Die Physiotherapiepraxis Medi-Well wird im Spätsommer nach Dettingen umziehen – und somit wird ein weiteres Ladengeschäft in der Horber Innenstadt leer stehen. Foto: Störzer

Medi-Well-Praxis zieht im Spätsommer nach Dettingen. Wucher-Mieten, aber keine Sanierung.

Horb - Physiotherapeut Uwe Bamberger hat sich für einen Wegzug aus der Horber Innenstadt entschieden. Hätte sein Vermieter keine Mieterhöhung von 30 Prozent angekündigt, wäre er geblieben – und die Horber Innenstadt wäre dem Aussterben nicht noch ein Stück näher gekommen.

"Ab August soll ich mehr Miete zahlen", sagt Uwe Bamberger, der seit acht Jahren die Medi-Well-Praxis in der Horber Neckarstraße betreibt. Betriebswirtschaftlich gesehen rechne sich das für ihn dann einfach nicht mehr. Ein Wegzug scheint für Bamberger die unvermeidliche Konsequenz zu sein. "Für Horb tut es mir leid", erklärt er. Für die Stadt heißt sein Wegzug nämlich, dass es in direkter Nachbarschaft zu den bald leeren Räumen, in denen die Drogerie Müller noch beheimatet ist, einen weiteren Leerstand geben wird.

Zuerst keimte bei Bamberger daher der Gedanke auf, ein anderes Objekt in Horb zu mieten und dazu beizutragen, dass Horbs Innenstadt nicht völlig ausstirbt. Die Angebote waren ihm aber allesamt zu teuer. "Die Mietpreise in Horb sind Wucher", findet er. Da blieb nur noch eine Option übrig: selbst bauen. Auch wenn der Vermieter nun eine geringere Steigerung der Mietkosten anbieten würde, würde das nichts ändern. Der Eigenbau sei nun beschlossene Sache, er habe bereits begonnen. Im Spätsommer 2017 will Bamberger dann in Dettingen einziehen. "Es ist ein sportliches Ziel", sagt er, doch zuversichtlich, dass es umgesetzt werden könne, wirkt Uwe Bamberger dennoch. Die neue Praxis samt Wohnung werde im Wohngebiet Mühlacker entstehen, "hinter der Kirche", ergänzt der Therapeut. "Und", sagt er, "der Zugang wird ebenerdig. Direkt nebenan ist ein Spielplatz." Der könne dann auch von Kindern seiner Kunden genutzt werden.

Der Standort Dettingen sei für die meisten seiner Kunden sogar ein Vorteil. Der Therapeut berichtet: "Manche der Patienten brauchen alleine 15 Minuten, bis sie durch Horb und im Parkhaus sind." Insbesondere der Mittagsverkehr und die vielen Ampeln seien daran schuld. 60 bis 70 Prozent seiner Kunden seien ohnehin aus dem "Horber Westen", womit er Rexingen, Ihlingen, Dießen und Dettingen meint. Angst davor, viele seiner Kunden durch den Umzug zu verlieren, hat der Physiotherapeut nicht. Er möchte Hausbesuche bei denjenigen anbieten, die zuvor zu Fuß in seine Praxis gekommen sind.

Die ansprechendere Optik der neuen Praxis werde ein weiterer Pluspunkt für Dettingen darstellen. Sein jetziger Vermieter, der in Bayern wohne, habe, so Bamberger, nichts an den Räumen ändern wollen, obwohl viel zu machen sei. "Das Schaufenster beispielsweise ist nur acht Millimeter dick", sagt Uwe Bamberger. "Außerdem sind die Wasserrohre marode. Seitdem ich hier bin, hatten wir 15 Wasserschäden."

Er ist sich sicher: "Das Gebäude muss bestimmt bald kernsaniert werden." Das Objekt zu kaufen komme daher auch nicht in Frage. Dazu komme noch die hohe Feinstaubbelastung in der Horber Innenstadt. Bereits von Anfang an hatte der Physiotherapeut damit zu kämpfen. "Als wir hier eingezogen sind, war die Decke dunkelgrau." Und auch die Putzfrau kehre mehr schwarzen als weißen Staub zusammen. "Wenn mein Vermieter sich mit Horb auskennen würde, dann würde er keine Mieterhöhung verlangen", ist sich Uwe Bamberger sicher.