Jäger aus Horb und Sulz sind geschockt: Die Tierschutzorganisation Peta hat Strafanzeige gestellt. Foto: Pleul

Drückjagd im Visier der Tierschützer. Jäger aus Horb und Sulz sind geschockt. Jagdverband: "nicht sachgerecht."

Horb/Sulz - Da schmeckt der Weihnachts-Wildbraten manchen vielleicht nicht mehr so gut: Die Tierschutzorganisation Peta hat Jägern aus Horb und Sulz mit einer Strafanzeige ein nicht so friedliches Weihnachtsfest beschert.

Jägerin Margarete Rebholz fällt bei der Nachricht, die ihr am Freitag der Schwarzwälder Bote telefonisch überbrachte, aus allen Wolken: "Das kann ja wohl nicht wahr sein. Ich bin geschockt." Grund ist eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz bei der Staatsanwaltschaft Rottweil von Peta gegen alle Teilnehmer der revierübergreifenden Drückjagd am 6. Dezember im Dießener Tal. Das Ehepaar Rebholz hatte die Organisation übernommen. 60 Jäger und 30 Treiber mit Hunden nahmen teil. Die Reviere Dießen I, Fürstliches Eigenjagdrevier Schlattwald und Dettingen B hatten sich zusammengetan. 31 Rehe, fünf Füchse und zwei Wildschweine wurden erlegt.

Peta begründet in drastischen Worten in einer Pressemitteilung die Strafanzeige: "Treib- und Drückjagden sind besonders erbarmungslose Jagdpraktiken, die mit enormem Leid für die Wildtiere verbunden sind. Für eine derartige Massentötung, bei der die Tiere über einen längeren Zeitraum erheblichem Stress oder Schmerzen ausgesetzt sind, erschließt sich kein vernünftiger Grund." Und das war es noch lange nicht von Peta in der Mitteilung: "Drückjagden sind eine abartige Form der Freizeitbeschäftigung", so Vanessa Reithinger, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA Deutschland, "Wildtiere werden in Todesangst vor die Gewehre der Schützen getrieben, viele von ihnen sterben durch Fehlschüsse einen langsamen und schmerzhaften Tod." Peta ist dafür bekannt, öffentlichkeitswirksame Auftritte zu inszenieren. Die Substanz der Vorwürfe ist aber oft fraglich ist.

Margarete Rebholz sagt zur Strafanzeige: "Das ist schon niederschmetternd. Wir machen das ja nicht nur zum Eigennutz, sondern wollen auch zur Regulierung der Wildpopulation beitragen. Es ist ein Schutz für den Wald." Sie wolle nun erst einmal abwarten, was passiert. "Ich weiß von einer Strafanzeige von Peta in Sigmaringen, die abgeschmettert wurde." Ihr sei bewusst, dass es einige Gegner gebe, die mit allen Mitteln versuchen würden, gegen die Jagd vorzugehen. "Das geht manchmal so weit, dass die Gegner eine Umerziehung wollen."

Richtig verärgert zeigt sich Kreisjägermeister Herbert Ade aus Talheim über die Nachricht. "Drückjagden sind gesetzeskonform. Auch das neue Landesjagdgesetz sieht den gesellschaftlichen Auftrag." Auf den Vorwurf von Peta, dass die Wildtiere enorm verstört werden, erwidert Ade: "Drückjagden sind sogar besonders schonend, weil der Wald nur zwei bis drei Mal im Jahr beunruhigt wird. Andere Freizeitaktivitäten im Wald – Spaziergänger, Jogger oder Mountainbiker – sorgen für eine viel größere, dauerhafte Beunruhigung." Auch der Vorwurf, Gesellschaftsjagden würden die öffentliche Sicherheit gefährden, lässt Ade nicht stehen: "Wir sichern jedes Mal sorgfältig ab und bitten die Polizei an möglicherweise heiklen Punkten um Hilfe, die dann diese Gebiete absperrt."

Mit der Organisation Peta könne man auf rationale Weise nicht sprechen. "Schreiben Sie das bitte: Mit denen lässt sich auf einer intellektuellen Basis nicht diskutieren. Wenn Peta die Jäger anzeigt, müssten sie auch jeden Wolfsrudel anzeigen."

Gelassen zeigte sich gestern Ulrich Baade, Pressesprecher des baden-württembergischen Landesjagdverbandes: "Die Strafanzeige von Peta ist überhaupt nicht sachgerecht. Ich vermute, dass sie abgewiesen wird." Baade bestätigt Ade: "Drückjagden sind notwendig und von den Behörden sogar zum Teil selbst organisiert. Sie sind schonender als viele Einzeljagden im Jahr, die das Wild öfter beunruhigen." Die Tierschutzorganisation mache auch gute Sachen, aber bei der Jagd sei sie völlig auf dem Holzweg. Auch die große Zahl der erlegten Tiere innerhalb der kurzen Zeit von drei Stunden im Horber Fall sei kein Angriffspunkt. "Im Gegenteil. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Jagd besonders gut organisiert wurde."

Peta stelle immer wieder erfolglos Strafanzeigen, so Baade. Eine Aussage, die die Tierschutzorganisation mit Hauptsitz in Stuttgart auch so im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt. "Wir haben bereits einige Strafanzeigen gestellt", so Vanessa Reithinger. Diese seien zwar bisher nicht erfolgreich gewesen, doch die Erfahrung zeige, dass sich die Staatsanwaltschaft damit dann irgendwann auseinandersetzt, wenn immer wieder Strafanzeigen gestellt werden. Peta setzt also wohl auf das Motto: "Steter Tropfen höhlt den Stein."

Doch warum ausgerechnet die Jagd im Dießener Tal? "Bei dieser Drückjagd war nichts Besonderes gegenüber anderen Drückjagden", erklärt Reithinger. Nur die Informationslage war im Horber Fall besonders gut. Die Kenntnisse habe man aus der Presseberichterstattung gewonnen.

Diese Jagd sei allerdings trotzdem besonders geeignet für eine Strafanzeige gewesen: "Revierübergreifende Drückjagden haben keine Gesetzesgrundlage. Die Situation wird durch ein Super-Jagdrevier verschlimmert."

Jäger-Pressesprecher Baade hat für die Strafanzeige dagegen kein Verständnis: "Mit diesen Klagen wird der Staatsanwaltschaft Zeit für wichtigere Fälle geklaut.."