Die SPD-Fraktion informierte sich im Horber Krankenhaus über den aktuellen Baustand. Foto: Hopp

KLF-Geschäftsführer: "Stadt sollte Leistungserbringer an einen Tisch bringen". Privatisierung in Horb als "trojanisches Pferd"?

Horb - Die Stadt und viele Bürger hatten eine große Gesundheitskonferenz gefordert, ehe die Akut-Klinik per Kreistagsbeschluss vorläufig geschlossen wurde. Jetzt dreht KLF-Geschäftsführer Peter Mast den Spieß um.

Mast äußerte sich bei einem Krankenhaus-Besichtigungstermin der SPD-Kreistagsfraktion: "Was ich aus den bisherigen Äußerungen so rausgehört habe, geht es vielen Bürgern nicht unbedingt um eine stationäre Versorgung in Horb, sondern um eine Anlaufstelle auf Facharzt-Niveau für akute medizinische Fälle. Ziel sollte dabei sein, diesen Facharzt-Standard für 24 Stunden an sieben Tagen die Woche zu bieten. Und eine optimale Notfall-Versorgung. Meiner persönlichen Meinung nach sollte die Stadt alle drei Leistungserbringer in diesem Bereich an einen Tisch bringen, um dieses Ziel für die Bevölkerung zu erreichen."

Situationen wie beim Fußgängerunfall sollen vermieden werden

Als drei Akteure sieht Mast dabei die Kassenärztliche Vereinigung (KV), den Bereichsausschuss, der für den Rettungsdienst zuständig ist und seine KLF. Denn, so Mast, die KLF habe bislang drei Praxen im Medizinischen Versorgungszentrum im Krankenhaus Horb. Dazu kommen noch drei Praxen in der Klinik, die aber durch Ärzte betrieben werden, die ihre Abrechnung direkt über die KV machen. Falls das über die KLF geregelt werden sollte, weil noch ein Facharzt im Leistungsspektrum fehlt, müsste die KLF eine "Arztlizenz" von der KV erwerben, was aber "teuer" ist. Dazu bräuchte es möglicherweise eine politische Entscheidung durch den Kreistag. Dann könnte ein vierter Facharzt im MVZ im Krankenhaus Horb angestellt werden.

Der Bereichsausschuss sollte auch mit am runden Tisch sitzen. Er bestimmt, wie viel Rettungswagen und -Sanitäter vor Ort in Horb stationiert werden. Damit sollen Situationen wie beim Fußgängerunfall neulich nachts vermieden werden, bei denen es 25 Minuten dauerte, bis der Rettungswagen vor Ort war.

Derzeit, so KLF-Geschäftsführer Peter Mast, wird die Notfall-Versorgung in Horb wie folgt geregelt: Unter der zentralen Rufnummer wird die Pforte des Krankenhauses Freudenstadt angerufen, die sucht einen diensthabenden Hausarzt in Horb und schickt den Patienten dort hin. Die Zahl der Patienten, die – falls kein Allgemeinarzt erreichbar ist – dann an der Notfallglocke in der Klinik läuten, liegt laut Mast vom 1. bis 17. März bei "jeden zweiten Tag ein bis zwei Patienten." Für diese Notfälle habe man einen zweiten Pflegedienst nachts eingerichtet, der den diensthabenden Arzt vor Ort unterstützt. Das kann aber auch ein Allgemeinmediziner sein. Laut Mast kann so aber nicht gewährleistet sein "dass eine tiefe Schnittwunde genäht werden kann".

Ansonsten geht es beim Umbau des Krankenhauses gut voran. Laut Mast ist man sowohl im Zeitplan und man bleibe auch im Finanzrahmen: "Wir haben Hochrechnungen gemacht. Wir gehen davon aus, dass wir mit plus/minus 200 000 Euro bei den 12,3 Millionen Euro Baukosten bleiben werden."

Warum die Baukosten von ursprünglich anvisierten elf Millionen Euro gestiegen sind, erläuterten Mast und Dieter Nuber von der Betriebstechnik beim Rundgang, zu dem die SPD-Kreistagsfraktion eingeladen hatte. Nuber: "Als wir die ersten Decken entkernt hatten, haben wir entdeckt, dass Balken teilweise ausgesägt waren, mit Stroh oder Türblättern gedämmt wurde. Da mussten wir mit Stahlträgern und mehr Bauleistung als geplant erst mal Grund rein bringen, damit wir nicht gegen den Brandschutz verstoßen. Das sieht man aber erst, wenn man das ganze aufmacht."

Im zweiten Stock sind die Zimmer für 15 Betten im Altbau schon fertig, dahinter sieht man noch die alte Balkenkonstruktion. Ganz edel werden die sechs Zimmer im Neubauteil. Große Fenster bis fast zum Boden, die einen tollen Blick auf die untere Kernstadt bieten. Darunter entstehen zwischen den Betonwänden zwei MVZ-Praxen, unter anderem die vom Durchgangs-Arzt Peter Olinczuk. Richtung Marktplatz ist eine große Fensterfront. Hier soll ein Café hin – auch für Gesunde.

Im Keller dann die beeindruckendste Station des Rundgangs: 150 Zentimeter dicke Betonwand, davor eine 110 Zentimeter dicke Stahltür. Der Strahlenbunker, in dem Krebspatienten durch Spezialisten der Uni-Klinik Tübingen behandelt werden sollen.

Danach zog Rainer Ullrich, Fraktionschef der Kreis-SPD, Bilanz: "Beruhigend war es für uns zu erfahren, dass das Krankenhaus Horb weiterhin zur Akut-Klinik ausgebaut wird." Dazu bekräftigte er die Zustimmung seiner Fraktion zur vorläufigen Schließung der Akut-Klinik – "das ursprünglich geplante Konzept war aus unserer Sicht nicht zu halten, weil es den Kreis finanziell überfordert hätte".

Und er äußerte seinen Zweifel an einer möglichen Privatisierung der Klinik Horb nach dem Markterkundungsverfahren: "Was passiert dann mit den 12,3 Millionen Euro, die der Kreistag investiert hat? Dieses Invest muss sich für mich als Kreisrat refinanzieren. Wir befürchten, wenn ein privater Investor kommt, das Horb dann zum trojanischen Pferd wird." Ullrich verweist aber auch auf die guten Erfahrungen, die beispielsweise die Stadt Oberndorf mit dem neuen und privaten Klinikbetreiber SRH gemacht habe.

SPD-Kreischef Gerhard Gaiser fragte dann nach der Einrichtung eines Schlaflabors in Horb. Mast: "Wir sind gerade in der Prüfung und diskutieren intern, ob sich das in Horb lohnen würde. Dazu müssten wir auch zwei neurologische Fachärzte einstellen und nach ersten Auskünften aus Offenburg lohne sich das erst ab acht Betten."