Hängt nicht mehr: "Freier-Parken"-Plakat. Foto: Hopp

Rotlicht-Werbung: City-Manager Kreidler greift nach Berichterstattung sofort zum Seitenschneider.

Horb - Nach dem Wirbel um das Rotlicht-Plakat vor dem Sebastian-Lotzer-Haus ist es jetzt weg. City-Manager Thomas Kreidler: "Nachdem ich den Bericht im Schwabo gelesen habe, habe ich gleich zum Seitenschneider gegriffen!" SPD-Gemeinderätin Viviana Weschenmoser: "Ich freue mich, dass Horb vom Schmutz befreit ist."

Seit Tagen hing ein Banner von Horb Aktiv. Text: "Freier Parken. Jetzt 2h kostenfrei in Horb a. N.ckar." SPD-Landeschefin Leni Breymaier hatte das als "frauenfeindlich und sexistisch" kritisiert. Emma-Redakteurin Chantal Louis: "Das Plakat bedient das Oh-là-là-Klischee über Prostitution und es reitet mit auf einer Welle, die Prostitution salonfähig machen und zum ganz normalen Beruf erklären will. Und den Freier zum ganz normalen Kunden (wir berichteten)."

City-Manager Kreidler hat die Brisanz offenbar erst nach dem Schwabo-Bericht voll erkannt. Kreidler: "Meine Frau war die erste, der ich den Entwurf gezeigt habe. Ich habe ihn auch bewusst acht anderen Frauen gezeigt. Da kam in dieser Richtung keine Kritik."

Kristina Sauter, Horbs Ur-Grüne: "Ehrlich gesagt, ich habe in dem Motiv zunächst auch nichts moralisch anstößiges gesehen. Ich habe nur keinen Zusammenhang zwischen dem Foto und der Werbung für kostenloses Parken gesehen. Insofern fand ich das Plakat ohnehin daneben und bin froh, dass es jetzt abgehängt wurde."

City-Manager Kreidler zeigt sich einsichtig: "Sicher war das als Provokation gedacht. Das Thema ist aber, wie sich jetzt zeigt, offenbar zu sensibel. Es war nicht das Ziel, Frauen in sexistischer, frauenfeindlicher und diskriminierender Weise bloßzustellen. Auch sind wir weit davon entfernt, Prostitution zu verniedlichen und respektlos damit umzugehen. Wenn das Banner die Gefühle betroffener und in diesem Thema ehrenamtlich engagierte ehrenamtlich engagierter Frauen getroffen hat, war das nie von uns beabsichtigt. Ich entschuldige mich aufrichtig!"

Auch Weschenmoser begrüßt das Handeln des City-Managers: "Ich habe intensiv mit ihm diskutiert. Das war kein kesser Werbespruch und ist nicht lustig. Ich bin froh, dass wir in einer Stadt sind, wo man offen diskutieren kann und habe auch keinen Groll auf den City-Manager."

Den Vergleich der abgehängten "Rotlicht-Werbung" mit den umstrittenen Mini-Rock Plakaten unter dem Motto "Horb macht Liebe" weist die Gemeinderätin zurück: "Das war ein Statement für Liebe, Zärtlichkeit und Fürsorge."

Sabine Constabel, Vorsitzende des Stuttgarter Vereins "Sisters für den Ausstieg aus der Prostitution" hatte angeboten, für eine Diskussion über die Hintergründe der Prostitution nach Horb zu kommen. City-Manager Thomas Kreidler: "Das könnte ich mir als Thema durchaus vorstellen, wenn Informationsbedarf besteht."

Viviana Weschenmoser: "Das wäre sicherlich ein Thema. Wir von der SPD haben das Thema Gleichberechtigung ohnehin immer auf der Agenda und informieren darüber. Das patriarchalische Weltbild entspricht nicht mehr dem, was in der Gesellschaft wirklich passiert. Wir müssen weg von dem geschlechterspezifischen Denken hin zu einem menschenzentrierten Denken. Da kann auch eine Information über die Hintergründe der Prostitution sicherlich beitragen!"