Am Freitagabend hieß es: Lichter an, Geschäfte auf und Bummeln erlaubt. Die »Lange Nacht der Lichter« lockte die Menschen zum Wochenausklang in die Stadt. Foto: Thomas Fritsch

Entspannter Kernstadt-Bummel bei Langer Nacht der Lichter. Lustiger Talk bei Schwarz-Vernissage. Läden voll.

Horb - Das neue Konzept der Langen Nacht der Lichter scheint aufzugehen: Die Menschen haben es sichtlich genossen, durch unsere schöne historische Kernstadt zu bummeln. Nicht nur zum Shoppen, sondern auch um Kunst zu genießen.

Das deutlichstes Beispiel: Obwohl in der Neckarstraße hinter dem Dolce Vita kein Geschäft mehr offen hat, sondern die Galerie Bopp am Ihlinger Tor die nächste Station war, wird die Straße ausgeleuchtet. Und das lädt selbst hier zum Bummeln ein. So ist das Café Tamino an einer seiner letzten Tage proppevoll.

Und auch die Händler profitieren von dem großen Bummel rund und durch die Kernstadt. Moni Schönfeld von mode & style strahlt: "Schauen Sie sich um. Der Laden ist auch ohne Modenschau proppenvoll." Lucia Steimle vom Schmuck am Aischbach hat auffällig viel Schmuck an. Und zeigt einer Kundin noch einen Ohrring an ihrem Ohr. Laden voll, gute Gespräche.

Dasselbe bei Blumen Müller, der liebevoll mit den Yankee Candles die heimelige Stimmung der Weihnachtssaison einläutet. Gut gelaunte Kundinnen bei "Kamm In". Und die Naschkatzen vor Neckar Sport lockten viele Kunden in den Laden, wie Constanze Kittel bestätigt. Am treffendsten bringt es Michaela Manenti von wlp Wohnlicht auf den Punkt. Als wir den Laden betreten, ist niemand zu sehen. Dann kommt sie von hinten: "Gerade war ein Schub vorbei. In den drei Minuten haben wir schnell aufgeräumt." Genauso wie bei Mode Gramer. Ursula Tillery: "Die Kunden kommen immer in Schüben. Pullover und Hosen sind sehr gefragt."

Gegenüber grinst Thomas Kreidler: "Der Blitz glüht." Immer wieder betreten Kunden das Geschäft, um Pass- und Bewerbungsbilder machen zu lassen.

Auch beim Weinhaus Dörr hat Martin Dörr zusammen mit dem Team der Metzgerei Thoma alle Hände voll zu tun. Was gibt es Herrlicheres, wenn die Geschäfte bis um 23 Uhr geöffnet haben, zwischendurch ein Schwätzchen zu halten, ein Viertele zu Schlotzen zur herzhaften Kosten von Thomma?

Auf dem unteren Marktplatz spielt die Black & White Band. Nur Keyboarder Felix Grützmacher fehlt noch. Der blinde Mitarbeiter von Handytech ist noch dabei, auf dem Marktplatz die Mädels zu begeistern. Er grinst: "Es ist eine tolle Stimmung hier. Die Feuerzeuge brauchen nicht hochgehalten zu werden – es ist genug Licht hier."

Christa Stiegenroth ist derweil dabei, in ihrem kleinen Geschäft an der Marktsteige den Kundinnen die neueste "Mid-Season" ihrer französischen Mode zu zeigen, die gerade am Morgen eingetroffen ist. Und bei Raible Wohnidee ist eine lange Schlange, Heiderose Raible lächelt.

Der Marktplatz – auch hier verteilen sich die Bummler. Hören Grützmachers Blind Date zu, laben sich an der Paella an den Stehtischen. Und als Künstlerhausbewohner Christoph Mügge um 20 Uhr seine erste Ausstellung in Horb eröffnet, bummeln pünktlich die ersten Gäste rein.

Mügge hatte zuvor im Künstlerhaus ab 19 Uhr mit seiner Mitbewohnerin Steffi Schöne im Atelier ein Bier getrunken. Doch nicht in Ruhe. Michael Zerhusen: "Um 19 Uhr ging es gleich los. Wir haben eine riesige Resonanz." Eine Besucherin gesteht: "Ich habe schon von Ihnen gelesen und gehört. Aber ich habe mich nicht getraut. Da kam Ihr Angebot, bei der langen Nacht der Lichter genau recht."

Entspannt und gut gelaunt – so war die lange Nacht der Lichter schon gestartet. Pünktlich um 19 Uhr eröffnete Helmut Loschko die Vernissage von "Wellenlinie – Wellenlänge" im Forum. Und Muriel Shah verwickelte die Künstlerin Evelyn Schwarz gleich in einen Talk. Mit überraschenden Geständnissen. Schwarz, die mit ihrem Mann in einem Atelier zusammenarbeitet: "Zwischen uns herrscht manchmal der Tsunami." Und Schwarz’ Bruder Jürgen Sesterheim, der mit der Band "Music and Song Café" eigentlich nur für musikalische Unterhaltung sorgen sollte, klärte noch auf, warum Evelyn die Wellenlinie so drauf hat. Sesterheim: "Wir haben früher auf Schiefertafeln schreiben geübt. Wenn was nicht gestimmt hat, hat sie es mir in Wellenlinien durchgestrichen." Da musste auch Benno Müller, Vorsitzender des Kulturverein Oberer Neckar schmunzeln. Bekommt er so nach der Vernissage unten gut gelaunte Gäste in der Braitsch-Ausstellung in den oberen Etagen.