Merve Kanyilmaz bringt im Rahmen des "insideout" Projektes ihr Selbstporträt an der Außenwand des alten Kinos an. Foto: Gunkel

Jugendliche wollen mit Teilnahme an internationalem Kunstprojekt auf eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten aufmerksam machen.

Horb - Die Aufmerksamkeit auf die Jugendlichen ziehen – das ist das Ziel der Schüler des Neigungskurses Kunst am Martin-Gerbert-Gymnasium. Mit einem Kurzfilm und der Teilnahme an einem internationalen Kunstprojekt wollen sie auf eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten aufmerksam machen.

Nachdenklich, überrascht oder verzweifelt. Diese Emotionen spiegeln die großen Selbstporträts in Schwarz-Weiß wieder, die nun an den Außenwänden des alten Kinos hängen. Emotionen, mit denen die acht Schüler ihrer Situation Ausdruck verschaffen wollen.

"Busverbindundungen sind stark verbesserungsfähig"

"Die Möglichkeiten für Jugendliche in Horb, abends etwas zu unternehmen, sind vom Aussterben bedroht", meint Lorenz Peh. "Mit den Plakaten möchten wir auf unser Filmprojekt aufmerksam machen, das genau dieses Problem thematisiert", erklärt der mit Kleistern beschäftigte Schüler. "Außerdem sind wir damit auch ein Teil des internationalen Kunstprojekts ›insideout‹ geworden".

"Insideout" ist ein Projekt des Künstlers JR, das Menschen auf der ganzen Welt dazu einlädt, große Selbstporträts in Schwarz-Weiß auf öffentlichen Plätzen anzubringen. Damit soll die Möglichkeit gegeben werden, Emotionen zu bestimmten Themen öffentlichen Ausdruck zu geben. Seit dem Beginn des vom TED-Price unterstützen Projektes im Jahr 2011 haben über 120 000 Menschen aus über 108 Ländern teilgenommen. Unter anderem wurden Fotos in Tel Aviv, Israel und auf dem Eis des Nordpoles ausgestellt.

In diesem Rahmen zeigt nun auch die Horber Jugend, was sie beschäftigt: Die Einschränkung ihrer Freizeitmöglichkeiten. Darum geht es auch im diesjährigen Filmprojekt des Neigungskurses. Seit zehn Jahren produziert Kunstlehrerin Christiane Dette jedes Jahr mit der Jahrgangsstufe 1 einen Kurzfilm. "Das Thema dazu dürfen die Schüler sich selbst aussuchen", erklärt die Lehrerin.

In Mitarbeit mit dem Tübinger Medienpädagoge Harald Weiß haben die Schüler in diesem Rahmen hinter und vor der Kamera das Thema in bewegten Bildern dargestellt. Dazu führten sie Interviews unter anderem mit dem ehemaligen Kinobesitzer, dem Leiter des Jugendreferates, Martin Guse, und Oberbürgermeister Peter Rosenberger.

Die Auffassungen, ob für junge Menschen genug geboten ist, schienen dabei zwischen Verantwortlichen und Betroffenen stark zu variieren. "Hier in Horb selbst gibt es eigentlich nur noch die Bowlingbahn und eine Shishabar", erzählt Merve Kanyilmaz. Vor allem die Schließung des Kinos habe den Jugendlichen sehr zugesetzt.

"Die Busverbindungen sind ebenfalls stark verbesserungsfähig. Wenn um sieben der letzte Bus in die Stadt fährt, sind die Möglichkeiten ziemlich gering, abends noch irgendwo hinzukommen", erzählt die Schülerin weiter.

Ob das Projekt daran etwas ändert, steht in den Sternen. Die Aufmerksamkeit der Fußgänger beim alten Kino ist den Schülern aber sicher.

Weitere Informationen:

www.insideoutproject.net