Bahnfahren in Horb und Umgebung: Nicht alle Bahnsteige sind behindertengerecht ausgebaut, wie ein Rollstuhlfahrer leidvoll feststellen musste. Foto: Hopp

Behinderter Mann hat seine Mühe mit nicht rollstuhlgerechtem Bahnsteig in Bittelbronn.

Horb - Ein funktionierendes Bus- und Bahnnetz ist für viele Bewohner des ländlichen Raums längst unverzichtbar – denn hohe Spritkosten machen häufige Autofahrten immer mehr zum Luxus. Horb investiert zwar in den Ausbau der Bahnverbindungen – doch es gibt ungelöste Probleme. Ein Rollstuhlfahrer, der in Bittelbronn aussteigen wollte, geriet in Schwierigkeiten. Wie ein hilfsbereiter Bürger berichtet, habe der Rollstuhlfahrer nicht gewusst, dass Bittelbronn den einzigen Bahnsteig an der Strecke hat, der nicht rollstuhlgerecht ist. Vielleicht ein Missgeschick, denn die Bahn AG wirbt auf ihrer Homepage mit einer ganzen Liste von Service-Angeboten für behinderte Passagiere.

Höhendifferenz zum Bahnsteig bis zu 90 Zentimeter

In Bittelbronn brauchen Rollstuhlfahrer Hilfe: Wenn sie aus einem Regionalexpress der DB aussteigen, beträgt die Höhendifferenz vom Zug zum Bahsteig zirka 80 bis 90 Zentimeter. "Wir haben zu dritt den Rollstuhlfahrer aus dem Zug gehoben. Damit war Hindernis Nummer eins überwunden. Der Rollstuhl stand nun im Kiesbett auf dem grob geschotterten Kiesbelag des Bahnsteigs", berichtet der Helfer weiter. "Hier kann kein Rollstuhlfahrer alleine fahren. Wir mussten den Rollstuhl nach hinten kippen, damit die kleinen vorderen Räder in der Luft schwebten und wir ihn auf den großen Rädern rückwärts bis zur Straße ziehen konnten." Der Bürger bittet jetzt die Stadtverwaltung, sich dafür einzusetzen, dass der Bahnsteig rollstuhlgerecht umgebaut wird.

Für die Stadt ist das Thema nicht neu, und auch Bittelbronner Bürger hoffen seit Jahren, dass sich an ihrem Bahnsteig etwas tut. Denn auch ältere Menschen tun sich leichter, möglichst höhengleich in den Zug ein- und auszusteigen.

Doch wie die Straßenprojekte scheint auch die Bahn immer wieder auf behördliche "Abstellgleise" zu rollen. Ein Beispiel: Die Aufnahme des Haltepunkts Heiligenfeld in den Fahrplan wurde einmal zum Jahreswechsel 2010/11 erhofft und damals bei der DB AG angemeldet. Nächste Woche ist 2012, und geschehen ist wenig – wenn es nun auch eine konkrete Perspektive zur Einrichtung des Bahnhalts gibt.

Bereits im Dezember 2008 hatte der Gemeinderat die Entwurfsplanung für den Haltepunkt Heiligenfeld gebilligt. Sie ist ein Teil der Planungs-, Bau- und Finanzierungsvereinbarung der Stadt mit der Albtal Verkehrsgesellschaft (AVG).

Mit dabei war auch die Planung zur Verbesserung des Bahnhaltepunkts Bittelbronn. Immerhin: Bis 2010 hatte sich planerisch einiges getan. Die Entwurfsplanungen wurden abgeschlossen, die Genehmigungsverfahren vorbereitet. Eine "Potenzanalyse", die die erhoffte Steigerung der Fahrgastzahlen bestätigte, lag für (die gesamte Maßnahme inklusive Heiligenfeld) ebenfalls vor.

Trotzdem, die Planungen für den Bittelbronner Bahnhaltepunkt stimmten bereits Anfang 2010 alles andere als optimistisch. Die AVG hatte im Dezember 2009 eine Kostenschätzung zur Ertüchtigung des Haltepunkts vorgelegt. Der Bahnsteig müsste erhöht werden, damit ein barrierefreier Ein- und Ausstieg gewährleistet wird. Auch ein Leitstreifen für Sehbehinderte müsste eingeführt werden. Auf die Zahl der Zughalte hätten diese Maßnahmen allerdings keinen Einfluss, denn laut Stadtverwaltung halten ohnehin alle auf der Strecke fahrenden Züge in Bittelbronn. Um die Kapazität zu steigern und mehr Fahrgäste anzulocken, müsste auch die Zahl der P+R-Parkplätze steigen – und das hätte die Stadtverwaltung zu bezahlen. Unterm Strich müsste die Stadt 113 000 Euro dafür ausgeben. Doch "derzeit sind hierfür keine Mittel im Haushaltsplan vorgesehen", hieß es damals.

Und heute? Bürgermeister Jan Zeitler sagte auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, dass der Ausbau des Bittelbronner Bahnsteiges erneut geprüft werde, und zwar im Zuge der Baumaßnahme Haltepunkt Heiligenfeld. Der Halt soll Ende nächsten Jahres fertig sein.

Weitere Informationen: Laut Bahn verfügen deutschlandweite viele Bahnhöfe und Züge über Hublifte und Rampen; ansonsten helfen Mitarbeiter – aber nicht an jedem Bahnhof und zu jeder Zeit. Behinderte können sich bei der Bahn erkundigen, ob ihnen an einem bestimmten Bahnhof geholfen wird.www.bahn.de/mobilitaetsservice