Sonya Braun und ihre zwei Affen: Der Werkstoff Hol.z hat es der Künstlerin inzwischen angetan. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Momente der Muse: Sonya Braun entdeckt Holz als neues Material für sich / Werkstatt im Garten

Von Lena Müssigmann

Horb-Betra. Sonya Braun sitzt auf ihrer Terrasse. In der Mittagshitze hört man hier nur die Insekten surren. Die Künstlerin arbeitet an heißen Tagen gerne früh morgens und abends in ihrem Garten. Mittags ist ihre Arbeit zu anstrengend. Sie behaut Stein und seit einiger Zeit auch Holz.

Sonya Braun schaut in der ruhigen Phase ihres Tages von der Terrasse genau in ihre Freiluftwerkstatt: ein großer Unterstand, gezimmert aus Brettern, die mit der Zeit grau geworden sind. "Ich arbeite mit Vorliebe draußen", sagt sie, "meine Arbeit macht halt auch viel Staub und Dreck." Auf der Werkbank der Freiluftwerkstatt steht ein Indianerkopf aus hellem Holz, daneben Steinblöcke, die Sonya Braun begonnen hat, zu bearbeiten. "Ich springe von einer Arbeit zur nächsten, lasse jede mal wieder eine Weile ruhen, dann fallen mir wieder neue Aspekte auf", sagt sie. "Der Abstand zur Arbeit ist wichtig."

Seit nicht allzu langer Zeit hat sie, die immer an Steinen gearbeitet hat, begonnen, Holz zu schnitzen. "Ich dachte, Holz sei vielleicht leichter zu bearbeiten", sagt Sonya Braun. Aber sie habe sich getäuscht. Ihre ersten Holzarbeiten waren zwei Affen, die jetzt mit ihr auf der Terrasse sitzen. Dass sie Holzskulpturen bemalen kann, was beim Stein kaum möglich sei, begeistert sie.

Im Moment hat sie zwei Eichenbalken, rund 1,50 Meter hoch, auf der Terrasse stehen, an denen sie lange gearbeitet hat. Sonya Braun hat dem alten Holz eine Blätterkrone geschnitzt. Mit der Motorsäge hat sie die grobe Struktur, mit Holzschnitzwerkzeug und dem Gummiknüppel die feine Struktur geformt. Von oben fällt das Sonnenlicht herein, bricht sich, und kommt an anderer Stelle noch einmal schwach zum Vorschein. "Ich habe den Drang, Löcher und Durchbrüche zu schaffen", sagt die Künstlerin.

Die Natur, ihr Garten, inspiriere sie. Ihre Hühner gackern, wenn sie ein Ei gelegt haben. Im Schatten der Bäume sitzen die Enten. Ab und an huscht ein Igel am Holzstapel entlang. Dieser Ort, das eigene Haus in Betra, sei ihr, die häufig umgezogen ist, wichtig. "Ich fühle mich hier geschützt und geborgen."

Egal ob Stein oder Holz, Sonya Braun gesteht jedem Material ein "Mitspracherecht" zu. Sie habe keinen festen Plan, den sie durchziehe, wenn sie ein Werk beginne. Sie lässt das Kunstwerk werden. Über all das zu sprechen, ist ihr unangenehm, sie wirkt schüchtern. "Wenn Sprache meins wäre, würde ich schreiben", sagt sie. "Meine Kunstwerke werden auch nicht schöner, wenn ich darüber rede." Sie sei nebenbei auch Handwerkerin ("muss immer wieder was rund ums Haus machen") und Hausfrau.

Bei schlechtem Wetter arbeitet sie auch im Haus, an der Werkbank gleich neben dem Herd, mit Schnitzeisen und Gummiknüppel. Den Knüppel hat ihr Alfred Appenzeller, der inzwischen verstorbene Bildhauer und Künstler aus Horb, geschenkt. "Ich arbeite mit keinem anderen", sagt sie.

Nach der Mittagshitze legt sie wieder los. "Meine Arbeit ist mein größtes Glück. Meine Leidenschaft."

Die Serie: In unserer Serie "Momente der Muse" stellen wir Künstler und ihre Schaffenskraft bei Sonnenschein vor.