Ein Lichtblick auf dem Haugenstein: Olga Sukkomlin hat ihren Einkaufsmarkt "Favorit" eröffnet. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Haugenstein: Olga Sukkomlin bietet russische Spezialitäten / Stadt macht demnächst "Fernwärme"-Angebot

Der Haugenstein. Langsam keimt hier – obwohl es immer noch in sechs Häusern weder Heizung noch Warmwasser gibt – die Hoffnung auf.

Horb. Grund eins: Der Kauf des Heizkraftwerks durch die Stadtwerke beziehungsweise das Rathaus rückt näher. OB Peter Rosenberger sagte gestern: "Wir werden demnächst eine Anwohnerversammlung auf dem Haugenstein einberufen." Dabei will das Rathaus das neue Preismodell für die Fernwärme und die Abrechnungsmodalitäten vorstellen, falls sie das Heizkraftwerk kaufen. Falls die Anwohner – also jeder Eigentümer – das neue Modell akzeptieren, ist das der nächste Schritt für das Rathaus, den Kauf des Heizkraftwerks weiter zu forcieren. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Streit um die Nebenkosten gegeben. Das Amtsgericht Horb hatte die Abrechnungen durch die Hausverwaltung Englmayr für ungültig erklärt.

Die Akzeptanz eines neuen Abrechnungsmodells durch die einzelnen Eigentümer ist für OB Rosenberger eine wesentliche Voraussetzung, um den möglichen Kauf der Fernwärme weiter voranzutreiben.

Bisher hatte Heizkraftwerk-Besitzer Andreas Osbelt die Abrechnung der Fernwärme durch Hausverwaltungen machen lassen. Beim Haugenstein-Gipfel wurde ein Kompromiss erzielt: Osbelt rechnet jetzt direkt mit den Wohnungseigentümer-Gemein-schaften ab. Gibt 30 Prozent Rabatt. Jede Wohnung zahlt so monatlich einen festen Betrag. In Haus-Nummer 32 sind das 229 Euro pro Monat. Das Rathaus will in Zukunft nicht über die Wohnungseigentümergemeinschaften abrechnen, sondern direkt mit jeder Wohnung. Peter Thielmann, Sprecher der Haugenstein-Bewohner: "Für uns ist wichtig, dass das vorgestellte Abrechnungsmodell und die Grundpreise annehmbar und fair sind."

Erfolg vor dem Oberlandesgericht

Grund zwei für die Hoffnung: die Gerichtsprozessse. Thielmann war beim Prozess in Rottweil, bei dem es um die Nebenkosten von Haus vier ging, dabei. Thielmann: "Dabei hat sich offenbar herausgestellt, dass da was nicht mit rechten Dingen gegangen ist bei der früheren Hausverwaltung. Es wurden Bankbelege vorgelegt. Osbelt hat erklärt, dass er das Geld nicht bekommen hat."

In Haus Numer 31 wohnt Claudia Endres. Sie hatte sich geweigert, die Nebenkosten zu bezahlen. Gegen die Zahlungsklage von Osbelt über 12 000 Euro hatte sie sich juristisch gewehrt, war aber in der ersten Instanz vor dem Landgericht Rottweil gescheitert. Jetzt hat sie einen Sieg vor dem Oberlandesgericht errungen. Thielmann erzählt: "Dieses Haus hatte Alexander Gette als Hausverwaltung abgelehnt und nichts bezahlt. Das Geld allerdings wurde auf ein Sperrkonto überwiesen." Endres berichtet: "Wir sind mit der einstweiligen Verfügung beim OGL durchgekommen. Wir sollen jetzt einen Teilbetrag unter Vorbehalt bezahlen, dann müssen wir wieder angeschlossen werden."

Auch gut: Seit dem 29. Dezember hat der Favorit-Markt auf dem Haugenstein eröffnet. Besitzerin Olga Sukkomlin: "Ich habe schon acht Jahre lang überall in russischen Läden gearbeitet – in Freudenstadt oder Dornstetten. Da habe ich gedacht, ich probiere es mal in Horb." Und jetzt gibt es hier neben Krimsekt, Fleisch und Gemüse jede Menge russischer Spezialitäten. Wie beispielsweise vergorene Fasstomaten. Sogar eine Fischtheke mit reichlich Auswahl wie frischen Spiegelkarpfen oder Dorade haben die Sukkomlins zu bieten. Und wer Innereien mag, bekommt sie hier auch.

Thielmann: "Die Eröffnung von Favorit war dringend nötig. Ein Lebensmittler mit einer wirklich guten Qualität und sehr guten Preisen. Auch das Restaurant nebenan ist so gut wie fertig. Es wird wohl in vier Wochen aufmachen, so hat mir der Besitzer signalisiert."

Laut Thielmann gibt es auch schon einen Investor, der ernsthaft darüber nachdenkt, auf dem Haugenstein neue Sozialwohnungen zu bauen. Thielmann: "Es gäbe freie Flächen, um hier so etwas zu errichten."