"Mit Herz und Verstand für Mannheim" – mit diesem Wahlkampf-Slogan tourt der Horber Oberbürgermeister Peter Rosenberger derzeit durch Mannheims Stadtteile. Foto: Ganswind

Peter Rosenberger will gleiches Amt in Mannheim. Erste Bilanz seines Wahlkampfes. Interview mit einem Insider.

Horb - Vor genau zwei Wochen präsentierte sich Peter Rosenberger öffentlich als CDU-Kandidat um den Posten des Mannheimer Oberbürgermeisters. Doch was ist seitdem geschehen? Wir blicken auf seinen Wahlkampfstart.

Zwei Wochen Wahlkampf sind auch zwei Wochen Spagat zwischen Horber OB und Wahlkämpfer. "Es ist tatsächlich sehr anstrengend", sagt Horbs (Noch?)-Oberbürgermeister Peter Rosenberger im Gespräch mit unserer Zeitung. "Aber aufgrund des extrem positiven Feedbacks, das ich bekomme, bin ich sehr motiviert."

Am Donnerstag wieder eine Autobahnfahrt. Abends steht das fünfte Bürgergespräch in Mannheims Stadtteilen an. Diesmal Rheinau/Pfingstberg in der Gaststätte "Athener Rose". Dass er gerade auch viel Zeit in Mannheim verbringt, lässt sich nicht verbergen. Auf seiner Homepage www.peter-rosenberger.de präsentiert er sowohl seine Termine als auch Berichte über Vor-Ort-Besuche. Beim Bach-Gymnasium Neckarau. Beim VfL Kurpfalz Neckarau. Bei der Bürgerinitiative zur Erhaltung der GBG-Wohnungen im Adolf-Damaschke-Ring. Rosenberger will aber keine Zweifel an seiner Präsenz in Horb aufkommen lassen. "In Horb ist alles gut organisiert. Ich nehme alle meine Termine war. Hab den nicht-öffentlichen KSA-Ausschuss am vergangenen Dienstag geleitet."

Rosenberger zieht selbst ein positives Fazit zum Wahlkampfauftakt. "Die Resonanz bei den Bürgergesprächen ist sehr groß, größer als ich erwarte habe. Die Menschen sind froh, dass ihnen jemand zuhört."

Zwei Themen werden gerade in Mannheim stark diskutiert. Die Bundesgartenschau und die Sicherheit. Messerstiche und Schüsse auf dem Marktplatz zwischen zwei rivalisierenden Gruppen vor gut einer Woche und tödliche Stiche an einem Kiosk in der Nacht zum Dienstag. Rosenberger hatte schon bei seiner Vorstellung vor zwei Wochen das Thema Sicherheit als eines seiner wichtigen Themen benannt. Er scheint wohl richtig zu liegen. "Da treffe ich wohl den Nerv der Mannheimer, obwohl das eigentlich traurig ist, dass es so ein wichtiges Thema ist."

In den Medien vor Ort ist der Wahlkampf um den OB-Posten allerdings noch eher unspektakulär. Eine erste Leser-Podiumsdiskussion mit allen drei Kandidaten, neben Rosenberger der Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) und Christopher Probst von der Mannheimer Liste – bei der Tageszeitung Mannheimer Morgen hat es schon gegeben. Und auch zum Thema Sicherheit konnten sich alle drei Kandidaten äußern. "Ich denke, die heiße Phase des Wahlkampfs wird so sechs Wochen vor der Wahl am 14. Juni beginnen", meint Rosenberger.

Einziges Ärgernis für den Horber OB war in den ersten zwei Wochen ein Artikel im Rheinneckarblog mit dem Titel "OB-Kandidat Rosenberger (CDU) mit Schwierigkeiten ›zuhause‹", der sich mit Rosenbergers Arbeit in Horb beschäftigt. Hardy Prothmann ist der Redaktionsleiter dieses unabhängigen Online-Mediums. Ein unangenehmer Geist in der Region, der versucht, mit seinen Artikeln und dem Blog Finger in die Wunden zu legen. Er eckt an, er wird beschimpft. Aber die politischen Kreise und politisch interessierte Menschen lesen seinen Blog wohl schon aufmerksam, wie in Mannheim zu hören ist.

Prothmann schrieb in diesem Artikel, der schon vor einigen Tagen erschienen ist, über Rosenberger: "In Horb zweifelt man an seiner Kompetenz." Namen, die ihm das so erzählt haben, nennt er nicht. Hart geht der freie Journalist mit Rosenberger im Artikel ins Gericht: "Als ›Oberbürgermeister Glücklos‹ mag man Herrn Rosenberger in Horb noch nicht bezeichnen – eher denn als ›Oberbürgermeister Schreihals‹. Unwirsche Reaktionen im Gemeinderat und gegenüber Mitarbeitern werden uns kolportiert."

