Rudo Cavar – ein cooler Typ und toller Fotograf. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Fotoausstellung von Rudo Cavar im Horber Kloster

Horb (pm). Blende, Zeit und Asa – das sind die technischen Voraussetzungen, die der Kroate Rudo Cavar für seine Schwarz-Weiß-Fotografien braucht.

Voraussetzung, die für jeden Fotografen, ob er nun mit der Pocketkamera, der hochmodernen Digitalkamera oder gar der Lochkamera, der "Camera Obscura" ein Bild aufnimmt, ebenso gelten.

Kunstwerke sind all diese Bilder deshalb noch lange nicht. Bis ein Bild zu etwas Besonderem wird, bis die Bildaussage berührt, ohne dass man sie erklären muss, oder bis ein Bild eine Geschichte erzählt, gehört viel mehr dazu als der Druck auf den Auslöser. Bilder zum Leben erwecken kann nur der, der sie liebt. Der den Moment, das Detail sieht. Der die Nebensächlichkeiten weg lässt oder gerade die scheinbare Nebensächlichkeit zum Mittelpunkt des Bildes macht und so den Betrachter mitnimmt zum Fokus auf die Reise ins Bildgeschehen. Sehr schön ist dies bei dem Bild mit der ausgetretenen Zigarette zu sehen. Scheinbar belanglos liegt die Kippe im Bild. Doch sie erzählt eine Geschichte. Sie nimmt den Betrachter an die Hand und geht mit ihm durch ein ganzes Raucherleben. Bis zum morgendlichen Hustenanfall. Bildtitel: "Meine letzte Zigarette".

Bildaussage wird ganz klar gesetzt

Das ist das Faszinierende bei den Arbeiten des in Stuttgart lebende Rudo Cavar, er setzt seine Bildaussage ganz klar. Er ist kein gelernter Fotograf, arbeitet als Kontrolleur in einem Lebensmittelmarkt und knipst "aus dem Bauch heraus". Da gibt es keinen Lichtaufbau, keine lange Bildinszenierung. Cavar schleppt kein Stativ mit sich herum oder einen Belichtungsmesser. Seine alte Minolta XD7, die er meist mit Illford 400 schwarz-weiß Filmen füttert, reicht ihm. Drei Festbrennweiten (23, 28 und 50 mm) sowie ein Fisheye-Objektiv sind seine gesamte Ausstattung, mit der er beweist, dass weniger oft viel mehr ist.

Er nutzt die Stilmittel – wie die Doppelbelichtung – die ihm Kamera und Dunkelkammer bieten. Er entwickelt seine Bilder selbst, experimentiert mit Papierhärten und Fixierungen, verzichtet jedoch auf Tricks. Er nimmt sein Bild in seiner puristischen Essenz an und lässt dabei auch handwerkliche Fehler stehen.

Für ihn ist die Gesamtkomposition, die Ästhetik des Bildes wichtig. Natürlich hätte er das Gesicht des schwarzen Jungen, der sich verschämt hinter seinem Akkordeon duckt, noch abwedeln können, um es heller und kontrastreicher zu machen. Aber ist das wirklich wichtig, dass man jedes Detail sieht? Bei Rudo Cavar nicht. Reiner Bildaufbau, das Spiel mit Blende und Zeit kommt besonders gut bei dem Bild "Sie ist das Ende meiner Suche", einer Liebeserklärung an seine Frau, zur Geltung. Ohne dass man viel von der Frau sieht, ahnt der Betrachter, dass sie schön ist und Cavar legte den Fokus bei dieser Arbeit, die er in Offenblendtechnik fotografierte, klassisch auf das Auge der Frau. Dort ist alles scharf, der Rest zerfließt in der Unschärfe. Wie im echten Leben.

Apropos echtes Leben. Rudo Cavar ist ein Schelm. Wer’s nicht glaubt soll sich seine hintersinnigen Gedanken zu seiner Stuhlserie "Facebook" erklären lassen. Und plötzlich wird aus einer Hinterhoftristesse ein lustiger Dreiakter übers echte Leben.

Am Freitag, 22. Mai, ab 19 Uhr, ist im Foyer des Klosters die Vernissage zu dieser Ausstellung, die unter der Überschrift "Why, Warum, Zasto" einen Querschnitt durch die Bilderwelt des Kroaten zeigt.

Why, Warum, Zasto also nicht mal dort hingehen? Die Nagolder Künstlerin und Ausstellungsmacherin des Projekt Zukunft, Muriel Shah, wird in die Fotokunstausstellung einführen. Der Künstler selbst ist bei der Vernissage anwesend.

Die Ausstellung ist bis Anfang August während der Öffnungszeiten der Kulturgaststätte und der Bürozeiten des Projekts Zukunft geöffnet.