Die Polizei spricht mit Personen der Problem-Szene und Zeugen über die Prügel-Attacke am Kaufland. Foto: Lück

Bahnhofareal: Betrunkene Gewalt-Chaoten prügeln sich auf Straße. Stadt will nun handeln.

Horb - Die Szene vor dem Kaufland-/Bahnhof-Gelände eskaliert seit gut einem Jahr. Inzwischen gab es schon eine spektakuläre Schlägerei auf der Straße.

Es ist Dienstagmittag. 14 Uhr. Das Sperrmüllchaos nervt ganz Horb. Doch plötzlich bricht vor dem Kaufland Chaos anderer Art aus: Ein Mann in einer hellen Jeansjacke und einer im schwarzen Jogginganzug geraten in Streit. Der in der hellen Jeansjacke läuft zum Sperrmüll gegenüber, greift sich eine ungefähr ein Meter mal ein Meter große weiße Spanplatte und prügelt damit auf das Opfer ein. Der Mann im Jogging-Anzug geht zu Boden. Doch der Angreifer haut weiter mit der Spanplatte vom Sperrmüll auf das Opfer ein. Dann lässt er ab. 

Alle Passanten, die die Schlägerei beobachten konnten, sind geschockt. Alle Blicke gehen auf die Bank vor dem Kaufland, um die sich die Gruppe mit den besoffenen Gewalt-Chaoten weiter schart. Eine Frau kommt auf das Café Hag zu und sagt: "Da bekommt das Wort Erlebnis-Gastronomie eine ganz neue Bedeutung." Andere Gäste sagen: "Das wird hier immer schlimmer mit den Zuständen."

Kurze Zeit später kommen zwei Streifenwagen der Polizei vorgefahren. Die vier Beamte vernehmen den Chaoten in der hellblauen Jeansjacke, das Opfer ist auf einen Steinblock vor dem Eingang Ritterpost geflüchtet. Mitgenommen wird keiner. 

Dann kommt einer vorbei, der die ganze Szenerie beobachtet hat. Auch er hielt sich gerne früher vor dem Kaufland auf. Vor allem, als der Hähnchenwagen noch Stühle draußen stehen hatte. Er sagt: "Das ist echt extrem geworden. Der eine geht, wenn er richtig drauf ist, sogar an die Bushaltestellen und flippt dort echt aus. Er beleidigt vor allem die jungen Mädels."

Schlägereien, Pöbeleien, betrunkene Gewalt-Chaoten. Zehn Minuten, nachdem die Polizei wieder abgerückt ist, verschwindet der Angreifer Richtung Bahnhof. Der andere Mann entspannt sich – er schläft seinen Rausch auf den Holzplanken der Bank aus (Foto).

Wie konnte die Szene hier entstehen? Fakt ist: Früher gab es noch Stühle vor dem Hähnchenwagen, bevor er abgebrannt ist. Die damaligen Besitzer tolerierten damals auch friedliche Gäste – egal, welcher Schicht. Die Stühle sind inzwischen verschwunden.  Dafür gibt es jetzt die Bänke. Und die Bank, die besonders nah am Kaufland ist, lockt offenbar die Problem-Szene. Eine Situation, bei der die Passanten einen möglichst großen Bogen machen, aus Angst, dass die Situation plötzlich eskalieren könnte. Wie am Dienstag.

Auch Kaufland ist natürlich genervt. Weil neben dem Parkhaus-Eingang auch der vordere Eingang zum Bahnhofsplatz hoch frequentiert ist. Die Pressestelle schreibt: "Diese Situation ist auch für uns unbefriedigend. Wir sind zum einen selber aktiv und machen wenn nötig von unserem Hausrecht Gebrauch oder rufen die Polizei. Zudem stehen wir in Kontakt mit der Stadt und dem Ordnungsamt, um gemeinsam die Situation zu verbessern."

Das Problem allerdings: Das Hausrecht von Kaufland dürfte nicht die fragliche Bank auf den Steinquadern umfassen. Security setzt das Geschäft jedenfalls nur bei städtischen Veranstaltungen wie Fasnet oder Ritterspielen ein.

Immerhin: Jetzt will auch das Rathaus handeln. Eine Stadtsprecherin: "Aufgrund von verschiedenen Hinweisen aus der örtlichen Gastronomie hat in den Sommer- und Herbstmonaten des vergangenen Jahres der städtische Ordnungsdienst den Bahnhofsvorplatz verstärkt kontrolliert. Negativ auffällige Personen wurden mit einem Platzverweis versehen. Dies wurde auch mit Unterstützung der Horber Polizei durchgeführt."

Und jetzt wird die "Problem-Bank" entfernt werden. Die Stadtsprecherin: "Mit den Wirten und dem Kaufland ist abgestimmt, dass mit den Umbaumaßnahmen am Busbahnhof auch die Sitzgelegenheiten entlang der Taxistände entfernt werden, um diesen Bereich für das genannte Klientel unattraktiv zu machen. Der Wirt vom Gleis Süd hat im Gegenzug zugesagt, dass er auf seinen gepachteten Flächen Sitzgelegenheiten zur Verfügung stellen wird, auf denen nichts verzehrt werden muss, er aber das Hausrecht hat."

Und wann wird die Bank abtransportiert? "Die jetzigen Sitzgelegenheiten werden in den nächsten 14 Tagen entfernt. Ein genauer Tag kann heute leider noch nicht festgelegt werden, weil dies dann geschieht, wenn das nötige, schwere Einsatzgerät am Busbahnhof sowieso zum Einsatz kommt."