Motorrad: Diakon Wurster gestaltet den "etwas anderen Gottesdienst" für die Horber Biker-Familie

Von Peter Morlok

Zu einem besonderen Gottesdienst lud Diakon Ewald Wurster einen Teil der großen Horber Biker-Familie nach Mühringen ein.

Horb-Mühringen. "Hallo und herzlich willkommen zum Motorrad-Gottesdienst in unserer schönen St. Gallus-Kirche und dann nachher auf dem Kirchplatz", begrüßte der Seelsorger die etwas mehr als 50 Personen – darunter auch einige Kinder – die sich zu diesem jährlich stattfindenden Gottesdienst mit anschließender Segnung der Maschinen einfanden. Den Weg hin zur Kirche konnte man an diesem Nachmittag wirklich nicht verfehlen, denn 40 Zweiräder – von der Kreidler "Florett" bis zur bulligen Triumph "Tiger" – standen rund um die Kirche geparkt, während ihre Fahrer in der Kirche teils berührt, teils amüsiert den Worten des Diakons lauschten.

Im Eingangsgebet fasste Wurster die wesentlichen Wünsche der Biker zusammen: "Du Herr bist mit uns unterwegs, wenn wir mit den unterschiedlichsten Motorrädern und den verschiedensten Charakteren heute vor deinem Altar sind, weil wir um eine unfallfreie, glückliche und schöne Motorradsaison beten wollen. Wir wissen, dass wir dich bitten dürfen, wir wissen aber auch, dass nicht alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen werden. Oft begegnen uns auch Zeitgenossen, die sich für besser, schneller, wagemutiger halten; damit müssen wir rechnen. Bleibe du bei uns, in allen Zeiten, auf allen Straßen, in Freude und Leid. Sei bei uns und schütze uns durch ›Schutzengel‹, damit wir alle unbeschwert fahren können. Amen." Der Geistliche vergaß aber auch nicht, darauf hinzuweisen, dass man nie schneller fahren sollte als der Schutzengel fliegen kann. "Motorradfahrer brauchen Schutz – wem sag ich das".

Ewald Wurster, der zur musikalischen Umrahmung dieses Gottesdienstes auf drei jungen Damen aus seiner großen Bildechinger Verwandtschaft, auf Helena, Teresa und Lea Straub, zurückgreifen konnte, gestaltete dieses "Familientreffen" ganz bewusst in lockerer Atmosphäre, ohne jedoch einen Moment die Würde des Gotteshauses oder die Bedeutung der Liturgie zu vernachlässigen. Doch Wurster "fuhr" zusammen mit seinem mächtigen und unsichtbaren Sozius in dieser Feierstunde bewusst ganz ausgefallene Wege. Wann kommt schon einmal "Werner", der beinharte Motorrad-Freak aus Ostfriesland, der es ständig kesseln lässt, in einer Predigt vor oder wann betont ein Geistlicher, man sollen sich den Fahrtwind um den Körper wehen lassen. "Vor allem die Frauen, die haben mehr Kurven."

Ebenso wie die Aufforderung nach dem Friedensgruß: "Ihr dürft euch nun die Hände geben, euch umarmen oder auch küssen – alles ist möglich, nur nicht meine Frau." Das gibt es nur in Mühringen.

Mit der abschließenden Segnung der Maschinen sind die Motorradfahrer spirituell für diese Saison gerüstet und ihrer gemeinsamen Ausfahrt, in diesem Jahr über Fronleichnam an den Comer See, steht nichts mehr im Wege.