Die Familie Ekhogue aus Nigeria hatte einen Einblick in das Lagerleben der Ritter gewonnen. Sie wurde von den Frundeck-Rittern empfangen. Zufälligerweise hat das Ritterzelt der Frundeck-Ritter die gleichen Farben wie die nigerianische Nationalflagge. Foto: Luz Foto: Schwarzwälder-Bote

Frundeckritter gewähren Dornstetter Familie Einblick in ihr Lager / Jochen von Talheim begrüßt die Gäste

Von Christine Luz Horb. Klappernd stellt Jochen von Talheim den goldgelben Becher mit schäumenden Schwarzbier auf dem massiven Holztisch ab. Isaac Ekhogue nickt dem stattlichen Rittersmann zum Dank leicht zu. Sein Blick schweift zu seiner Familie, die bereits mit Apfelsaft und Limonade versorgt ist. Die Familie Ekhogue wirkt etwas verloren in dem Lager, das die Frundeckritter am Neckar aufgeschlagen haben. Mit Jeans, Turnschuhen und fest zugezogener Regenkleidung stechen sie zwischen den Rittersleuten hervor.

Isaak Ekhogue, seine Frau Vivien, Sohn Daniel und die Zwillinge Venus und Vanessa sind an diesem Samstagnachmittag Ehrengäste der Frundeckritter. Ein Anruf zur rechten Zeit hatte ihnen den Tag auf den Ritterspielen und im Lager der Ritteresleute beschert. Der Schwarzwälder Bote hatte das Lagerleben in einem Gewinnspiel für eine Familie mit drei Kindern ausgeschrieben.

Familie aus Nigeria ist das erste Mal auf den Horber Ritterspielen

Es ist das erste Mal für die Familie aus Dornstetten, dass sie die Horber Ritterspiele besuchen. Isaac lebt seit 20 Jahren in Deutschland, er kam einst als Asylant aus Nigeria hierher.

Gastgeber Jochen von Talheim, der im richtigen Leben Jochen Zink heißt, bemüht sich, das anfängliche Eis zu brechen. Er führt die fünfköpfige Familie zur nächtlichen Ruhestätte der Rittersleut, einem grün-weiß gestreiften Zelt, zufällig die gleichen Farben wir die nigerianische Nationalflagge. Im inneren stehen zwei Holzbetten mit dicken Fellen als Decken. "Mit Lammfellen im Rücken zu schlafen, ist einwandfrei", dröhnt der Ritter von Talheim. Isaac greift derweil zu einem Ritterhandschuh auf dem Bett und streift ihn behände über seine rechte Hand. Der achtjährige Daniel findet gleich Gefallen daran und nimmt seinem Vater den Handschuh mit den beweglichen Fingerteilen ab. Jedoch sind seine Finger noch viel zu kurz, er kann keines der Fingerteile bewegen.

Währenddessen hat Jochen von Talheim zu einem kleinen Bericht über die guten, alten Ritterzeiten angesetzt. Die Kinder sehen sich lieber um als zuzuhören. Zu neu und aufregend sind die Dinge, die es auf solch einem Ritterlager zu entdecken gibt. Dann zieht der Ritter mit ihnen weiter und verspricht: Jetzt sollen sie das Lager eines reichen Mannes sehen. Bis auf die Farbe wirkt das rot-weiß gestreifte Zelt ein paar Schritte weiter von außen dem der Frundecker Ritter nicht unähnlich. Doch als die Familie Ekhogue das Reich von Hans von Weitingen betritt, werden die Augen groß. Das Zelt ist geräumiger, auf dem Boden liegen Kuhfelle, in der Mitte steht ein prächtiges Bett, davor eine Sammlung aus Schwertern und Äxten.

Hans von Weitingen heißt die Gäste willkommen. Der Mann im Kettenhemd sieht schon etwas mehr zum Fürchten aus als Jochen von Talheim. Doch die Kinder haben inzwischen Mut gefasst. Isaac und Daniel dürfen den Helm des Ritters aufsetzen und das Gewicht von Schwert und Streitaxt testen. "Der ist ja schwer", verkündet Daniel, als der Weitinger Ritter ihn von seinem Helm befreit.

Ein paar Meter vom Zelt entfernt, schallt lautes Rufen, Klatschen und Musik herüber. Das Ritterturnier hat begonnen. Neugierig folgt Isaac dem Lärm, seine Kinder dicht hinter ihm. Jochen von Talheim hat sich in der Zwischenzeit auch in Montur geworfen und erwartet die Familie mit Helm und Streitaxt. Die Kinder kehren dem Turnierrummel nur ungern den Rücken, doch Jochen von Talheim verspricht ihnen, dass sie gleich wieder zurück dürfen. Zuerst aber versammeln sie sich noch einmal um den großen Tisch im Lager der Frundeckritter. Dort hat sich Daniela Platz über einen Stapel Papier gebeugt. Die Schwester des Talheimer Ritters bescheinigt Daniel, Venus und Vanessa: Sie sind jetzt offizielle Knappen der Rittersleute.

"Halt", ruft Jochen von Talheim, als die Familie schon aufbrechen will. "Bei uns geht niemand, der nicht im Pranger gesteckt hat." Daniel "erbarmt" sich, seine Familie auzulösen, und lässt sich vom Ritter Jochen von Talheim und Heiko von Gaues in das Strafwerkzeug zwängen. Hände und Kopf muss er in ein Holzgestell betten, dann schließen die Ritter mit einem zweiten Brett von oben die Vorrichtung. Daniel ist gefangen – und grinst. Mutter Viven schießt schnell ein Bild mit ihrem Handy.

Einen kräftigen Händedruck und ein paar freundliche Worte zum Abschied später ist Jochen von Talheim auf den Weg zum Horber Umzug und die Familie Ekhogue beeilt sich, um noch etwas vom Turnier zu sehen. Von Rittern haben sie längst noch nicht genug.