Falls die FDP im Bund mitregiert, könnte er Minister werden: Michael Theurer. Foto: Deck

Einzug in Bundestag so gut wie sicher. In Medien wird "Mr. Mittelstand" als Kandidat fürs Wirtschaftsressort gehandelt.

Horb - Horb hat mit sehr großer Sicherheit ab Sonntagabend einen Bundestagsabgeordneten – obwohl er für die FDP in Karlsruhe antritt. Michael Theurer kann eigentlich nichts mehr passieren. Und ist sogar schon für einen Ministerposten im Gespräch.

Er läuft auf Hochtouren. Unterwegs im gesamten Bundesgebiet. Niedersachsen, Bremen, Ost-Tour. Bayern. Hessen. Natürlich ganz viel Baden-Württemberg. Und heute Abend auch in seiner Heimatstadt Horb. Michael Theurer kämpft für den Wiedereinzug der FDP in den Bundestag. Dafür, selbst ins deutsche Parlament zu ziehen. Und damit auch der erste Horber zu sein, der im deutschen Bundestag sitzt. Der baden-württembergische Landesvorsitzende der Liberalen hat den Listenplatz eins im Land. Die Umfragen der FDP sind konstant gut. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn es nicht klappen würde.

Für Michael Theurer wäre das der nächste Schritt auf der politischen Karriereleiter. Klar, Europa-Parlament war auch schon nicht so schlecht. Aber ganz ehrlich: Europa-Parlament ist maximal Europa League, der Bundestag dann eher schon Champions League. Für den früheren Horber Oberbürgermeister wäre es der bisherige Höhepunkt der Karriere.

Ex-OB spürt Rückenwind

Theurer merkt man den Rückenwind an. "Wir liegen mit unseren Themen richtig", ist er sich sicher. Und dann legt er, fast zum Beweis, los, welche Themen ihn umtreiben. Die Digitalisierung. "Das beginnt mit Infrastruktur. Ich habe vor 20 Jahren schon in Horb dafür gekämpft, Leerrohre in einigen Horber Stadtteilen verlegen zu lassen. Doch wo stehen wir jetzt in Deutschland. Nur 1,7 Prozent der Haushalte haben Glasfaser in ihrem Haus. Das ist der vorletzte Platz in der EU. Das ist ein Armutszeugnis für die führende Wirtschaftsnation der EU." Und auch für den Mittelstand will er sich einsetzen. Für Freiräume für die Menschen in kleinen und mittleren Unternehmen. Umso mehr freut sich Theurer, dass ihn das "Handelsblatt" als "Mr. Mittelstand" getauft hat. Dagegen habe er ein bisschen gezuckt, als er in der "Wirtschaftswoche" der neue Rainer Brüderle genannt hatte. "Nicht deshalb, weil ich Rainer Brüderle nicht als Mensch schätzen würde." Aber Theurer möchte als eigenes politisches Schwergewicht wahrgenommen werden, nicht als Duplikat.

In der Fachpresse ist Michael Theurer also schon angekommen. Allgemein heißt es jedoch: FDP, das ist in der öffentlichen Wahrnehmung doch nur der Parteivorsitzende Christian Lindner, oder? Ärgert Theurer das? "Ich bin froh, dass wir den Christian Lindner haben. Er ist ein absolutes Ausnahmegeschenk", antwortet er.

Horber zeigt sich selbstbewusst

Dennoch ist der Horber selbstbewusst: "Ich glaube schon, dass ich einen Bekanntheitsgrad habe. Ich bin Mitglied des Bundespräsidiums, Vorsitzender des zweitgrößten Landesverbandes. Im Land bin ich längst bekannt. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung werde ich als einer der führenden Köpfe bezeichnet." Wichtiger sei ihm aber, dass seine Vorschläge Einzug in die Bundes-FDP bekommen. Theurers Kompetenzfeld: Wirtschaft und Finanzen. Kein Wunder, dass ihn beispielsweise die "Welt" als möglichen Ministerkandidat handelt, falls die FDP in Regierungsverantwortung kommt. Das Amt: Wirtschaftsminister! Bekommt Horb also nicht nur den ersten Bundestagsabgeordneten, sondern sogar den ersten Bundesminister? Theurer bemüht einen seiner Lieblingssprüche: "Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist."

Doch Regierungsbeteiligung soll es nicht auf Biegen und Brechen sein. Das betont Christian Lindner, das betont auch Michael Theurer. "Es muss wesentliche Inhalte in einer schwarz-gelben Mehrheit geben: Bürokratieabbau, Steuerentlastung, Zuwandersgesetz und Privatisierung. Und was ist mit Jamaika? Schließt der Horber zwar nicht aus: "Aber die Bundesgrünen die wollen eine Vermögensssteuer, die Erbschaftssteuer erhöhen und den Verbrennungsmotor abschaffen."

Endspurt im Wahlkampf. Gestern Nachmittag noch einmal zusammen mit Christian Lindner in Karlsruhe. Gestern Abend dann ein Solo-Heimspiel in seiner Heimatstadt Horb. Thema des Vortrags: "Mut schafft Chancen." Heute im SWR die Spitzenkandidatenrunde. Kaum Zeit zum Luft holen. Und doch immer mal wieder auch Kraft schöpfen in seiner Heimatstadt Horb. "Manchmal auch deshalb, weil ich Wäsche waschen muss. Nachts bügele ich dann meine Hemden", erzählt Theurer lachend.