Kriminalität: Marihuana, LSD und Amphetamin gehandelt und eingenommen. Ermittler durchleuchten Szene.

Horb/Rottweil - Ein knappes Jahr lang hat eine dreiköpfige Ermittlergruppe der Polizei Horb die Drogenszene in der Stadt und angrenzenden Gemeinden durchleuchtet – mit Erfolg: Sie hat rund 100 Drogenverkäufer und -käufer auffliegen lassen. "In Horb gibt es keine offene Drogenszene, da spielt sich viel im Privaten ab", sagt ein Polizeisprecher. Das macht die Ermittlungen nicht einfacher.

In letzter Zeit hatte es zwei spektakuläre Drogen-Fälle in Rottenburg-Ergenzingen (Kreis Tübingen) und Empfingen gegeben. Wegen des "steigenden Fallaufkommens" in der Rauschgiftkriminalität hat die Polizei nach eigenen Angaben Anfang 2015 eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, um die Szene in und um Horb zu durchleuchten.

Die Dealer und Konsumenten sind meist noch unter 21 Jahre alt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilen. "Erstaunlicherweise reden die Konsumenten relativ viel", sagt der Staatsanwalt. Sie hätten dadurch die Möglichkeit, sich strafrechtliche Vergünstigungen zu erarbeiten. Möglicherweise ist die Polizei erst durch solche Hinweise auf weitere Konsumenten aufmerksam geworden.

Gegen alle rund 100 Beschuldigte wird es zunächst ein Ermittlungsverfahren geben. Bei geringen Rauschgiftmengen, die gekauft oder verkauft wurden, wird ein Verfahren eingestellt wird, wie der zuständige Staatsanwalt aus Rottweil sagt. Bis die Beschuldigten Klarheit haben, ob sie eine Strafe zu erwarten haben, werden demnach noch ein paar Monate vergehen.

Rauschgiftkriminalität hat stark zugenommen

Ein Fall sticht hervor: Ein Dealer kam mit seinem Drogenhandel in Horb auf einen Jahresumsatz von rund 15 000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hat jedoch nach eigenen Angaben in keinem Fall Anlass gesehen, jemanden in Haft zu nehmen.

In letzter Zeit hatte die Polizei mehrere Fälle gravierenden Drogenhandels aufgedeckt: Ein Empfinger, um die 30 Jahre alt, ist im vergangenen Jahr wegen Drogenhandels zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden, weil er große Mengen von Marihuana aus Holland beschaffen ließ und weiterverkauft hat.

In Ergenzingen war eine Drogen-WG aufgeflogen, die mehrere Kilo Marihuana von einem Dealer im Raum Backnang gekauft und von Ergenzingen aus weiterverkauft haben soll. Der Fall hatte wegen der spektakulären Festnahme im März für Aufsehen gesorgt: Zwei der mutmaßlichen Dealer aus der WG hatten in Stuttgart versucht vor der Polizei zu flüchten und dabei einen Polizisten überrollt. Der Fahrer steht derzeit wegen Drogenhandels und versuchten Mordes vor Gericht.

Die Polizei hat jetzt bei ihren Drogen-Ermittlungen auch andere Straftaten aufgedeckt, etwa Verstöße gegen das Waffengesetz, Diebstahl und Sachbeschädigung in über 20 Fällen durch Graffitis.