Fotos: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Eintauchen in das Leben von "Deadwood": Schützenverein Wilhelm Tell bietet Wild-West-Spaß

Den Fans der Western-Szene ist kein Weg zu weit, um ein Wochenende lang mit Gleichgesinnten in die Zeit des Wilden Westens einzutauchen.

Horb-Talheim. Als bekanntester Szene-Treff gilt unter anderem die Westernstadt "Pullman City", die mit ihren originalgetreuen Nachbauten historischer Gebäude Jahr für Jahr zahlreiche Besucher nach Bayern und Sachsen-Anhalt lockt. Doch auch das beschauliche "Deadwood" in Horb-Talheim, welches der Schützenverein (SV) Wilhelm Tell vor drei Jahren entstehen ließ, bietet sich mittlerweile als Treffpunkt für Liebhaber des Western-Flairs an. Und dies mit steigenden Besucherzahlen.

Von Weitem vernahmen die zahlreichen Besucher bereits den Klang traditioneller Country-Musik, als sie am vergangenen Wochenende zum Vereinsgelände der Talheimer Schützen pilgerten. Vereinzelt stiegen Rauchsäulen der Lagerfeuer über der Kleinstadt "Deadwood" auf. Das große Eingangstor zum "Fort Foster" war weit geöffnet und führte in die Welt des Wilden Westens.

Die Pfeile, die in den Türen steckten, wiesen auf vergangene Schlachten hin. Die Soldaten der "4. Washington Artillerie of New Orleans" standen versammelt vor einem großen Lagerfeuer und bereiteten ihr Abendmahl zu. Etwas weiter oberhalb des "Fort Foster" befand sich der "Saloon No. 10". Ein Skelett zierte den Eingangsbereich der Pinnte. Das Schild, welches dem "Knochenmann" umgehängt wurde, gibt Aufschluss über sein unvermeidliches Ende: "Zechpreller".

Dennoch ist die Stimmung friedlich im Saloon – hier findet sich der Besucher im wahren Ambiente des Westens wider. Die vielen Cowboys, Spieler, Farmer und Trapper sind durstig. Die liebreizende Bar-Dame serviert lächelnd der durstigen Zunft ein kühles Bier.

Am Tisch sitzt ein stilvoll gekleideter Cowboy, der gerade ein saftiges, 900 Gramm schweres "Tomahawk Steak" genießt. In aller Ruhe stopft sich der werte Gentleman anschließend seine Pfeife und rundet den Geschmack des Steaks mit einen Schluck "Talisker-Whiskey" ab.

Die Zeit scheint still zu stehen in "Deadwood". Vom Regen, der auf die Planen der Zelte prasselt, lassen sich "Wildwestler" nicht aus der Ruhe bringen. Der Duft des Pfeifentabaks, das Knistern des Feuers und die Country-Musik im Saloon wirkt geradezu entspannend auf die Protagonisten.

Ein Soldat der "6. Florida Volunteers" schaut auf seine Taschenuhr. In etwa einer Stunde beziehen die Truppen Stellung vor den Toren der Stadt. Der "Chief of Peace Sergeant" (Geschützführer) weist seine Männer in amerikanisch-englischer Sprache an, das Schwarzpulver zu den Kanonen zu bringen. Nach Sonnenuntergang donnern die Geschütze vor der Kleinstadt. Die Feuerstöße erleuchten das "imaginäre" Schlachtfeld. Ein Spektakel, dass sich zahlreiche Besucher nicht entgehen lassen.

"Wir Schießen hier nur mit Schwarzpulver und ohne Kanonenkugel", verriet Corporal Ron Loh von der 4. Washington Artillerie. Der Corporal ist einer von vielen sogenannten "Reenactors", die auf diversen Veranstaltungen kleinere Schlachten aus der Historie des amerikanischen Bürgerkriegs nachstellen. Hierbei kommen regelmäßig zwischen 300 und 500 Mitwirkende auf beiden Seiten der Front zusammen. "Wir leben während den Veranstaltungen auch authentisch", erzählt Loh. Sogar auf den Einsatz von Feuerzeugen wird gänzlich verzichtet.

"Scharf" geschossen wurde ausschließlich im Schießstand des SV Tell. Mitunter am beliebtesten gestaltete sich das "Cowboy-Action-Shooting", bei dem mit Bleigeschossen und Bleischrot geschossen werden durfte. Angefangen mit Schüssen aus einer "Derringer-Pistole", mussten die Cowboys ihre Zielgenauigkeit am "Unterhebelrepetierer" und dem "Single-Action-Revolver" (Hahnspanner) unter Beweis stellen. Vier Schuss aus einer Schrotflinte stellten den krönenden Abschluss der Disziplin dar. "Die grinsen danach von einem Ohr bis zum anderen", freute sich Thomas Berger von der Abteilung Bogensport des SV.

Als weiteres Highlight, welches ausschließlich den weiblichen Schützen vergönnt war, zählte das "Zwetschgendübel-Schießen". Mit einem Kleinkaliber-Unterhebelrepetierer mussten die Damen hierbei aus einer Distanz von fünfzig Metern auf Tampons (Zwetschgendübel) feuern. Nach der Siegerehrung der Schützen am vergangenen Samstag überließ Vorstand Rainer Woske (Quickly) die Bühne der Country-Band "Dapper Dan", die musikalisch für beste Unterhaltung der Gäste sorgte.

Am Sonntagmorgen lud "Reverend Berger" zum gemeinsamen Western-Gottesdienst in das Festzelt ein. Diakonin Ricky Vallon sorgte hierbei mit ihrer Gitarre und einzigartigen Stimme für ein himmlisches Klangerlebnis. Musikalisch ging es am Nachmittag direkt weiter. Die Gruppe "San Anton" gestaltete den gelungen Abschluss des "wilden" Wochenendes.