Die Räumdienste hatten viel zu tun. Während die Autofahrer erst einmal ihr Auto freischaufeln und vorsichtig fahren mussten, hatten die Kinder mit ihren Schlitten die besten Fahrmöglichkeiten. Spaziergänger konnten dafür den Anblick der eingeschneiten Stadt genießen. Foto: Wagner/Binder/Tischbein

Strahlende Kinderaugen, frustierte Autofahrer, geforderter Räumdienst: Das Wochenende hatte es in sich.

Horb - Die Schneemassen haben in Horb und Umgebung zu unterschiedlichen Reaktionen geführt. Verärgerung gab es mal wieder über den Räumdienst, einige zeigten aber auch Verständnis.

 Ungewohnt heftiger Start

Um etwa 6 Uhr am Samstag begann der Schneefall, der so ungewohnt heftig war, dass innerhalb einer halben Stunde die Landschaft unter einer weißen Decke verschwand. Natürlich gibt es beim städtischen Bauhof einen Einsatz- und Räumplan auch für solche Fälle.

Um 7 Uhr erreichte den Forstarbeiter Daniel Berends aus Wildberg der Anruf aus Horb, dass er sich auf den Weg zu machen hatte. Kein Problem, Berends hat im Winter nämlich an Werktagen ab 4 Uhr und an Wochenenden ab 5 Uhr Bereitschaft um das Handräumen der Gehwege im Bereich Schiller-, Neckarstraße, Marktsteige und Marktplatz zu übernehmen. Gegen 8 Uhr traf er auf dem Flößerwasen mit seinem VW-Bus ein, normalerweise parkt er auf dem Marktplatz, den hätte er aber wegen der Schneeglätte nicht erreicht, wie er erklärte. Recht flott ging er an seine Arbeit, war gegen Mittag mit der ersten Tour durch und nach einer kurzen Pause marschierte er noch einmal los, denn längst war alles wieder zugeschneit.

Gequälte Parker

Erst am späteren Nachmittag befreite ein Kleinräumer den Flößerwasen von dem etwa 20 Zentimeter hohen Schnee. Für die Parker auf dem Platz nicht gerade erquickend, zuerst ihr Fahrzeug frei zu schaufeln und dann durch den hohen Schnee auf die Schillerstraße zu fahren. Wer immer noch Sommerreifen drauf hatte, hatte allerdings von Anfang an schon verloren, das ging logischerweise gar nicht.

Frust auf Facebook

Auch auf unsere Facebookseite Schwarzwälder Bote Horb war der Winterdienst ein großes Thema. Viele zeigten sich unzufrieden. Besonders aus Talheim kamen viele frustrierten Stimmen: Jens M. schrieb: "In Talheim hat die Stadt Horb auch lieber andere Flausen im Kopf als ‘nen gescheiten Winterdienst auf die Beine zu stellen. Um 11 Uhr war noch nix geräumt." Ni C. meldete um 11.38 Uhr: "Kann mich nur anschließen, in Talheim sind die Straßen noch komplett weiß. Nicht einmal die Hauptstraße ist einigermaßen sicher befahrbar!"

Viele äußerten sich ähnlich wie Robin K.: "Was für ein Räumdienst? Hier war noch keiner." Auch aus anderen Orten der Region kamen verärgerte Äußerungen: Dani B. schrieb: "Räumdienst? Welcher Räumdienst? Hier in Göttelfingen weit und breit keiner in Sicht. Aber nicht anders kennen wir es ja – es ist immer dasselbe – der Schnee im Winter kommt vollkommen überraschend. (...)"

Auch Taxiunternehmer Erol Atas meldete sich am Samstagnachmittag auf unserer Facebook-Seite kritisch zu Wort: "Wir werden es so richtig schwer haben, wenn es so weitergeht, Räumungsdienst gleich 0000000." Manche sendeten auch Grüße aus der Nachbarschaft, die von besseren Straßenverhältnissen berichteten: Alexandra B. Schrieb zum Beispiel: "Bad Imnau bei Haigerloch...frei...Kreis Balingen sieht’s mit Räumdienst wohl besser aus als Freudenstadt (...)."

 Verständnis der Bürger und Reaktion der Stadtverwaltung

Aber es gab auch verständnisvolle Worte für den Räumdienst: Ronny L. "Ich denke, dass die Räumdienste ihre Einsatzpläne haben und nach bestem Können danach arbeiten, aber auch da kann mal jemand erkranken und schon sind Planung und Umsetzung zwei Welten. Also denke ich: Lasst die Jungs und Mädels ihren Job machen, das wird schon!"

