Mit verlängerten Öffnungszeiten reagieren die Horber Apotheken auf das Problem. Foto: Hopp

Mehr als 15 Kilometer Anfahrt keine Seltenheit. Verlängerte Öffnungszeiten mindern Problem.

Horb - Maximal 15 Kilometer sollte die nächste Notdienst-Apotheke entfernt sein. In Horb ist die Distanz häufig größer. Besserung ist nicht in Sicht – ganz im Gegenteil.

Kopfschmerzen und Grippeviren nehmen keine Rücksicht auf Öffnungszeiten von Apotheken. Die Landesapothekenkammer organisiert daher für jeden Tag ein Netz von Notdiensten. Von 8.30 Uhr bis 8.30 Uhr des darauffolgenden Tages stehen einzelne Apotheken zur Verfügung und stellen 24 Stunden Stunden lang ihre Dienste zur Verfügung.

Bis zu 170 Notdienst-Apotheke gibt in Baden-Württemberg pro Tag. Die nächste sollte dabei nicht weiter als 15 Kilometer entfernt liegen. In Horb ist das allerdings häufig nicht der Fall.

So zum Beispiel am heutigen Samstag. Die nächstgelegenen Notfall-Apotheken sind dann die Bühl-Apotheke in Schopfloch und die Apotheke am Alten Rathaus in Oberndorf. Etwa von Dettensee aus sind beide deutlich über 20 Kilometer entfernt. Und am morgigen Sonntag werden die Obere Apotheke in Haigerloch, die Central-Apotheke in Nagold und die Stadt-Apotheke in Freudenstadt zur Notdienst-Apotheke. Auch sie liegen von den vielen Horber Stadtteilen mehr als 15 Kilometer entfernt. Die Horber Apotheken hingegen werden im August an lediglich sieben von 31 Tagen zur 24-Stunden-Notdienst-Apotheke.

Mit Besserung ist nicht zu rechnen, denn das Apotheken-Netz wird immer stärker ausgedünnt. In den vergangenen zehn Jahren ist ihre Zahl in Baden-Württemberg laut Landesapothekenkammer um 250 auf 2550 gesunken. Im Landkreis Freudenstadt gibt es inzwischen gar nur noch 28 Apotheken – Tendenz fallend.

Stefan Möbius, Pressesprecher der Landesapothekenkammer, zeigt auf Nachfrage unserer Zeitung auf: "Aufgrund der sinkenden Apothekenzahl nimmt die Belastung der Apotheker durch den Notdienst kontinuierlich zu. Gerade im ländlichen Bereich werden Apotheken dadurch stark belastet. Und dies in einer Phase ohnehin schlechter werdender wirtschaftlicher Rahmenbedingungen." Hinzu komme die angespannte Personalsituation. "Viele Apotheken suchen händeringend nach Personal. Auch im Notdienst muss immer ein Apotheker vor Ort sein, der nicht in seltenen Fällen direkt am nächsten Tag weiterarbeiten muss. Der Notdienst ist daher eine zusätzliche Belastung", verdeutlicht Möbius und kritisiert: "Schuld an der sinkenden Apothekenzahl sind die sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Politik hat in den letzten Jahren das Honorar für Apotheken nur minimal angepasst. Auch die sinkende Arztzahl hat Konsequenzen, da Apotheken wirtschaftlich auf die Rezepte aus den Arztpraxen angewiesen sind."

Die drei Horber Apotheken begegnen dem Problem mit einem freiwilligen Service: Im wöchentlichen Wechsel hat eine der drei Apotheken werktags bis 20 Uhr geöffnet. Das minimiere die Notdienst-Anfragen deutlich, da manche Patienten nach einem Ärztebesuch erst zu dieser Zeit Medikamente holen können.

Darüber hinaus haben Kristall- und Schiller-Apotheke mittlerweile auch über die Mittagszeit durchgehend geöffnet. Zudem geben die Horber Apotheken auf ihrem ausgehängten Notdienstplan mehrere Apotheken an, sodass Kunden ohne Internetzugang sehen, welche Apotheke näher am eigenen Wohnort liegt.

Nicht ausblenden darf man bei der Diskussion: Die Notdienst-Apotheken bilden eine wichtige Säule der medizinischen Versorgung. Laut Möbius war mehr als die Hälfte der Personen, die eine Notdienst-Apotheke aufsuchen, zuvor nicht beim Arzt. Die Mehrheit der Notdienst-Kunden komme also ohne Rezept. "Der Notdienst stellt einen wichtigen Teil unserer Arbeit dar. Dabei haben wir natürlich auch die sich ändernden Rahmenbedingungen im Blick", verdeutlicht der Kammer-Sprecher.

Zu diesen sich ändernden Rahmenbedingungen gehört insbesondere die immer älter werdende Bevölkerung, für die – gerade im ländlichen Raum – die Mobilität zum Problem wird.