Die Geburtstagsgeschenke stehen schon bereit, denn so ein Fest gibt es selten: Johanna Holderried aus Bildechingen wird heute 100 Jahre alt. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburtstag: Johanna Holderried, die älteste Bürgerin in Bildechingen, wird heute 100 Jahre alt

Von Alexandra Feinler

Horb-Bildechingen. Sie kann es kaum fassen: "Jetzt werd I scho 100 Johr alt", lacht Johanna Holderried, die älteste Bürgerin in Bildechingen.

Während des ersten Weltkriegs, am 6. Juli 1916, kam Johanna als zweitjüngstes Kind von Franziska, geborene Teufel, und Anton Kläger in Eutingen zur Welt. Die acht Kinder mussten früh in der Landwirtschaft mithelfen, was zu dieser Zeit jedoch so üblich war.

In Eutingen ging Johanna zur Schule und besuchte in ihrer Freizeit den Kirchenchor. Viel freie Zeit hatte sie aber nicht zur Verfügung, denn im landwirtschaftlichen Betrieb war "schaffe" angesagt. Einen Winter lang besuchte sie die Hauswirtschaftsschule in Ebingen, da alle anderen Schulen in Rottenburg und Umgebung überfüllt waren. Mit dem Zug reiste sie in die damals weit entfernte Fremde, um die Künste einer guten Hausfrau zu erlernen. "Mich zog es aber bald schon wieder in die Heimat zurück", erklärt sie, dass ihr Herz an Eutingen hängt. Auch, wenn zu Hause viel Arbeit wartete. "Wir hatten Rösser für die Landwirtschaft", beschreibt die Jubilarin ihr Elternhaus in der Eutinger Bahnhofstraße und ihren damaligen Wunsch: "Für mich kommt nur ein Bauer mit zwei Ross in Frage." Daher suchte sie sich beim Tanz den Bildechinger Landwirt Josef Holderried raus.

Er wurde während des Zweiten Weltkriegs eingezogen und kam nur nach Hause, weil ansonsten die landwirtschaftlichen Arbeiten von Familie Holderried still standen. Im Januar 1944 heirateten Johanna und Josef Holderried mit einem großen Fest. "Es hatte etwas Schnee, aber die Straßen waren frei. Mit den Gäulen wurde ich morgens abgeholt und nach Bildechingen gebracht. Die Kutsche war mit Tannenzweigen geschmückt", denkt Johanna Holderried zurück.

Im nächsten Winter kam Sohn Rolf Holderried zur Welt, der später Haus und Hof in Bildechingen übernahm. Die "drei Mädle" Waltraud, Marlies und Josefine folgten.

Zeit für Hobbys hatte Johanna Holderried nicht, war in der Landwirtschaft das ganze Jahr über viel zu tun. "Früher haben wir viel von Hand und mit den Rössern gemacht. Später kamen die Maschinen", erinnert sich Johanna Holderried an die teilweise mühselige Arbeit, die ihr immer Spaß gemacht hätte.

Nach Eutingen hat sie bis zum heutigen Tag immer wieder "Joamer". Früher half nur eins, sagt sie: "Wenn wir ein Feld Richtung Eutingen hatten und ich von dem aus den Eutinger Kirchturm sah, dann war’s wieder besser."

Von früher erzählt sie gerne, wie sie als Kind am ehemaligen und bereits abgerissenen Eutinger Schulgebäude in der "Vordere Gass" gespielt hatte: "Da war ein Bogen, da sind mir immer durchgerannt. S’ hat dich bloß keiner verwische dürfe."

Kurz hält Johanna Holderried inne und schmunzelt: "Einmal isch’s Fohlen ab und da durchgrannt und dann ging’s da ja so weit runter. Mir hen scho dacht, jetzt wär’s nemme", macht sie eine kurze Pause und erzählt weiter: "Doch des hat gar nichts g’hätt."

Stundenlang könnte sie von ihrem Eutingen berichten, das sie heute ab und an besucht, immerhin lebt ihre jüngste Schwester noch in Eutingen. Gesundheit scheint Familie Kläger gegeben zu sein. Bis ins hohe Alter half Johanna Holderried in der Landwirtschaft mit und pflegte ihren Obst- und Gemüsegarten. Seit einigen Jahren muss sie kürzer treten, weshalb sie sich ihrem neuen Hobby widmet: dem Zeitungslesen.

Mit ihren Kindern, den neun Enkeln und drei Urenkeln feiert sie ihren Geburtstag, der am Wochenende mit einem Fest für Verwandte und Freunde in Ehren gehalten wird.