Thomas Sch. ärgerte sich über die Autofahrer, die ihre Autos an der Straße parken und es somit dem Räumdienst schwer machen. Dieser müsse dadurch „Slalom fahren."

Gestern Abend meldete sich auch noch Bürgermeister Jan Zeitler auf unserer Facebook-Seite zu Wort: "Sehr geehrte Damen und Herren, bei Schneefall sind ab dem frühen Morgen alle Großräumfahrzeuge der Stadt Horb a. N.ckar im Einsatz. Die Winterdienstmitarbeiter halten sich an den Räum- und Streuplan, der jedes Jahr überprüft und von mir freigegeben wird. Im Räum- und Streuplan wird nach Dringlichkeitsstufen unterschieden, das heißt zunächst sind die Haupterschließungsstraßen zu räumen und erst im Anschluss die Nebenstraßen. Für die Landes- und Kreisstraßen im Landkreis FDS ist die Straßenmeisterei des Landkreises zuständig. Bei starkem Schneefall kann keine Stadt oder Gemeinde sofort alle Straßen räumen. Es wäre auch nicht sehr wirtschaftlich, für die wenigen Tage im Jahr mit starkem Schneefall eine Vielzahl von weiteren teuren Fahrzeugen und zusätzliches Personal vorzuhalten, um die Straßen nur unwesentlich früher zu räumen. Der Winterdienst der Stadt Horb am Neckar ist sehr erfahren, arbeitet im Zwei-Schicht-Betrieb und wird den ganzen Winter über für die Bürgerinnen und Bürger zuverlässig seinen Dienst leisten. Dafür herzlichen Dank an die motivierte Mannschaft und an dieser Stelle wünsche ich mir etwas Respekt dafür, was in einer Flächenstadt mit 120 Quadratkilometern während des Winterdienstes im gesamten Stadtgebiet geleistet wird. Mit freundlichen Grüßen, Jan Zeitler, Bürgermeister."

Heikle Brücken und Einkaufs-Chaos

Für Einkäufer aus der Weststadt war es äußert schwierig, über den Flößersteg und auch wieder zurück zu kommen, für Gehbehinderte und Ältere sogar unmöglich. Aber nach den Feiertagen brauchte man halt Lebensmittel, was dann am Nachmittag und frühen Abend auch allen gelang. In den Discountern hatte man das Gefühl, dass nicht Schnee-Chaos herrscht, sondern ein Krieg droht, soviel Betrieb war in dem Markt.

 Ein Schneefreund meldet sich zu Wort

Der Horber Schlossermeister Günther "Ginne" Thumm vom gleichnamigen Schlüsseldienst in der Wilhelmstraße räumte gerade den Gehsteig vor seinem Ladengeschäft und meinte: "Das ist doch Klasse, ich freue mich wenn die Landschaft ihr weißes Kleid anzieht, hoffentlich bleibt der Schnee auch noch über den Jahreswechsel."

Hausbesitzer im Dauereinsatz

Die Hausbesitzer hatten ihre liebe Not mit dem vielen Schnee, der von Stunde zu Stunde immer nässer und damit schwerer wurde. Senior Walter Lauersdorf aus der Neckarstraße meinte: "Von mir aus hätt es ruhig so wie im letzten Winter sein können, wo ich die Schneeschaufel überhaupt nicht aus der Garage holen musste." Susanne Schiele aus der Ihlinger Straße schippte so in etwa jede Stunde, sonst hätte sie die "weiße Pracht" nicht mehr wegbekommen.

Kinder freuen sich über Schlittenrennen

Für die Kids war das natürlich alles ganz anders. Der achtjährige David Koschnick, er wohnt mit seinen Eltern in der "Wohnanlage Rettenmeiers Mühle", war bass erstaunt, als er aus dem Fenster schaute und alles weiß war. Schnell angezogen, die beiden Schneerenner aus dem Keller geholt und gegenüber auf der Marktsteige probiert, ob man auch Schlittenfahren kann – und man konnte. Schnell waren seine vier Kumpels auch zur Stelle und die ersten Wettrennen den steilen Weg runter starteten.

Die Bahn wurde immer besser und eine Schneeballschlacht war auch noch auf dem vormittäglichen Super-Ferienprogramm.