Im Haugenstein haben einige Mieter derzeit kein warmes Wasser. Foto: Archiv-Foto: Hopp

Haugenstein: Heizkraftwerk-Besitzer geht auf Konfrontationskurs. Droht in der Heizsaison der Super-Gau?

Das Chaos in der Haugenstein-Siedlung: vermüllte Garagen, kein warmes Wasser, verwirrende Abrechungen. Jetzt meldet sich Andreas Osbelt zu Wort. Aber auch der Mieterbund ist mit dem Fall befasst.

Horb-Bildechingen. Andreas Osbelt hatte offenbar einst gemeinsam mit Dietmar Demczenko die Haugenstein-Siedlung gekauft. Beide zerstritten sich. Nach seinem Urlaub meldete er sich nun beim Schwarzwälder Boten und nimmt Stellung zu dem, was sein Ex-Partner, Hausverwalter Alexander Gette, und Mieter Peter Thielmann sagen. Und das mit deutlichen Worten. Osbelt: "Die sind alle dort selbst verantwortlich für ihren Schweinestall."

In den Garagen stapelt sich der Müll. Während der Rasen und die Gärten rund um die Häuser gepflegt sind, steht auf der restlichen Freifläche das Gras mindestens 50 Zentimeter hoch. Im Schuppen schräg gegenüber des Heizkraftwerkes wird laut Mieter Thielmann seit drei Jahren Müll gelagert. Hier habe er schon Ratten fotografiert (wir berichteten).

Doch woher kommt das, was Außenstehende als Chaos ansehen? Im Jahr 2011 gehörte die ehemalige NATO-Siedlung Andreas Osbelt und Dietmar Demczenko. Sie hatten sie von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) abgekauft. Beide hatten sich zerstritten und teilten die Häuser unter sich auf.

Osbelt gehört nur noch das Heizkraftwerk

Andreas Osbelt hat inzwischen alle seine Wohnungen verkauft, wie er gegenüber dem Schwarzwälder Boten betont. Ihm gehört nur noch das Kraftwerk, welches die gesamte Siedlung mit Warmwasser und Fernwärme versorgt. Osbelt: "Einzelne Häuser haben Rückstände bei den Nebenkostenzahlungen in Höhe von 20 000 bis 30 000 Euro. Insgesamt betragen die Zahlungsrückstände mehrere 100 000 Euro. Deshalb haben wir beschlossen, den Wohnungseigentümer-Gemeinschaften, die nicht zahlen, Warmwasser und Heizung abzudrehen." Jedes Haus habe eine zentrale Übergabestation, zu der Osbelts Firma garantierten Zugang hat. Osbelt: "Wenn man das abdreht, läuft nichts mehr durch. Wir haben uns entscheiden, rigoros abzudrehen. Einige haben dagegen einstweilige Verfügungen beim Amtsgericht eingelegt, doch wir haben alles gewonnen. Inzwischen signalisieren die ersten Gesprächsbereitschaft. Auch Ratenzahlungen laufen schon an."

Wie erklärt Osbelt dieses Chaos? Der Immobilienunternehmer: "Auf dem Haugenstein kommt man mit Vernunft nicht weit. Wenn sich die Wohnungseigentümer untereinander nicht grün sind, kommt man da nicht weiter."

Was sagen die Mieter? Von Seiten einiger Mieter hört sich der Warmwasser-Streit ganz anders an. Rosetta Venturino-Weschenmoser, Rechtsanwältin und Betreuerin des Mieterbundes im Raum Horb, vertritt einige Mieter vom Haugenstein. Sie sagt: "Manche Mieter haben plötzlich horrende Nebenkostenabrechnungen bekommen – bis zu einem fünfstelligen Bereich. Dabei haben dieselben Mieter vor einigen Jahren sogar noch manchmal etwas zurückerhalten." Eine Erklärung für diese Kostenexplosion gebe es von Andreas Osbelt nicht.

