30 Schülerinnen kamen gestern zum Girlsday der Dualen Hochschule / Löten wird zur Herausforderung

Von Martina Lachenmaier

Horb. Gestern war Girlsday. Viele Mädchen freuen sich darauf. Nicht nur, weil der Unterricht aus-fällt, sondern weil sie in Themenbereiche hineinschnuppern können, die ihnen im Unterricht zwar auch begegnen, aber lange nicht so interessant aufbereitet sind, wie an der Dualen Hochschule.

30 Mädchen sind zum Girlsday auf den Horber Campus der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart gekommen. Die Hälfte der Mädchen besuchen Horber Schulen, und davon wiederum waren die meisten Realschülerinnen.

Drei Themen standen zur Auswahl. Eines interessanter als das andere, sodass die Wahl schwerfiel. Ist es interessanter, ein Teelicht zu löten, macht es mehr Spaß, einen Roboter nach der eigenen Pfeife tanzen zu lassen, oder ist es witziger, einen Hamster Körner einsammeln zu lassen? Klar, der Spaß darf beim Girlsday nicht zu kurz kommen. Aber gelernt wird trotzdem.

Julia Marie de Zeeuw und Emily Grünwald habe ihren virtuellen Hamster so weit gebracht, dass er Saatkorn um Saatkorn einsammelt. Manchmal streikt er noch und will partout nicht tun, was die Schülerinnen ihm auftragen. Doch mit der Unterstützung der Informatikstudenten Torsten Hopf, Jan Kleinekort und Florian Knecht ist das kein Problem. Sie erklären den Sechstklässlerinnen am Horber Gymnasium, wie man programmiert. "Das ist total einfach", sagt Torsten Hopf. Es gehe vor allem um die Denkweise, die man sich beim Programmieren aneignen müsse. Auch darum, sich klar auszudrücken und aus einem relativ kleinen Befehlspool den Hamster so zu programmieren, dass er geradeaus geht, sich nach rechts dreht und nicht ständig gegen eine Mauer läuft, wo er sich die Nase platt drückt. Ein Tipp von Jan Kleinekort hilft weiter: "Wenn es den Befehl nach rechts drehen nicht gibt, könnte man den Hamster ja auch drei Mal nach links drehen." So einfach also ist Programmieren, und das ganz ohne den Code einer Programmiersprache zu beherrschen. Julia Marie de Zeeuw und Emily Grünwald haben ihren Spaß an der Sache. Auch wenn die Berufswahl noch lange nicht ansteht, umschauen, was es gibt, kann man sich ja schon mal, meinen die beiden.

Ganz ähnlich geht es Sarina Stebner und Tina Franzke. Beide wohnen in Altheim und gehen in die neunte Realschulklasse. Sie löten ein Teelicht, das keine Kerze ist. Ihre Aufgabe hat einen praktischen Aspekt. Für beide ist das Löten einer Platine eine Premiere. "Es ist nicht schwer", sagt Sarina Stebner und übt auf einer Probe-Platine. Mädchen können das auch, keine Frage. Tina Franzke findet Jungs- und Mädchenrollen ohnehin altmodisch. Beide sind Mathecracks und liebäugeln mit einem technisch-naturwissenschaftlichen Beruf. Ihre Aufgabe war es, ein energiesparendes LED-Teelicht zum Leuchten zu bringen. "Nicht zu viel und nicht zu wenig Lot, Kurzschlüsse vermeiden und auf die Hitze achten, die am Lötkolben herrscht", das ist die Herausforderung beim Löten, sagt Dozent Ulrich Schneider.

Die dritte Aufgabe war es, einem Fahrroboter beizubringen, dass er eine Strecke von einem Meter weit fahren kann. In einer weiteren Gruppe ging es darum, einem Roboter sprechen und laufen zu lassen. "Steh auf", ruft Anna Lippert aus Dießen ihrem Roboter zu. Doch der nickt nur mit dem Kopf und bleibt einfach sitzen.

"Wahrscheinlich habe ich nur einen Tippfehler im Befehl"

Sie versucht, den Computer mit Sprachsteuerung zu programmieren. "Wahrscheinlich habe ich nur einen Tippfehler im Befehl", analysiert die Schülerin des Berufskollegs an der Heinrich-Schickhardt-Schule in Freudenstadt schnell den Unwillen des Computers. Dozent Alexander Haußer erklärt: "Es geht darum zu verstehen, wie der Roboter eine Eingabe verarbeitet und es umzusetzen." Dann tanzt auch ein Roboter nach der Pfeife der Schülerinnen.

Anna Lippert hat schon klare Berufsvorstellungen. "Ich will auf jeden Fall dual studieren", sagt sie. "Wahrscheinlich Maschinenbau und vielleicht auch in Horb." Damit wäre das Ziel des Girlsdays, Schülerinnen für technische Studiengänge und Berufe aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, erreicht.

"Wie jedes Jahr waren die Plätze an der Dualen Hochschule ausgebucht", sagt Kerstin Faißt, die für Hochschulkommunikation auf dem Horber Campus zuständig ist. Auch wenn der Erfolg des Girlsdays nicht messbar ist, so sei es wichtig, die Hemmschwelle zum Ergreifen eines technischen Berufes mit solchen Aktionstagen herabzusetzen. Und dazu leiste die Duale Hochschule gerne einen Beitrag.