Volle Konzentration gab es bei Manfred Junker bereits beim Soundcheck. Foto: PZ Foto: Schwarzwälder-Bote

Manfred Junker begeistert im Horber Kloster / Gitarrist fasziniert auch mit den Beatles

Von Peter Morlok

Horb. Während man allerorten am politischen Aschermittwoch verbal auf die Konkurrenz eindrosch, ging es im Horber Klostersaal, wie immer, friedlich zu.

Das "Projekt Zukunft" hatte zu einem mehr als außergewöhnlichen Gitarrenkonzert mit dem Konstanzer Musiker Manfred Junker eingeladen.

Junker ist kein Unbekannter im Kloster, war er doch zuletzt 2007 – noch vor der Jazz-Flaute, die sich inzwischen glücklicherweise gelegt hat – hier zu Gast. Damals kam er in Begleitung, bei seinem jüngsten Auftritt dagegen "Alone". "Alone" also Allein, so heißt sowohl sein Soloprogramm als auch die zum Programm gehörende CD aus dem Jahr 2009.

Aber eigentlich stimmt dieser Titel nicht. Junker kam nicht allein und er bleib nicht allein. Begleitet wurde er von einer eigens für ihn angefertigte Archtop-Gitarre, die ihm Joe Striebel in seiner Wolfratshauser Manufaktur baute, und einem fantastischen Röhrenamp, der den vollen, warmen Sound des Instruments erst richtig zu Geltung brachte.

Details, die durch die begnadeten Hände und die herausragende Musikalität des Gitarristen zu einer Symbiose wurde, die Magie ausstrahlte. Dazu kam ein fantastisches Publikum, bei dem sich der Künstler am Ende des Konzerts aufrichtig bedankte. "Wir Künstler sagen zwar immer am Ende des Auftritts, dass unser Publikum ein gutes Publikum war, aber ihr wart große Klasse. Es ist schön, zu spüren, dass ihr meine Musik angenommen habt, dass ihr zugehört habt und mir so die Ruhe gabt, mich auf die Stücke zu konzentrieren". "Es war ein perfekter Abend – in einer solchen Atmosphäre zu spielen ist fantastisch und macht unglaublich Spaß".

Gitarristen gibt es massenweise. Gute, schlechte, weltberühmte. Warum folgt also ein Publikum, das einen Querschnitt durch mehrere Generationen repräsentierte, hoch konzentriert – teils mit geschlossenen Augen, den Kopf in die Hände gestützt und mucksmäuschenstill – über zwei Stunden lang einem Mann, der da vorn, nur mit seinem Instrument, im spärlichen Scheinwerferlicht sitzt?

War es die Aura, mit der er sich umgab? Scheinbar introvertiert, ohne große Entertainerqualitäten bei seinen Ansagen auszupacken, spielte er Stück für Stück – jedoch ohne eine Sekunde langweilig zu werden. Es war der schiere Minimalismus, der dieses Konzert so einmalig machte.

Ein Mann und sein Instrument. Sonst nichts. Der Sound stand wie eine Eins, jede Saitenberührung war zu hören und zu sehen und gerade dieses direkte Erleben der atemberaubende Grifftechnik, die jedem "normalen" Gitarristen unlösbare Knoten in die Finger bringen würde, im Zusammenspiel mit virtuos genutzten Schlag-, Picking- und Zupftechniken zeugten von Instrumentenbeherrschung hoher Güte.

Junker nutzte den Abend, um einige Stücke aus seiner CD "Alone", aber auch aus seiner gerade im Aufbau befindlichen CD zu präsentieren, auf der er Meisterwerke aus der Feder von Paul Simon (Simon and Garfunkel) einspielt. Mit dem alten Stück "Estate", das latinmäßig angelegt über die Anlage kam, unterstrich er seine Liebe zur Jazzgitarre und mit dem Klassiker "Bridge Over Troubled Water" gab es eine Demonstration in Harmonielehre.

Locker schaffen er es zudem, mit einem in sich verschachtelten Doppelstück, das die Beatles unter den Titeln "I’m So Tired" (Ich bin so müde) und "Good Night" (Gute Nacht) auf dem legendären weißen Album veröffentlichten, den Saal auch gegen Ende des Konzerts noch hellwach zu halten. Dies spricht für die Qualität dieses Meistergitarristen, der mit filigraner Souveränität zwischen den sechs Saiten seiner halbakustischen Gitarre agierte. Und hätte er "Hänschen Klein" gespielt, sein Publikum wäre trotzdem bei ihm gewesen.