Weg mit dem Dreck! Die Masken sind abgestaubt, nun kann nichts mehr die Horber Fasnet aufhalten. Foto: Klormann

Mitglieder sind heiß auf Fasnet. Horber Horrido erklingt auf dem Marktplatz. Hofmarschall gibt sich ausgesprochen politisch.

Horb - Wie es wohl sein mag, zehn Monate in einem dunklen und muffigen Kratten verbringen zu müssen? Seit gestern Abend ist diese Frage schlichtweg egal, denn mit dem Abstauben der Masken gibt es nun kein Halten mehr: Die Fasnet 2016 läuft.

Die Stadtkapelle ließ den Narrenmarsch erklingen und den zahlreichen Besuchern auf dem Marktplatz dürfte es angesichts der kommenden tollen Tage in den Fingern kribbeln. So sah das auch Hofmarschall Thomas Kreidler, der die Narrenschar auf das Kommende einstimmte: "Vorbei isch es mit dem sinnlosen Warten, Warten bis endlich die Narren wieder auf der Gass, vorbei mit Winterdepression, mir hen wieder Spaß."

Der Ranzen spannt noch von den Festtagen

Auch wenn Kreidler einräumte, dass ihm von den festlichen Tafeln der Festtage noch "der Ranzen spannt", legte er in gewohnter Manier los – dieses Mal ging er ausführlich auf die politische Großwetterlage ein. Schließlich war das schon immer ein Merkmal der Narretei, den Geschehnissen auf dieser Welt den Narrenspiegel vorzuhalten. "Schreckensherrschaft im IS-dschihadistischen Kalifat, da wird nicht gefackelt, man schreitet zur Tat. Das Mittelalter war dagegen ja fast scho modern, Steinigungen und Rübe ab, ja bitte, immer gern", so Kreidler.

Von dort war es nicht mehr weit zur Flüchtlingsproblematik hierzulande: "Dagegen isch keiner, älle nur dafür, aber bitte nicht vor meiner Haustür... Weit weg von mir, sind alle herzlich willkommen." Er forderte die rote Karte für die "rechten Affen": "Ängste schüren ist das populistische Ansinnen, doch diese Gesinnung darf hier nicht gewinnen."

Ob dieser Herausforderung jucke auch kein Backsteinbau oder Einkaufszentrum. Einzige Einschränkung: "Funktionieren sollte es halt bloß." Da es momentan wenig zum Lachen gebe, müsse er auch hier nicht den Kasper machen, sagte der Hofmarschall.

Doch so blieb es nicht: "Aber nur keine Angst, ihr werdet schon sehen, an der Fasnet wird es nicht um Trübsal gehen", versprach er. Da ließ es sich auch verschmerzen, dass Zunftmeister Eckhard Bukenberger gestern noch nicht ins närrische Geschehen eingriff. Er schöpfe mit der Familie neue Kraft, wusste Kreidler: "Er isch im Zillertal zum Grasski fahren."

"Narrenrat duas Schloss jetzt weg, ond kehr ra d’r alte Dreck", lautete der Befehl, dem natürlich mit der größten Vorliebe nachgegeben wurde. "Dent aus dem Kratta d’ Maska raus, und klopfet s’ Häs au kräftig aus", sagte der Hofmarschall unmissverständlich. Und siehe da, die Masken kamen aus dem Kratten und wurden zu neuem Leben erweckt: Kropfer, Hexe, Stäpfeleshopser, Stoibrecher, Turmschurken und Schantle dürfen nun endlich, endlich wieder ihrer Bestimmung nachgehen.

Auch das Grafenpaar Ita von Toggenburg und Rudolf von Hohenberg alias Julia Gunkel und Markus Blank zeigte sich ausgeschlafen für den ersten großen Auftritt. "Konnts kaum erwarten, wurd schier verrückt. Ich bin heiß wie Frittenfett", bekannte der Graf, der ansonsten an der Fasnet ein waschechter Stoibrecher ist.

Die Gräfin holte ihn aber schnell wieder auf den Boden der Tatsachen: "Wir sind da, um die Zunft zu repräsentieren." Und weiter: "Sekt spritzen nach dem Umzug in der Bar, des isch Brauchtum mein Lieber, scho klar."

Letztlich gelobte der Graf, ein angemessenes Verhalten an den Tag zu legen, wodurch seine Teuerste besänftigt war. "Spaßbremsen liegt uns beiden fern", versicherte Graf Markus. "Ich versprech, mir gebet 100 Prozent", sagte er angesichts der schmerzlich kurzen Fasnet.

Davon überzeugen können sich echte Narren beim Eröffnungsball am Samstag, 16. Januar, der unter dem Motto "Südsee Horb – Reif für die Insel steht".