Auch die Auseinandersetzungen der Horber Stadtverwaltung mit dem Regierungspräsidium sind ein Thema für Prothmann: "In Horb ist Herr Rosenberger nicht explizit schlecht gelitten, aber auch nicht wirklich gut. Dass Regierungspräsidien Oberbürgermeister maßregeln, kommt allerdings nicht so häufig vor – und schon gar nicht in der Regelmäßigkeit wie bei Herrn Rosenberger."

Prothmann sieht für Rosenberger in Mannheim "keine echte Chance gegen den Amtsinhaber". Er sieht auch die schwierige Rolle, die Rosenberger als Befürworter der Bundesgartenschau einnimmt. Denn die CDU war bisher ein Gegner der Buga. Und was sagt Prothmann noch zum Kandidaten Rosenberger? Der Mannheimer Insider antwortet uns.

Wie hoch ist das Risiko, dass Rosenberger auch parteiintern durch die "Schlangengrube CDU" in Mannheim Gegenwind bekommen könnte?

Prothmann: Ich würde die CDU nicht als "Schlangengrube" bezeichnen – es gibt mindestens zwei Blöcke, die sich nicht einig sind. Öffentlich wird man den Kandidaten unterstützen. Intern kocht bei manchen die Mitgliederseele, weil er schon offizielle Termine wahrnimmt, die Nominierung durch die Mitglieder aber erst Mitte März ist. Das nehmen viele dem Kreisvorsitzenden Nikolas Löbel krumm – die alte Linie, aber auch jüngere Leute. Und dieser Ärger führt eventuell zu weniger Unterstützung für Rosenberger.

Wo sehen Sie mögliche Angriffspunkte der Partei gegen Rosenberger?

Die Unterstützung aus der CDU und ein "mögliches Zerreiben" wird selbstverständlich sehr von Peter Rosenberger selbst abhängen. Ich sehe ein großes Dilemma – er muss in Mannheim sehr präsent sein. Horber könnten sich dadurch "vernachlässigt" fühlen. Und damit wird die Fragen nach "Karriere" und "Verantwortlichkeit" aufkommen – auch für das angestrebte Amt.

Wie hoch schätzen Sie die Chancen von Rosenberger in der OB-Wahl ein?

Christopher Probst wird als erklärter Buga-Gegner und auf Basis der Wähler der Mannheimer Liste, FDP und vermutlich AfD für gut 20 Prozent und mehr Stimmen gut sein. Der Amtsinhaber muss Sorge haben, dass er nicht im ersten Wahlgang die Mehrheit holt, da Peter Rosenberger sicherlich auch für mehr als 20 Prozent gut ist, und zusammen können die beiden dem Amtsinhaber den Sieg im ersten Wahlgang nehmen. Wenn Rosenberger nicht klar über 30, besser 35 und mehr Prozent holt, wird er im zweiten Wahlgang meines Erachtens keine Chance haben. Und wenn er nicht mehr als 35 Prozent holt, wird er die Unterstützung verlieren. Ingo Wellenreuther holte bei der OB-Wahl in Mannheim 2007 nur 32 Prozent, was damals als absolute Niederlage empfunden worden ist.

Seit gut 14 Tagen zeigt sich Rosenberger vermehrt in der Stadt. Wie schätzen Sie seine bisherigen Statements beziehungsweise Auftritte ein?

Ich habe Herrn Rosenberger vor Kurzem zu einem informellen Gespräch getroffen. Er wirkt offen, sympathisch und präsent. Aktuell "tastet" er sich vor und fühlt sich ein. Die ersten Auftritte sind noch vorsichtig – sein Wahlprogramm klingt nach Mannheimer CDU und ist überladen. Ein "Yes I Can" fehlt noch. Er ist sicher ein guter Kandidat für die CDU, ebenso wie Stadtrat Probst von der Mannheimer Liste. Das Problem für beide – sie kämpfen gegeneinander um die Stimmen im bürgerlich-konservativen Lager, während der Amtsinhaber das links-links-grüne Lager hinter sich hat. Beide Lager sind zumindest im Gemeinderat gleich groß. Das ist ein Vorteil für Peter Kurz, aber keiner, der sicher ist. Ich erwarte einen spannenden Wahlkampf, was gut für die Demokratie und die Stadt ist.

Diese Worte Prothmanns klingen nicht mehr so hart wie sein erster Artikel. Vielleicht ein erstes Stimmungsbarometer, wie der Horber OB bisher ankommt. Anfangs vielleicht unterschätzt, langsam aufstrebend, aber wirklich mit Chancen? Eine Frage, die nach zwei Wochen Wahlkampfauftakt noch nicht beantwortet werden kann.