Ob auf dem Rauscbbart, im La Dolce Vita oder in vielen anderen Kneipen dieser Stadt: Die Stimmung beim ersten deutschen WM-Sieg war prächtig. Foto: Hopp/Lück

Fußballdörfchen überall: Siegesrauschbart, Törööö im Kö oder Neckar-Copacabana - in vielen Kneipen geht die Post ab.

Horb - Nicht nur Jogis Jungs haben das 4:0 geschafft, sondern auch die Horber Wirte. Beim ersten großen Public Viewing landeten die Gastronomen einen Sieg. Die Stimmung war "sambastisch".

Treffer 1: Die Kinderfreundlichkeit. Während die Eltern gespannt auf die Leinwand blicken, hat die kleine Josefine im Kö 23 Langeweile. Schwupps, greift sich Bedienung Miriam die Kleine und macht ein paar Scherze mit ihr. Im La Dolce Vita genießen Emiliana und Nicolas Hellstern die tollen Kiesel und Steine. Nehmen die Papprolle, um sich heimlich Nachrichten aufs Ohr zu geben, wollen mit der Schnur schnell noch ihre eigene Fanmeile absperren. Doch Mama Claudia greift ein. Nicolas will schon sauer werden, doch Emiliana gibt ihm schnell noch einen Glückskuss vor dem Anpfiff.

Treffer 2: Die Fanfreundlichkeit. Zum Beispiel im Kö 23. Damit die Fankurve auch richtig glänzen kann, hat Wirt Bernd Rausch extra T-Shirts drucken lassen. Vorne mit Deutschland-Logo, hinten mit Kö 23 drauf. Kein Wunder, dass die Stimmung bei ihm bestens, aber ganz entspannt war. Der Gastronom selbst sorgt am Grill für perfekte Steaks und knusprige Stadionwurst, während die Fans drinnen und draußen mitfieberten. Und als Stammkunde Klaus die Deutschland-Farben auf der Wange verschmiert sind, wird er von Bedienung Lisa-Maria liebevoll abgeschminkt.

Biergartengefühl und Fußballschauen: Das macht den Fans so richtig Laune. Deshalb strömen kurz vor 18 Uhr viele auf den Rauschbart. So wie Diana Schwella aus Dettingen, Cindy Heinrichs aus Rexingen und Philipp Behrendt aus Betra. Alle drei sind große Fußballfans. Nicht nur, wenn Deutschland spielt, sondern auch der VfB Stuttgart.

Gemeinsam wollen sie an diesem Abend das größte Public Viewing in Horb erleben. "Da es in diesem Jahr kein Fußballdorf am Marmorwerk gibt, was wir sehr bedauern, haben wir uns diesen Ort ausgesucht", erzählt Philipp. Alle drei gehen vor dem Spiel von einem knappen Sieg für Deutschland aus. Auch Diana und Sarah (Foto oben) sind schon vor dem Spiel in bester Laune. Die beiden Kolleginnen bei der ahg und "best friends", wie sie sagen, haben sich prächtig gekleidet und geben Jogis Jungs die Kampfeslust mit auf den Weg: Sie haben sich Hörner aufgesetzt. Auch SPD-Stadtrat Thomas Mattes hat sich zusammen mit seiner Frau Deutschlands beliebtesten Biergarten 2013 ausgesucht. Auch er ist vor dem Spiel optimistisch und tippt auf einen deutschen Sieg. Die Masse an Menschen bringt das echte Public Viewing-Gefühl. Klarer Vorteil vom Rauschbart gegenüber dem Fußballdorf. Nebenbei kann man noch gemütlich essen und trinken.

Treffer 3: Die Flexibilität in der Abwehr. Koray und Viktoria Yildiz vom La Dolce Vita haben alles gewagt. Haben eine Riesen-Leinwand aufgestellt und die Fanmeile auf dem Wilhelmsplatz eröffnet. Doch die weißen Wände von Polizei und der Stadt-Apotheke sorgen beim Anpfiff für heftige Reflexionen. Fachmann Ralf Berger von Video Rabe: "Der Beamter hat 15 000 Ansi-Lumen Lichtstärke, wir haben alles abgeschwärzt. Aber LED-Wände sind kaum zu bekommen. Dazu ist das Originalbild sehr hell und schattig." Das Ergebnis: Leider war beim Anpfiff das Spiel auf der Großbildwand nicht unbedingt optimal zu erkennen. Kein Fan verlässt das "Stadion", sondern einige wechselten einfach den Platz und fieberten mit. Die Stimmung: Großartig.

Gegen 20.45 Uhr sind die Reflexionen der Sonne weg. Koray Yildiz: "Am Samstag gegen Ghana ist das Spiel um 21 Uhr. Dann sind hier optimale Sehverhältnisse – und wir grillen!" Stimmt. Die letzten zehn Minuten des Deutschland-Spiels sind wirklich optimal zu sehen.

Auch auf dem Rauschbart ist die Sichtbedingung nicht immer optimal, sobald die Sonne zu doll scheint. Und natürlich gibt es auch den einen oder anderen, der sich über den einen oder anderen Kopf vor ihm im Bild ärgert. Doch bei den gemeinsamen Jubelschreien ist jegliche Verärgerung verflogen.

Treffer 4: Die geballte Sturmkraft. Gemeinsam schauen viele doch am liebsten. Deswegen besuchen viele neben den beiden "Großen" Rauschbart und La Dolce Vita auch die anderen Gaststätten. Im "Tamino" wird der Flachbildschirm nach draußen geholt und unter den großen Schirm gehängt. Für die kommenden Spiele könnte das aufgrund der großen Fläche auf dem Flößerwasen ein echter Geheimtipp werden. Auch fast alle anderen Wirte nutzen das WM-Fieber.

Und natürlich ist in den zahlreichen Sportheimen allerhand los. So wie beim Tennisclub Bildechingen. Da ist Paul Müller der Held des Abends – mit seinem Müller-Trikot kann er sich auch ein bisschen als Torjäger des Abends fühlen.