Keine Bänke mehr, aber ein Plätzchen findet man am Bahnhof trotzdem noch. Foto: Hopp

Stadt geht gegen gewalttätigen Mann am Bahnhof vor. Rauschgiftdelikte zurückgegangen.

Horb - Die Stadt greift durch: Die Verwaltung hat ein dreimonatiges Aufenthalts-Verbot für den Gewalt-Pöbler am Bahnhofsplatz verfügt.

Am Dienstag vor einer Woche hatte der gewalttätige Mann – der von Staatsanwalt Frank Grundke als "so auffällig wie der Autokratzer von Nordstetten" betitelt wurde – eine Bedienung des Gleis Süd angegriffen, wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen. OB Peter Rosenberger: "Nach diesem Vorfall, der mich am Vatertag beschäftigt hatte, hat das Ordnungsamt ein dreimonatiges Aufenthaltsverbot für diesen Mann verhängt."

Markus Mast, Leiter des Polizeireviers Horb: "Bisher konnten wir nur nach einer Straftat einen Platzverweis erteilen. Mit dem neuen Aufenthaltsverbot können wir ihn ohne Anlass – wenn wir ihn in der kritischen Zone sehen – des Platzes verweisen. Wenn er am selben Tag wieder auftaucht, dann können wir ihn in Gewahrsam nehmen. Das muss dann noch ein Richter bestätigen!"

Für die Bahnhofs-Anlieger ist das eine gute Nachricht. Carsten Müller, Wirt des Gleis Süd: "Ich bin erleichtert – auch aus der Verantwortung für meine Bedienungen. Was lange währt, wird endlich gut."

Das Aufenthaltsverbot für den "Gewalt-Pöbler". Laut Mast ist die Zahl der Straftaten bis zu dieser Maßnahme am Bahnhofsplatz "in der Tendenz" weiter angestiegen. OB Rosenberger: "Wir werden das jetzt am Bahnhofsplatz genau beobachten, wie sich die Zahl der Straftaten dort in dem Areal entwickelt. Falls diese Maßnahme keinen Erfolg zeigen sollte, kann man sich überlegen, ob man den Ordnungsdienst der Stadt in der Gesamtkonzeption neu aufstellt."

Im Zusammenhang mit dem Autokratzer von Nordstetten, der im vergangenen Jahr die Polizeistatistik allein im Bereich der Sachbeschädigungen um über 150 Fälle nach oben getrieben hatte, hatte Rosenberger angekündigt zu überlegen, ob der Ordnungsdienst dort auch Streife laufen könnte. Ein Vorschlag, den er immer noch im Hinterkopf hat. Rosenberger: "Bisher können wir das mit unserem Personal nicht leisten. Das würde natürlich nur in enger Absprache mit der Polizei geschehen – denn wir wollen unsere Polizei nicht mit eigentlichen Lappalien beschäftigen. Im Moment für das Jahr 2017 sehe ich aber noch keine Notwendigkeit, über die Ausweitung des kommunalen Ordnungsdiensts nachzudenken."

Das jetzige Aufenthaltsverbot will das Stadtoberhaupt als Teil einer Gesamtstrategie verstanden wissen: "Bei dem, der herausragt im negativen Sinne als Extremfall, da reagieren wir konsequent. Bei den anderen agieren wir –  in dem wir auf die Streetworker setzen. Das subjektive und objektive Empfinden geht weit auseinander, ob solche Gruppen den öffentlichen Raum stören."

Deshalb präsentiert Horbs Polizei-Revierleiter Mast die Kriminalitätsstatistik von Horb und speziell nach dem Tatortschlüssel 15 (Bahnhof). Im Jahr 2015 gab es hier 164 Straftaten (15 Prozent gesamt), im vergangenen Jahr 187 Straftaten (16 Prozent). Die einzelnen Delikte: Rohheit/persönliche Freiheit – von 15 auf 17 Taten im Vergleichszeitraum gestiegen. Mast erläutert: "Davon sind 2016 15 Körperverletzungsdelikte, ein Raubdelikt und eine Straftat gegen die persönliche Freiheit." Diebstahl (Ladendiebstahl): von 68 auf 94 Delikte. Widerstand: von drei auf 14 Fälle. Rauschgift: Von 30 auf 17 Delikte gesunken. Mast: "Wer bei einem Ladendiebstahl erwischt wurde und beim zweiten Mal auffällt, der begeht Hausfriedensbruch. Dazu kommen oft noch Beleidigungen."

Wie erklären sich die Zahlen beim Thema Rauschgift? Mast: "Wir haben im Jahr 2015 eine Ermittlungsgruppe gegründet und intensiv die Kleindealer verfolgt. Das erklärt den Anstieg der Fälle vor zwei Jahren und den Rückgang im letzten Jahr."

Doch wie wird die Situation am Bahnhof insgesamt bewertet? Rosenberger: "Anders als in Nordstetten, wo es durch den Autokratzer einen deutlichen Ausschlag in der Kriminalitätsstatistik gegeben hat, gibt es diese Ausschläge am Bahnhofsvorplatz nicht." Mast: "Der Bahnhofsvorplatz ist kein herausragender Schwerpunkt der Kriminalität."