Horb - Um 18.43 Uhr verkündet Wahlleiter Wolfgang Kronenbitter das offizielle vorläufige amtliche Endergebnis der OB-Wahl: 71 Prozent (5209 Stimmen) für Amtsinhaber Peter Rosenberger, 22 Prozent (1610 Stimmen) für Thomas Bauer, 6,7 Prozent (489 Stimmen) für Hermann Walz.

Langsam löst sich die Anspannung vom Gesicht von Peter Rosenberger im Foyer des MGG. Er lächelt, senkt den Kopf dankend nach unten und küsst seine Ehefrau Janet. Kronenbitter überreicht noch einen Blumenstrauß an die alte und neue First Lady von Horb.

Rosenberger geht auf die Stufen: "Ich danke allen, die zur Wahl gegangen sind." Sein Gegenkandidat Hermann Walz geht spontan nach vorne, schüttelt dem Sieger die Hand.

Rosenberger bedankt sich für den Wahlkampf, der ohne persönliche Angriffe abgelaufen ist. Der Amtsinhaber: "Ich bin richtig stolz auf das Ergebnis. Es macht mich glücklich, das unsere Familie in Horb jetzt richtig angekommen sind und das auch bestätigt gekommen haben."

Applaus. Rosenberger: "Ich hoffe, dass wir jetzt alle gemeinsam – auch die, die vielleicht anders gewählt werden – jetzt in den nächsten Jahren an einem gemeinsamen Strang ziehen werden. Ich und die Stadtverwaltung strengen uns jetzt doppelt an!" Dann stellt sich die Schlange der Gratulanten an. Beispielsweise Jürgen Grassinger (SPD), Carmina Brenner (CDU), aber auch viele Bürger, die im MGG neugierig auf die Ergebnisse gewartet hatten.

Die Wahl. Es war spannend bis zum Schluss. Vor allem, weil die Wahlbeteiligung mit knapp 38 Prozent niedrig war. Ein Indiz, dass vor allem die Gegenkandidaten ihre Wähler zur Urne bringen konnten? Der Amtsinhaber: "Eine niedrige Wahlbeteiligung kann auch ein Zeichen dafür sein, dass viele Wähler denken, dass sie keine Alternative haben. Ich bin jedenfalls überglücklich über den Rückenwind für die nächsten acht Jahre. 71 Prozent sind ein deutliches Votum und ein deutliches Zeichen der Zufriedenheit!"

Auch sein Herausforderer Hermann Walz, der erst am letzten Tag seine Bewerbung abgegeben hatte, zeigt sich zufrieden: "Es gab allgemeine Prognosen, die haben mir lediglich ein bis zwei Prozent zugetraut. Jetzt sind es knapp sieben Prozent. Ich bin vor allem froh über das Ergebnis in Talheim: 22 Prozent stehen hinter mir. Und das der Amtsinhaber auf dem Hohenberg mit lediglich knapp 60 Prozent das schlechteste Ergebnis aller Wahlbezirke einfahren konnte, zeigt mir, dass meine Idee von mehr politischem Mitspracherecht für den Hohenberg nicht so falsch gewesen sein kann."

Thomas Bauer war nicht im MGG. Sondern feierte seine Wahlparty auf dem Steiglehof. Bauer: "Mein persönliches Ziel war schon die Mehrheit. Denn wenn ich antrete, dann, um zu gewinnen. Die 22 Prozent finde ich als die erste Bewerbung aber eine tolle Geschichte. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich gegen den amtierenden OB angetreten bin, der mit seinem Informationsvorsprung und seinem professionellen Wahlhelfer sicherlich ganz anders agieren konnte. Ich freue mich, dass ich so viel Akzeptanz gefunden habe. Und ich hoffe, dass er jetzt im Tagesgeschäft genauso springt wie im Wahlkampf."

Und zumindest der frisch gewählte Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP) kündigt eine neue Dynamik an: "Ich bin erleichtert, dass ich gemeinsam mit Peter Rosenberger Horb in den nächsten acht Jahren weiterentwickeln kann. Mit dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung sind wir ein tolles Team, welches gute Potenziale für die Weiterentwicklung bietet. Ich bewundere aber auch den Mut, mit dem die anderen Kandidaten gegen den Amtsinhaber angetreten sind."

Die Wahlpartys. Walz ist einfach auf den Steiglehof gekommen, um gemeinsam mit Thomas Bauer nicht nur die einzelnen Wahlergebnisse zu analysieren, sondern auch, um ein Bier zu trinken.

Der wiedergewählt Oberbürgermeister sitzt dagegen mit Ehefrau Janet sowie Parteifreunden und anderen Bekannten im Schiff. Er zeigt ein Foto: „Silke Wüstholz hat mir ein OB-Hefezopf gebacken. Sie war so optimistisch, gleich noch meine Initialen auf dem Hefezopfgebäck mit anzubringen."

Kommentar: Hausaufgaben

Von Florian Ganswind

Ein deutliches Wahlergebnis mit einem Warnschuss: Peter Rosenberger hat mit 71 Prozent die Hürde »Wiederwahl« problemlos überwunden, doch eine beachtliche Zahl an Wählern hat auch ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht. Thomas Bauer hat dem Amtsinhaber einen ungewöhnlichen (manchmal auch gewöhnungsbedürftigen), aber engagieren Wahlkampf geliefert. Hermann Walz verließ sich vor allem auf das Wählerpotenzial der Unzufriedenen und am rechten Rand. Die Kritik beider am Amtsinhaber prallte nicht gänzlich ab. Denn fast 29 Prozent der Stimmen sind nicht einfach wegzuwischen. Im verkehrsgeplagten Rexingen beispielsweise – hier holte Bauer 36,6 Prozent – scheinen sich einige abgehängt zu fühlen. Der alte und neue Oberbürgermeister Peter Rosenberger weiß nun, dass er in der zweiten Amtszeit seine Hausaufgaben erledigen muss.