Selbst Landrat und OB schauten bei der Vernissage des Kunstvereins Oberer Neckar im Kloster vorbei. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: 22 Künstler zeigen beim Kunstverein Oberer Neckar unter dem Titel "Aktuell" eine Vielfalt kreativer Handschriften

Der Kunstverein Oberer Neckar hat am Sonntagnachmittag das Ende eines recht erfolgreichen Vereinsjahres 2016 mit einer Gemeinschaftsausstellung eingeläutet.

Horb. 22 Künstler – so viele wie noch nie – zeigen im Kloster ihre Arbeiten. 18 Maler und Grafiker sind vertreten und vier Bildhauer stellen aus. Es ist wieder ein Querschnitt durch alle Stilmittel und Epochen. Von den nahezu fotorealistischen Werken eines Norbert Stockhus, über die bunten Abstraktionen von Nikola Lukincic, die an sehr prominenter Stelle im Hauptraum der Galerie ausgestellt sind, bis hin zu den bezaubernd schönen Pappmaschee-Figuren von Martina Hehl spannt sich der Bogen in diesem Jahr. Es sind alles aktuelle Werke, die teilweise extra für diesen Jahreshöhepunkt hergestellt wurden und folgerichtig heißt die Ausstellung auch "Aktuell." Bis zum 18. Dezember läuft die Ausstellung, die wie immer samstags und sonntags von 14 Uhr bis 18 Uhr in den Atelierräumen im oberen Stock des Horber Klosters gezeigt wird.

Die meisten dieser regionalen Künstler erkennt man an "ihrer Handschrift". Albrecht Bopps kubistischen Pastellansichten sind sicher genauso prägnant wie Barbara Jägers Blüten. Beim Blick durch den Raum fällt der Blick auch auf die Farbenwelten von Wolfgang Hehl und Joachim Wörner, ohne dass man die beiden Maler verwechseln könnte. Die "Horb Composition" von Franz-Karl Ziszka fiel Landrat Klaus Michael Rückert besonders dadurch auf, dass "entweder der Neckar höher oder der oberer Marktplatz tiefergelegt wurde" wie er in seinen Grußworten nach einem kurzen Rundgang durch die Ausstellung feststellte. Aber vielleicht sind solche Details das Salz in der Suppe und die Inspiration zur Auseinandersetzung mit der Kunst oder dem, was der eine oder andere dafür hält. Es wird ja sowieso ständig herumgerätselt was Kunst ist. Sind‘s die Backwerke von Helmut Kipp, die Musik vom Kuentz Trio oder doch die bearbeiteten Steine von Josef Nadj, die man alle während der Vernissage bewundern konnte. Die Backwerke von Kipp schmeckten besser, die Musik der Freudenstädter Jazzer hört sich toll an, doch Skulpturen halten dagegen wesentlich länger.

Für Rückert ist es auf jeden Fall spannend, die unterschiedlichen Sichtweisen der 22 ausstellenden Künstler auf sich wirken zu lassen. "Unterschiedliche Herangehensweisen an die Sache können auch zu Spannungen und Reibungen führen, die sich dann wiederum in Energie umwandeln", glaubte der Landrat, der sich in freier Rede bei seinem Grußwort von der lockeren Atmosphäre während der Vernissage leiten ließ. "Künstler haben eine ganz andere Sicht auf die Dinge als wir sachorientierten Verwaltungsmenschen – und genau das macht ihre Kunst, ihre Ausdrucksform so einzigartig", stellte er fest und meinte mit Verwaltungsmensch sicher auch den zweiten im Saal. Es handelte sich um Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger, der zwar Bilder und Skulpturen gucken durfte, aber an diesem Abend nichts zu sagen hatte. Zumindest nicht bei der Ausstellungseröffnung.

Rückert erinnerte sich auch an die Zeit, als er "der Zeitler" von Weil der Stadt – also der erste Beigeordnete – war. "Auch dort hatten wir zu dieser Zeit ein paar historische Gemäuer rumstehen, mit denen wir nicht so recht wussten, was wir damit anfangen sollten." Deshalb sei man damals ins Auto gestiegen, nach Horb gefahren und habe sich angeschaut, wie die Horber Initiative um das Projekt Zukunft ihr Kloster restaurierte. "Das Horber Kloster und der Kunstverein Oberer Neckar sind ganz besondere Leuchttürme in der Kulturlandschaft des Kreises", hob der Landrat hervor, der sich täglich in seinem Freudenstädter Büro an der Arbeit der Horberin Katrin Kinsler erfreut, die alles, was nicht wie Landkreisgrenzen aussah, von einem Packpapierbogen abriss und den Rest dem Landkreis verkaufte.

20 Jahre Kunstverein Oberer Neckar – 22 Künstler, die ganz "Aktuell" sind, das ergibt ganz klar eine sehenswerte Ausstellung, die noch bis 18. Dezember jeden Samstag und Sonntag von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet ist.