Vor einem Jahr holte Hermann Walz (links) den AfD-Abgeordneten Heinrich Kuhn nach Horb, um für einen sicheren Bahnübergang in Talheim zu kämpfen. Doch in die AfD werde er nicht eintreten, so Walz, auch wenn er einige AfD-Thesen vertrete. Foto: Hopp

OB-Kandidat Hermann Walz und seine politische Gesinnung: "vk.com" gibt erstaunliche Einblicke.

Horb - Wie rechts ist Hermann Walz? Diese Frage stellten wir schon in einem Bericht aus dem Jahr 2015. Sein Profil auf dem russischen Netzwerk "vk.com" macht die Frage aktueller denn je. Der OB-Kandidat zieht dort kräftig vom Leder.

Die politische Arbeit in sozialen Netzwerken wird immer wichtiger. Auch OB-Kandidat Walz, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Liste Horb (ULH), nutzt dieses Mittel. "Das gehört heutzutage mittlerweile dazu", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Seit Jahren postet Walz auf Facebook Beiträge, die sich mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigen, kommentiert sie populistisch. Früher tat er das öffentlich, mittlerweile können es nur noch diejenigen sehen, die mit ihm über das soziale Netzwerk "befreundet" sind.

Ein Beitrag mit Hitler-Verehrung?

Aber auch auf dem sozialen Netzwerk "vk.com" (siehe Info) ist Walz angemeldet. Im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt Walz, dass es sich um sein Profil handelt. Walz reagiert überrascht, dass sein Profil öffentlich einsehbar ist. Dort ist er zwar deutlich weniger mit Beiträgen aktiv. Dafür haben es seine Statements in sich. Sogar eine Art Hitler-Verehrung war dort zu lesen. Am 20. April, dem Geburtstag von Adolf Hitler, hieß es in seinem Profil: "Das heutige Datum ist geschichtsträchtig. Mit all den realitätsfremden Politikern und den Illegalen im Land würde er aufräumen innerhalb kürzester Zeit." Mit diesem Beitrag konfrontiert, weicht Walz aus. "Das soll bei mir wirklich stehen? Das ist mir gerade absolut unbekannt. Das muss ich sofort löschen." Der Löschvorgang geschah am Montagnachmittag dann tatsächlich. Angeblich, so Walz, stehe bei vk.com immer wieder mal was drin, was man selbst gar nicht gepostet habe. Kann ihm das wirklich durchgegangen sein, obwohl sein Profil eher übersichtlich ist? "Ich gehe kaum dort rein", sagt er. Die beiden Tage vor unserer Anfrage war er zumindest online, das kann man bei diesem sozialen Netzwerk sogar ohne eigene Registrierung einsehen.

Rechtsextreme Netzwerk-Freunde

Noch nicht gelöscht hatte er gestern andere Beiträge. So postete er ein Dokument aus dem Jahre 1919 von der ersten Strophe des Deutschlandlieds "Deutschland, Deutschland über alles". Walz kommentiert: "Das ist ja auch nicht verboten."

Doch da sind auch noch zahlreiche Netzwerk-Freunde, die in ihren Profilbildern ihre rechtsextreme Gesinnung deutlich machen, beispielsweise mit Hakenkreuzen. Walz sagt dazu: "Man muss sich einfach auch informieren. Ich habe auch Linke, über die ich mich informiere." Genauso argumentiert er, warum er in der Gruppe "Deutschland wacht auf" (mit schwarz-weiß-roten Hintergrundbild) mit dem Untertitel "Deutschland ist nicht BRD" ist. Dort tummeln sich augenscheinlich Rechtsextreme und eventuell auch Reichsbürger.

Doch wo sieht sich der OB-Kandidat selbst politisch verortet? "Ich beschreibe mich als wertkonservativ." Was sind das für Werte, fragen wir ihn. "Bestehendes bewahren", lautet seine Antwort. "Wir dürfen nicht alles über Bord schmeißen, à la Martin Schulz, der sagt, Flüchtlinge seien wertvoller als Gold." Heutzutage feiere man beispielsweise gemeinsam Ramadan. "Früher hatten wir auch türkische Gastarbeiter, da hat es das nicht gegeben. Da ist keiner dem anderen auf die Nerven gegangen." Zu seinen Beiträgen auf Facebook bezüglich Flüchtlinge stehe er: "Hier geht es ja nicht um Äpfel klauen, sondern um ganz andere Geschichten. Aber trotzdem hat das keine Auswirkungen auf das Asylrecht. Wenn man das nicht anprangern darf und dann als Nazi abgestempelt wird, dann tut es mir leid. Dann verstehe ich die Welt nicht mehr."

Und wie nah steht er der AfD? Als es um den Talheimer Bahnübergang ging, holte er den AfD-Landtagsabgeordneten Heinrich Kuhn nach Horb. Nun sagt er im Gespräch: "Ich bin kein AfD-Mitglied, werde es auch nicht werden, denn dann wäre ich nicht mehr unabhängig. Manche AfD-Thesen vertrete ich, aber es gibt auch Punkte, die ich nicht vertrete." Welche das sind? "Darauf habe ich auf die Schnelle keine Antwort."

Info

vk.com: Auch ganz rechts beliebt

vk.com ist ein soziales Netzwerk, das aus Russland stammt. Von der äußeren Erscheinung her ähnelt es dem Netzwerk Facebook, auch die Funktionen sind fast gleich. Gegründet haben das Netzwerk die Brüder Pawel und Nikolai Durow im Jahr 2006. Insgesamt nutzen es rund 90 Millionen Menschen weltweit, vor allem in Russland, der Ukraine und andere Staaten der früheren Sowjetunion, doch sie bekommt immer mehr Zuwachs aus Deutschland.

Die Website sei auch zur Plattform für Neonazis, Islamhasser und Rechtspopulisten aus Deutschland geworden, heißt es beispielsweise bei Welt.de. Bei dieser Klientel ist vk.com wohl deshalb so beliebt, weil kein Post gelöscht wird. Zwar könnten verfassungswidrige Posts, die in Deutschland verfasst wurden, strafrechtlich geahndet werden, doch ist das ein steiniger Weg. Welt.de benennt Sicherheitskreise, die berichten, wie schwierig der Kontakt mit vk.com und russischen Behörden ist.