felder als sein zweites Wohnzimmer

Biolandwirt Martin Wehle holte die acht Mädchen und vier Jungs zusammen mit zwei Lehrkräften auf dem Burrain beim ehemaligen Spielplatz ab. Besonderen Spaß machte es den Kindern, auf der Ladefläche des Traktoranhängers Platz zu nehmen. Quer über die Felder ging es schaukelnd und holpernd zu den Äckern des Biolandhofs. Wehle erklärte, wie die Umstellung des Betriebs auf biologischen Anbau durch seine Eltern im Jahr 1990 erfolgt war.

Bei der Führung über seine Felder erkannte man, dass er völlig in dieser Arbeit aufgeht, die er nebenberuflich ausübt. Er konnte sich voll auf die Kinder einstellen und hielt keine langweiligen Vorträge, sondern zeigte ihnen vor Ort, wie biologische Landwirtschaft funktioniert. Sie durften Kartoffeln und Karotten mit eigener Hand ernten und die Karotten noch vor Ort genießen. Auch die Getreidekörner aus den selbst gepflückten Ähren schmeckten köstlich. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im Vorfeld viele Fragen überlegt, die Martin Wehle alle gerne beantwortete, weil sie das Interesse der Kinder widerspiegelten. Auf die Frage, ob er überhaupt genügend Freizeit habe, antwortete er, dass seine Felder sein zweites Wohnzimmer seien, in dem er sich wohlfühle. Die Kinder erfuhren sogar, dass sein Lieblingshuhn Emma heißt. Schließlich wurde es Zeit, den Heimweg anzutreten. Wehle brachte die Schulklasse mit ihren Lehrern auf seinem Anhänger bis an die Schule, damit sie ihre Busse rechtzeitig erreichen konnten. Nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Lehrer hatten viel gelernt.

Bereits am Donnerstag nach der großen Pause besuchte dann die Kasse den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Faßnacht in Altheim, der konventionell betrieben wird. Ulrike und Gerhard Faßnacht begrüßten die Schülerinnen und Schüler vor den Ställen. Der ökologische Kreislauf ihres Betriebs, in dem Pflanzenprodukte des eigenen Anbaus den Tieren als Nahrung dienen und Tierprodukte den Pflanzen wieder als Dünger zugeführt werden können, sei ein großer Vorteil.

Den Kindern bereitete vor allem der direkte Kontakt mit den Tieren viel Freude. Sie durften Kälber streicheln und zusehen, wie eine der zirka 100 Milchkühe selber zur Melkmaschine kam und sich auch berühren ließ. Beeindruckend war auch, dass der Stall hell und offen ist und die Kühe viel Freilauf haben. Außerdem war der Geruch nach dem Futter, das aus zehn natürlichen Komponenten zusammengestellt wird, alles andere als unangenehm. "Hier stinkt es ja gar nicht!", stellten die Kinder übereinstimmend fest. Sogar ein "Wellnessbereich" steht den Kühen zur Verfügung, wo sie sich durch rotierende Bürsten massieren lassen können, so oft sie es wollen. Anschließend führten sie das Ehepaar Faßnacht zu den Schweineställen, wo der Geruch zwar etwas strenger war als in den Kuhställen, aber auch hier war die Sauberkeit ganz anders, als man es sich bei einem "Saustall" normalerweise vorstellt. Auch die Biogas-Anlage wurde den Schülerinnen und Schülern gezeigt, wo Strom und Heizungswärme erzeugt werden. Acht Nachbarfamilien konnten davon profitieren und ihre Ölheizungen entsorgen lassen.

Zum Abschluss kam der Höhepunkt. Der Sohn der Familie, Stefan Faßnacht, fuhr mit jeweils zwei oder drei Schülern mit dem modernen Traktor über den Hof. Alle waren hell begeistert. Ulrike Faßnacht servierte vor dem Abschied selbst gebackenes Brot mit Butter, Schwarzwälder Schinken und Käse. Sie freute sich über das große Interesse, das die Sechstklässler der GWRS Altheim gezeigt hatten, und sie würde sich wünschen, dass sie öfter eine Schulklasse auf ihrem Hof begrüßen dürfte.

In der nächsten Woche wird es in der Schule darum gehen, die beiden landwirtschaftlichen Betriebe mit den unterschiedlichen Vorgehensweisen zu vergleichen und vor allem die Vorteile herauszuarbeiten.