Michael Singer (links) und Christoph Steiglechner stehen nach ihrem Sieg vor dem Hofbräuhaus. "Einfach unglaublich", sagen die beiden. Der Rauschbart ist "Lieblings-Biergarten 2012". Foto: Lück

Deutschlands Lieblingsbiergarten 2012 liegt in Horb.

München/Horb - Es ist entschieden. Und es ist – besonders für die Rauschbart-Wirte Michael Singer und Christoph Steiglechner – unglaublich. Der Biergarten aus Horb ist der beliebteste Deutschlands!

Im Augustiner am Platzl vergab der Verein zum Erhalt der Bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) gestern den Preis des beliebtesten Biergarten Deutschlands. Aufgerufen dazu hatte die Internet-Seite "biergartenfreunde.de", die vom Finanzamts-Angestellten Thomas Glocker aus München betrieben wird.

Es ist kurz nach elf Uhr. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude hält seine Rede und zeichnet zunächst den "Stammtischbruder 2012" aus, dann geht er gegen 12 Uhr und es gibt Mittagessen. Die Spannung steigt für die Rauschbart-Wirte. Erst Nervosität, dann Jubel: In der Kategorie der Biergärten über 500 Sitzplätze holt der Rauschbart mit 2465 Stimmen den ersten Platz. Die Horber Wirte können es kaum glauben: Als der Würzburger Hofbräukeller als zweiter Platz angesagt wird, schaut Michael Singer ungläubig auf seinen Kompagnon Steiglechner – dann treten ihm Tränen in die Augen.

Denn: Gaby und Reinhard Henke vom Hofbräukeller hatten den beiden in einem Telefonat mitgeteilt, dass sie über 6000 Stimmzettel zusammenbekommen hatten. Steiglechner: "Wir sind eigentlich von Platz zwei ausgegangen." Doch bei Gockler kamen nur gut 1800 Stimmen für die Würzburger an. Henke: "Wir haben mindestens 6000 Stimmzettel losgeschickt – ein Paket und drei Kuverts." Dennoch zeigen sich die Zweitplatzierten sportlich: "Das ist ein bisschen wie bei Olympia – wir haben halt Silber." Gockler von den Biergartenfreunden spricht von einem "Postproblem".

Dann treten zwei sichtlich gerührte Horber vor das Rednerpult. Singer: "Wir sind ein bisschen sprachlos. Wir freuen uns über die Auszeichnung. Danke auch an die Biergartenfreunde, weil der Wettbewerb uns wieder animiert, uns noch mehr mit unseren Gästen auseinanderzusetzen. Wir haben während dieses Wettbewerbs gemerkt, wie viele Freunde und Gäste wir haben, die so hinter uns stehen und so den Rücken stärken. Es ist die höchste Auszeichnung für uns, dass unsere Gäste uns so schätzen."

Beide freuen sich über den nicht erwarteten Sieg über das ganze Gesicht. Stoßen an mit ihren Angehörigen, die mit nach München gekommen sind. Dann gibt es vor der Tür noch eine Umarmung zwischen Singer und dem zweitplatzierten Henke. Der verspricht: "Wenn wir es doch mal bei der ganzen Arbeit schaffen sollten, kommen wir mal bei Euch in Horb vorbei."

Wie geht es den Bayern, dass die Schwaben bei den Biergärten, die vor 200 Jahren hier entstanden, die Nase vorn haben? Franz Bergmüller, Vorsitzender des VEBWK: "Ich respektiere den Schwaben-Erfolg. Einer der Sieger, Christoph Steiglechner, ist aus Bayern und lernte sein Handwerk bei Karl-Heinz Wildmoser. Es sollte ein Ansporn für die Bayern sein, den Pokal im nächsten Jahr zu holen." Und was sagt Schwabe Singer? "Es geht nicht um den Länderkampf, sondern darum, überall in Deutschland etwas Angenehmes für die Gäste zu bieten." Und erinnert sich an den Anfang: "Es war gar nicht leicht in Horb. Wenn ich bedenke, wie viele Obazda wir weggeworfen haben." Auch Horbs OB Peter Rosenberger ist stolz auf den Sieg: "Das finde ich sensationell. Das zeigt, dass der Landkreis Freudenstadt nicht nur Sterne-Gastronomie zu bieten hat, sondern auch einen Premium-Biergarten."