Eine zwolfjährige Schülerin wurde von einem anderen Mädchen an der Hohenberghalle zusammengeschlagen. Fehl es hier an einer Aufsicht? Foto: Hopp

Erschütternder Vorfall an Hohenberghalle. Mitschüler filmen mit. Zwölfjährige hatte an Schule um Hilfe gebeten.

Horb - Die zwölfjährige Ina (Name von der Redaktion geändert) wurde von einem anderen Mädchen am vergangenen Montag krankenhausreif zusammengeschlagen. Andere Schüler standen im Kreis drumherum. Niemand half. Im Gegenteil: Einige sollen sogar noch Videos gedreht haben.

Es ist eine Szene, die man in Großstädten vermutet. Doch sie hat am vergangenen Montag vor der Hohenberghalle stattgefunden. "Das ist heutzutage Alltag auch bei uns an den Schulen", erzählt uns eine fünffache Mutter. "Das ist kein Großstadt-Problem mehr."

Am Montagmorgen hatte die Schülerin der Gemeinschaftsschule noch ein Gespräch mit Rektor Götz Peter gesucht, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt. Die Zwölfjährige soll ihm erzählt haben, dass eine 14-Jährige, die nicht auf die gleiche Schule geht, ihr über Internet Prügel für den Nachmittag angedroht habe. "Ich habe der Schülerin dann gesagt, dass sie das Schulhaus nicht verlassen und ihre Eltern kontaktieren soll, damit sie von ihnen abgeholt wird."

Im Anschluss soll die Schülerin auch noch das Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin gesucht haben. Martina Kabel, an der Gemeinschaftsschule für die Schulsozialarbeit zuständig, möchte sich zum konkreten Fall nicht äußern ? außer, dass es sich bei dem Vorfall wohl nicht um reines Mobbing im Internet handele. Dieses Problem nehme allerdings immer mehr zu. "Internet und Whatsapp sind schneller, Drohungen und Beleidungen werden unbedachter geäußert, die Pläne von Einzelnen werden schneller bekannt."

Schließlich verließ wohl die Schülerin doch allein das Schulgelände. Das andere Mädchen machte seine Androhung wahr. Hätte die Schule besser helfen müssen? "Die Androhung von Gewalt über Internet ist Alltag an den Schulen, nicht nur an unserer", sagt Götz Peter. Man habe deshalb nicht die Möglichkeit, anders zu reagieren. Das Problem sei auch gewesen, dass die Tat sich außerhalb des Schulgeländes zugetragen habe und es sich bei der Täterin nicht um eine Schülerin der Gemeinschaftsschule gehandelt habe. "Dann hätten wir natürlich besser eingreifen können." Die 14-jährige Täterin soll aus Loßburg stammen und auf eine Schule im Westkreis gehen. Eines ihrer Hobbys soll Kickboxen sein. Sie soll nicht das erste Mal auffällig geworden sein.

Erschütternd ist, dass dem zwölfjährigen Mädchen auch nicht von anderen Schülern geholfen wurde, als es zusammengeschlagen wurde. So sollen 16- bis 18-jährige Jugendliche zugeschaut und sogar noch ihr Handy gezückt haben, um ein Video davon zu drehen, wie das Mädchen attackiert wurde ? auch dann, als das Mädchen bereits am Boden lag und weiter getreten wurde.

Das Opfer ging schließlich selbst zur Polizei. Diese soll dann dem Mädchen empfohlen haben, zum Arzt zu gehen, da die Schülerin schilderte, dass es im Kopf geknackt haben soll bei den Tritten. Schließlich kam die Zwölfjährige zur Beobachtung ins Freudenstädter Krankenhaus. Die Polizei bestätigte gestern auf Anfrage, dass eine Anzeige gegen die 14-Jährige vorliegt. Die Polizei ermittelt.

Doch was sind die Konsequenzen aus dem Fall für die Horber Schulen? Muss es zu einer gerelgten Aufsicht an der Rundhalle kommen? Dort fahren viele Busse ab, Schüler aus drei Schulen kommen dort zusammen. "Dieses Thema war tatsächlich bereits mehrfach Diskussionpunkt bei Sitzungen des Gesamtelternbeirats", sagt Gesamtelternbeiratsvorsitzender Daniel Wochner auf Anfrage. "Dieses Thema wird sicher bald wieder auf der Agenda sein."

Wochner wünscht sich auch schärfere Maßnahmen an Schulen bezüglich der Handynutzung: "Ich bin dafür, dass Handys mit Internetfunktion an Schulen verboten werden ? wie dies schon an manchen Stuttgarter Schulen der Fall ist." Dies würde auch unterbinden, dass das Handy vor Ort als Statussymbol verglichen werde.