Die Musikschule präsentiert sich im Kloster: Das Gitarrenensemble der Musikschule wurde durch einen jungen Mann am Cajon rhythmisch unterstützt. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Gitarrenschüler und Chor der Musikschule zeigen bei ihrem Konzert im Kloster Freude am Musizieren und an ausgefallenen Arrangements

Von Peter Morlok

Horb. Der Chor der Musikschule Horb gab am Samstagabend ein Sommerkonzert im Kloster. Dirigiert wird der Chor vom erfahrenen Chorleiter Christoph Schmitz, der in Personalunion auch als Gitarrenlehrer an der Horber Musikschule wirkt.

Einige seiner Schüler durften daher dieses Konzertprogramm ergänzen und überzeugten dabei mit soliden Pickings, fein aufeinander abgestimmten Parts und ansehnlicher und vor allem hörbarer Grifftechnik. Das Highlight ihres Spiels war sicher die technisch gute Interpretation des Eagle-Klassikers "Hotel California". Diesen Song, der ständig irgendwie aus allen Ritzen – ob im Fahrstuhl, beim Einkaufen oder auf der Autofahrt – zu dringen scheint, einmal ohne den Gesang der Band zu hören, die in diesem Lied nach eigener Aussagen alles Schlechte versinnbildlichen, was ihnen infolge ihres Starruhmes begegnet ist, versöhnte mit diesem Hit. Sechs Gitarren in unterschiedlichen Stimmungen brachten die Essenz dieses Gitarren-Opus auf den Punkt. Kein kreischendes E-Gitarren-Solo, keine treibendes Schlagzeug – oft ist weniger mehr.

Viel mehr. Auch die Adaption der jungen Gitarristen von "Tears in Heaven" trieb niemand Tränen in die Augen. Höchstens Tränen der Rührung und der Freude darüber, dass das Enkele, der Sohn oder der Freund so toll Gitarre spielen kann. Der Klostersaal war an diesem Abend nämlich überwiegend von Angehörigen und Freunden der Mitwirkenden besetzt, die sich auf diesem Weg mal das Ergebnis vieler Proben anhören wollten.

Den größten Block des Abends bestritt jedoch der Chor, der aus 20 Stimmen – rechnete man Chorleiter Schmitz mit – bestand und der von Yeran Kim am Piano begleitet wurde. Chorwerke aus sechs Jahrhunderten hatte man für diesen Abend eingeübt, und die Bearbeitungen von Mozarts "Halleluja" und "Ave verum corpus" standen als große Herausforderung im Raum.

Das "Halleluja" wurde als Kanon gesungen, und Schmitz ließ die Stimmfarben seiner Sängerinnen und Sänger miteinander spielen und auseinander driften, um sie zum gemeinsamen Jubel wieder in voller Kraft zu vereinen. Beim spätmittelalterlichen Reimgebet "Ave verum corpus" ergänzten, trugen und stützten sich die Stimmen und brachten die spirituelle Botschaft in lateinischer Sprache zu Gehör.

Ihre Fassung des Volksliedes "Im schönsten Wiesengrunde" war aber durchaus gewöhnungsbedürftig. Von der einfachen Melodie blieb nichts mehr übrig. Ein verschachteltes Arrangement wurde stattdessen vorgetragen, und aus dem "stillen Tal" wurde vor dem geistigen Auge eines Konzertbesuchers ein Neubaugebiet, bei dessen Bauausführung so einiges schief lief.

Gesanglich schön war die Interpretation von "Abschied vom Walde", bei der man jedoch auch die ursprünglichen Melodiepfade verließ und eine etwas zeitgenössischere Fassung wählte. Die Intonationen des zuvor von den Gitarristen gespielten Clapton-Stückes "Tears in Haven" sowie das Standardwerk aller Chöre, das "Halleluja" von Leonhard Cohen, erklangen voller Wohlklang und Harmonie.

Wirklich nachhaltig war jedoch die Musikschulfassung von "Tage wie diese". Ein Punk-Song, der auf Festivals nachts um Drei, in Fußballstadien oder bei Fasnetsveranstaltungen auch gegrölt noch einigermaßen gut klingt, als konzertanten, mehrstimmig versetzt gesungen Chorsatz zu bringen, ist schon mehr als innovativ.

Nur, warum hörte sich das leise Bartiongebrumme beim letzten Satz im Text, der da lautet "… kein Ende ist in Sicht" wie eine Drohung an? Was hätte wohl Campino gemacht, wenn er diese Interpretation seines Songs gehört hätte? Wäre er weinend davon gelaufen oder hätte er mitgesungen?