Ein Problem ist laut der Rechtsanwätltin die Konstrukion. Die Häuser auf dem Haugenstein gehören einzelnen Wohnungsegentümergemeinschaften. Diese seien vertraglich verpflichtet, die Wärmeversorgung durch das Heizkraftwerk von Osbelt abzunehmen. Der Gesetzgeber habe in der Veordnung über allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme diese Möglichkeit der Zwangsabnahme gegeben.

Die Vermieter müssten dann die gesamte Summe an Heizungs- und Warmwasserkosten an Osbelt zahlen. Da einzelne Mieter nicht zahlen oder vielleicht auch nicht zahlen können, dreht Osbelt dem gesamten Haus derzeit das warme Wasser ab. "Dies ist seit Juli der Fall. Familien mit Kindern, Schwerkranke, behinderte Menschen, alle ohne warmes Wasser", so Venturino-Weschenmoser.

Da Osbelt die Summen nicht erkläre, müsse nun wohl ein Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben werden. Und was ist, wenn die Heizsaison wieder anfängt? Die Rechtsanwältin hat große Sorgen, dass dann zig Mieter in der Kälte sitzen, wenn Osbelt die Hähne geschlossen lässt.

Doch der Haugenstein bietet noch viele weitere verworrene Konstruktionen und Entwicklungen.

Dietmar Demczenko. Der Schwarzwälder Bote hatte vergangene Woche Dietmar Demczenko erreicht. Er hatte damals gesagt: "Mir gehört dort nichts mehr. Ich mache lediglich für ein paar Objekte noch die Hausverwaltung." Von seinem Ex-Partner Osbelt habe er sich im Streit getrennt. Durch einen Anruf habe er kürzlich erfahren, dass Osbelt plane, das Heizkraftwerk im Haugenstein zu verkaufen. Das bestreitet Osbelt jetzt: "Ich hatte nie vor, das Heizkraftwerk zu verkaufen."

Alexander Gette. Er hat nach seinen Angaben vor zwei Jahren das Straßennetz im Haugenstein gekauft. Seit dem 1. Juli hat er die Hausverwaltung für 21 Wohnungseigentümer-Gemeinschaften mit 84 Wohneinheiten. Er sagt: "Die großen Außenflächen gehören einigen Eigentümern. Weil das Privatgelände ist, hängt es von denen ab, wann da gemäht wird."

Falsche Verkaufspolitik? Insgesamt gab es im Haugenstein im Jahr 2011 120 Wohnungen. Osbelt sieht als Grund für die jetzigen Zustände auch eine falsche Verkaufspolitik. Osbelt: "Ich habe meine Wohnungen ausschließlich an Eigennutzer verkauft: 55 000 Euro für eine Drei-Zimmer-Wohnung. Das ist finanzierbar. Und weil die Eigentümer selbst drin wohnen, sind diese Wohnungen auch sehr gepflegt." Diese Eigentümer würden auch alle die Nebenkosten zahlen.

Es gibt auch noch eine "Mietsonderverwaltung"

Laut Osbelt seien andere Wohnungen hingegen über ein "überteuertes Vertriebsnetzwerk" für einen Preis verkauft worden, der doppelt so teuer war. Osbelt: "Die Wirtschaftlichkeit ist so nicht gegeben. Die Finanzierung scheint für einige Eigentümer bei Vermietung schwer zu bedienen zu sein. Luft nach oben gibt es dort offenbar nicht. Das Erste, was dann eintritt: Der Energielieferant wird nicht bezahlt."

Unklare Abrechnungen? Dazu komme auch noch, dass offenbar – neben der Hausverwaltung von Alexander Gette – für einen Teil der Wohnungen eine weitere "Mietsonderverwaltung" zwischengeschaltet ist, die die Miete kassieren und abzüglich Nebenkosten und Verwaltungs-kosten an die Eigentümer weiterleiten. Osbelt: "So weiß der Endkunde, der in die Haugenstein-Wohnung investiert hat, nicht, was er an Miete bekommt. Ich habe immer wieder Anrufe von Eigentümern oder Anlegern. Ich rate ihnen immer, auf Rückabwicklung zu klagen."