Um 9 Uhr startete gestern der zweite Schwarzwaldlauf. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmer war auch eine Weltmeisterin: Siegrid Hoffmann holte diesen Titel in Belfast (Unten links, Bildmitte). Bürgermeister Ralph Zimmermann gab dem Läuferfeld noch einige motivierende Worte mit auf den langen Weg. Foto: Morlok

25 Teilnehmer gehen dieses Jahr auf 250-Kilometer-Strecke. Ideales Wetter für Sportler.

Horb - Wenn der Nordstetter Lauf-Guru Ingo Schulze einlädt, dann schnüren die Mitglieder der großen Langstrecken- und Etappenlauf-Familie ihre Schuhe und pilgern zu den Läufen, die Schulze ausrichtet.

Sein im letzten Jahr erstmals ausgerichteter Schwarzwaldlauf lockte damals 70 Dauerläufer nach Horb, die sich auf eine insgesamt 275 Kilometer lange Strecke, die es in fünf Etappen zu bewältigen galt, aufmachten.

In diesem Jahr durfte Schulze nur ein sehr stark dezimiertes Läuferfeld zur zweiten Auflage dieses, vom Streckenverlauf modifizierten Rennens begrüßen. "Deutschland- und Europalauf lagen sehr eng beieinander, und man hat halt nur einen Körper, und mit dessen Ressourcen muss man haushalten", wusste Siegrid Hoffmann, die Titelverteidigerin im Damenfeld. "Dazu kommt, dass man eben auch nur eine begrenzte Anzahl an Urlaubstagen hat", ergänzte ihr Ehemann Roland Riedel. Er selbst läuft heuer nur die erste Etappe mit, gibt seiner Frau morgen früh im Matratzenlager im 51 Kilometer entfernten Tennenbronn, dem Ziel des ersten Tages, noch ein Geburtstagsküsschen und schaut dann zu, dass er so schnell wie möglich zurück an seinen Arbeitsplatz, der irgendwo in Rheinland-Pfalz steht, kommt. Seine Sigrid ist dann ganz allein mit ihrem Maskottchen Lupus unterwegs. Für die frischgebackene Weltmeisterin im 24-Stunden-Lauf – sie lief in Belfast in ihrer Altersklasse (50+) innerhalb eines Tages 217 Kilometer – dürfte dies kein Problem sein. Im Gegenteil. In diesem Jahr kann sie durchlaufen und muss nicht immer auf ihren Mann warten.

Schwarzwaldlauf als Trainingseinheit

Top vorbereitet geht auch die 42-jährige Gülay Bakir auf den 250 Kilometer langen Rundkurs. "Kürzlich habe ich Verwandte besucht. Dabei bin ich in vier Tagen von Bonn nach Frechen, von dort nach Mönchengladbach, weiter nach Köln und wieder zurück nach Bonn gerannt. Und die ganzen 180 Kilometer mit einem vier Kilogramm schweren Rucksack auf dem Rücken", erzählt sie so, als ob das gar nichts wäre. Für sie ist der Schwarzwaldlauf eine Art Trainingseinheit für den Deutschlandlauf 2019.

Bevor seine Läufer losrennen durften, gab es das obligatorische Gruppenbild und hinterher ein paar launige Sprüche vom "Opa" Schulze.

Bürgermeister Ralph Zimmermann wünschte allen Teilnehmern einen guten Verlauf bei diesem Rennen und erinnerte an den Urvater aller Langläufer, an einen Krieger Pheidippides, der nach der gewonnen Schlacht bei Marathon die etwas mehr als 40 Kilometer nach Athen rannte, um dort den Sieg zu verkünden. Danach sei er an Erschöpfung gestorben, so die Sage. "Und das wünsche ich ihnen auf gar keinen Fall", sagte Zimmermann, der seit dem Vortag weiß, was Läufer durchmachen müssen. Er startete beim ersten "City-Run" auf der fünf Kilometer langen Walking-Strecke und hörte auch gestern noch die Engellein singen, die ihn begleiteten, als er sich dabei die Horber Himmelsleiter hochwuchten musste. Vom Muskelkater ganz zu schweigen. "Ich habe die größte Hochachtung und den Respekt vor dem, was Sie machen und wünsche Ihnen, dass Sie alle in fünf Tagen gesund in Nordstetten ankommen."

Auf die 25 Teilnehmer – der jüngste ist 45 Jahre jung, der Älteste 71 – warten nun nicht nur die gemeinsame Rennerei, die die große Läuferfamilie immer wieder zusammenschweißt, sondern auch die gemeinsamen Nächte in den Turnhallen entlang der Strecke. Karges Nachtlager, die Schnarcher werden ins Foyer ausgelagert, und die Strapazen auf der Strecke, das Miteinander, das Wissen von den Qualen, wenn es einem von ihnen mal so richtig dreckig geht, das ist der Stoff, aus dem die Etappenläufe gestrickt sind. Und all das wartet nun auf die Athleten, die gestern Morgen von der Turnierwiese aus dieses Abenteuer des 2. Schwarzwaldlaufes bei bestem Laufwetter – nicht zu warm, dafür trocken – unter ihre Laufschuhe nahmen.