Wilde Kämpfe, spannende Show, wunderschöne Kostüme: In puncto Programm und Optik ließen sich die Veranstalter nicht lumpen. Foto: Hopp

Riesen-Ritterärger im Egelstal: Schaffen mehr Besucher Fakten gegen Marktplatz?

Horb - Mehr Besucher, neue Attraktionen. Die 20. Ritterspiele sind auf den ersten Blick perfekt gelaufen. Doch im Egelstal wurden die "Stars von gestern" scheinbar klammheimlich abgehängt.

Sonntag, 17.20 Uhr. Gleich auf der Pressekonferenz werden Jürgen und Christopher Wünsche vom Ritterspiel-Veranstalter mps die Jubiläums-Ritterspiele loben: "Wir haben definitiv mehr Zuschauer als das letzte Mal. Die Zahl der Landsknechte zu verdoppeln hat sich gelohnt. Die machen einen Super-Job, machen ein tolles Programm. Man könnte allein aus dem Part mit den Landsknechten eine eigene Veranstaltung draus machen."

Riesen-Lob für den Bund Oberschwäbischer Landsknechte. Obrist Gunter Herzberger: "Das Publikum war dankbar. Im Gegensatz zum Ausland war es aber ganz ruhig. Kein Jubel. Wenn die Veranstalter uns wieder haben wollen, wären wir gerne wieder dabei."

Denn: Veranstalter mps hat dem BOL – die den ganzen Aufwand allerdings auch nebenberuflich treiben – einen Obolus bezahlt, damit sie in dieser Masse mit 260 Gewandeten und gut 100 Zelten nach Horb kommen. Damit sind die Landsknechte sozusagen die "Ritter erster Klasse" auf den Horber Ritterspielen.

Lues Morbus, eine Gruppe aus dem Badischen, gehörte vor einem Jahr auch noch zu den "Rittern erster Klasse". Im Zeitreise-Lager im Egelstal, in dem Ritter- und Kämpfergruppen aus dem gesamten Mittelalter aufgereiht waren, sollten sie damals das Bindeglied zwischen der Turnierwiese und den Landsknechten auf dem Festplatz sein. Inklusive des Weges für den Festumzug, der vor ihren Zelten entlang ging. Der Ritterspielverein hatte vorher verkündet, wie stolz man auf dieses Zeitreise-Lager sei.

Doch in diesem Jahr hatten Ritterspielverein und mps das Konzept geändert. Wie es scheint, ohne die Zeitreise-Ritter zu informieren. Dirk Steingruber von Lues Morbus: "Wir haben erst von der Verlagerung der Besucherführung erfahren, als wir den Flyer gefunden haben. Da war es schon zu spät."

Besonders ärgerlich: Die Gruppe hat extra Holzschilder und ein großes Kinderprogramm vorbereitet. Steingruber: "Wir hatten an diesem ganzen Wochenende so viele Kinder hier wie bei den letzten Ritterspielen in einer Stunde. Wir sind hier völlig abgehängt. Denn die Security oder die Leute am Info-Stand schicken die Leute natürlich dorthin, wo sie ein Eintrittsticket lösen müssen – und nicht zu uns." Lues Morbus weiß noch nicht, ob man nächstes Jahr wiederkommt.

Nebenan lagern die "Honesti Moncencis". Heinrich von Svaspinga: "Wir betreiben einen hohen Aufwand, um uns hier auf die Horber Ritterspiele vorzubereiten und den Besuchern das Mittelalter näherzubringen." Sie haben scheinbar gar nicht durch den Veranstalter erfahren, dass sie einfach abgehängt wurden. Svaspinga: "Wir haben es gemerkt."

Auf Nachfrage beim Veranstalter und beim Ritterspielverein hätte man die Verantwortung jeweils auf den anderen geschoben.

Doch es gibt nicht nur Riesen-Ritterärger im Egelstal. Bei der versprochenen Ideensammlung zur Wiederbespielung des Marktplatzes ist auch noch nicht viel rausgekommen. Jürgen Wünsche von mps: "Der Marktplatz hat Chancen. Wir wollen selbst, dass die Stadt bespielt wird. Der OB hat ein deutliches Signal gesendet. Da müssen wir auch über Geld reden."

Kurz vorher hatte der Veranstalter betont, dass die Landsknecht-Veranstaltung auch als ganz eigene Veranstaltung geht...

Matthias Ertel vom Ritterspielverein setzte noch einen drauf: "Wir haben die Idee eines Bürgermarktes auf dem Marktplatz eingebracht. Wenn so viele Leute beim Bürgermarkt mitmachen wie im Gemeinderat darüber mitdiskutiert haben, dann mache ich mir über das Gelingen keine Gedanken."

Tanja, die Kartenlegerin und inzwischen auf dem Festplatz, hat dazu eine eigene Meinung: "Wir standen früher immer auf dem schiefen Platz vor dem Amtsgericht. Der obere Marktplatz wurde in den letzten drei Jahren bewusst heruntergefahren. Es fehlten die Schilder von unten nach oben, zwischen den Ständen waren teilweise riesige Lücken."

Und auch der – von mps so hochgelobte – Festplatz mit den oberen Landsknechten macht die Händler noch nicht so richtig glücklich. Nachfrage bei der Seiferei vom Eulenhof. Erst heißt es: "Ehrliche Antwort?" Dann formuliert es Markus Hopp diplomatisch: "Der Brückenschlag vom Zentrum zum Festplatz hat besser geklappt. Die Musikbühne auf dem Festplatz ist ein Fortschritt. Wenn die den Platz hier weiter so entwickeln, dann ist der Festplatz in zwei bis drei Jahren richtig gut."

Aus diesen Worten kann man auch herauslesen: Geschäft ist okay, könnte aber mehr sein. Fakt ist: Auch Horber, denen man auf dem Norduferweg begegnet, loben das neue Konzept. Es sei so "entzerrt" und entspannter.

Sieht also irgendwie auch ganz so aus, als ob Fakten gegen den Marktplatz geschaffen wurden...