Seinen 90. Geburtstag feiert heute Josef Kläger. Foto: Hötzel Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubilar: Josef Kläger aus Obertalheim feiert seinen 90. Geburtstag / "Immer ein frohes Lachen im Gesicht"

Horb-Talheim. Unzählig viele Geschichten kann Josef Kläger, der am heutigen Montag seinen 90. Geburtstag feiert, aus seinem langen Leben spannend erzählen.

Am 25. September 1927 erblickte Josef Kläger als zweites Kind der Eltern Anton und Maria, geborene Ott, das Licht der Welt in Obertalheim. Noch drei weitere Brüder ergänzten die Familie, wobei einer der Brüder nicht mehr aus dem Krieg zurückkam.

Seine Schulzeit durchlief der Jubilar ebenfalls in Obertalheim. Danach wurde er zum Arbeitsdienst nach Italien herangezogen und wurde dann später zum Wehrdienst eingezogen. Es verschlug ihn nach Wien-Strebersdorf, dort leistete er bei den Hoch- und Deutschmeistern Dienst. Später wurde er nach Italien verlegt, wo er sich freiwillig in Triest bei den Gebirgsjägern einsetzen ließ. Bis zum Kriegsende war Josef Kläger in Gefangenschaft bei den Partisanen. Schließlich wurde er entlassen und kehrte heim ohne Beruf und Geld.

Zunächst fand Kläger Arbeit bei der Gemeinde. Er begleitete jedoch oft seinen Vater, der Gipser war, bei der Arbeit. Er stellte sich geschickt an, sodass der Vater zu ihm sagte: "Du kannst in einem Dreivierteljahr auch gipsen." Josef Kläger erlernte den Beruf von Grund auf. "Damals arbeitete man immer zu zweit und mit einem Handlanger", berichtet der Jubilar. Der Bruder Gerhard hatte bereits auch zum Gipser umgeschult, und so hatte die Mutter alle Hände voll zu tun, am Wochenende die Gipseranzüge zu waschen und auch wieder zu trocknen. Man besaß ja schließlich nur einen Arbeitsanzug. Gemeinsam mit den drei Söhnen, Anton war Zimmermann, baute der Hausherr das Haus in der Martinstraße, das er bis heute bewohnt.

1950 lernte er seine spätere Frau Maria kennen. Josef Kläger hatte es dabei nicht leicht, die junge Frau aus der Familie zu lösen, denn jene Familie hatte viele Jungen, und Maria war eine bewährte Arbeitskraft. Sie hatte die Aufgabe, die Mutter bei der Arbeit kräftig zu unterstützen.

Die junge Familie begann zu wachsen: 1951 kam Tochter Renate zur Welt, darauf folgte 1958 Tochter Anneliese, 1961 kam die nächste Tochter Gabi und schließlich rundete 1971 eine weitere Tochter, Eva, das Familienbild ab. Beruflich arbeitete der Jubilar vier Jahre in Hausach, zwei Jahre in Nagold und 19 Jahre in Haiterbach bei der Firma Kaupp. Als Kläger seinem Chef eröffnete, dass er zu Daimler wechseln würde,war dieser sehr traurig darüber. Zehn Jahre dauerte die Beschäftigung in Sindelfingen. Danach ging Josef Kläger in den Ruhestand. Neben dem Berufsleben her betrieb der 90-Jährige zusammen mit seinem Vater Landwirtschaft.

Trotz der vielen Arbeit hatte Josef Kläger noch Zeit, der freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Das war jedoch nicht so einfach, denn die Franzosen als Besatzungsmacht bestimmten über die Anzahl der Feuerwehrleute, und man musste warten bis jemand ausschied. Heute noch ist er mit Leib und Seele Feuerwehrmann. So wurde er bei einer Hauptversammlung der Feuerwehr von Kreisbrandmeister Frank Jahraus für 70 Jahre im Dienste der Wehr "für die großartige Leistung" geehrt und bekam "Respekt und Anerkennung" für den Dienst in der Feuerwehr ausgesprochen. Bis zum heutigen Tag ist der begeisterte Feuerwehrmann Mitglied in der Altersabteilung.

Auf sein Mitbetreiben hin wurde der Spielmannszug der Feuerwehr gegründet, in welchem Tochter Eva seit vielen Jahren Klarinette spielt. "Bei der Feuerwehr war`s schön, da ginge ich gleich wieder hin. Es war eine gute Kameradschaft", erklärt Josef Kläger abschließend.

Täglich geht er zum Gießen in den Garten, obwohl er sich schlecht bücken kann, genießt aber auch "in vollen Zügen" den malerischen Ausblick über das Tal, wenn er auf seinem Balkon sitzt.

"Mit 90 Jahren ist er schon noch fit", sagt Tochter Renate. Und wichtig ist es für sie auch festzustellen, dass der Vater und Großvater "immer ein frohes Lachen im Gesicht hat, und weder den Töchtern und auch den Enkeln gegenüber kennt er das Wort ›Nein‹. Er ist ein richtiger Familienmensch, feiert gerne Feste, ist dabei sehr gesellig." Dankbar sind die Kinder auch, dass der Vater Josef "für seine Frau Maria da ist, denn das gegenseitige Helfen ist sehr wichtig".