2011 fanden aufgrund der Gartenschau die Ritterspiele auch in der Gutermannstraße statt. Das neue Konzept von MPS orientiert sich an diesen Planungen. Foto: Hopp

MPS schlägt neues Konzept inklusive Marktplatz für die Ritterspiele vor. Turnier dann auf Flößerwasen verlegt.

Horb - Das neue Ritterspiel-Konzept ist wie eine Nobelkarosse: Teuer, aber wirklich vom Feinsten. Doch ob sich die Stadträte zum "Kauf" entscheiden?

Jürgen Wünsche, Chef des Ritterspiel-Veranstalters MPS, stellte das neue Konzept ohne den Ritterverein am Dienstag im vertraulichen Teil des Ausschuss für Verwaltung und Technik vor.

Die neuen Ritterspiele – sie würden mit dieser Variante teuer. Wünsche beziffert die Kosten auf gut 40. 000 Euro, Rosenberger spricht von 40 .000 bis 45.000 Euro. Das sind – nimmt man den bisherigen direkten Barzuschuss der Stadt für die Ritterspiele in Höhe von 10. 000 Euro – mindestens vier Mal so viel wie bisher. Nimmt man noch die 5800 Euro dazu, mit denen die Stadt beim Ritterverein Rittermahle gekauft hatte, um den Verein zu unterstützen, ist die Summe dreimal so hoch.

Turnierwiese für Lager

Das neue Konzept – vom Feinsten. Es würde die "Gartenschau-Ritterspiele" zurückbringen. Und einen häufig geäußerten Wunsch: Die Sperrung der Bundesstraße in der Neckarstraße. Zumindest einseitig, vielleicht sogar beidseitig.

Wünsche: "Das Konzept hatten wir letztes Jahr schon mit dem Ritterverein gemeinsam angedacht. Es sieht vor, den Turnierplatz auf den Flößerwasen zu verlegen. Die Turnierwiese würde dagegen als Ritterlager dienen – für den Bund oberschwäbischer Landsknechte und die vielen anderen Gewandeten. Weil durch diese Verlagerung die Pferdeställe unter der Christophorusbrücke wegfallen, kann sich das Ritterlager bis ins Egelstal – also quasi fast ins Unendliche – ausdehnen." Der MPS-Chef hatte schon am Samstag in unserer Zeitung erklärt: Entweder Festplatz oder Marktplatz. Wenn der Festplatz wegfällt, benötigt man die Turnierwiese als Fläche fürs Lager, da die Landsknechte viel Platz brauchen.

Allerdings: Die Verlagerung des Turniers auf den Flößerwasen ist der erste, neue große Kostenblock. Allein 10. 000 Euro würde der Bau einer Tribüne hier kosten. Dazu, so Wünsche, benötigt man hier mehr Sand, um die Pferde zu schützen: "Möglicherweise kann man hier auch mit Gummimatten arbeiten oder den Sand zwischen den Ritterspielen zwischenlagern, dann würden sich die Kosten anders verteilen."

Gartenschau-Route

Der Markt und die Stände würden sich dann – wie ein Lindwurm – durch Schillerstraße, Wilhelmstraße, Neckarstraße und über die halbseitig gesperrte Bundesstraße ziehen. Wünsche: "Diese Sperrung wäre der zweite große Kostenblock mit ungefähr 10 .000 Euro." Dann ginge es weiter mit den Attraktionen über die Hirschgasse, Gutermannstraße hoch zum Marktplatz. Wünsche: "Bei der Gartenschau haben wir festgestellt, dass es auf der Gutermannstraße wenig Strom gibt. Wir haben deshalb damals mit Aggregaten gearbeitet. Das wäre der nächste, große Kostenpunkt."

Einzäunung der neuen Wegeführung

Dazu müsse man die Gesamtstrecke der neuen Wegeführung der Ritterspiele komplett einzäunen. Damit auch Wegezoll reinkommt. Wünsche: "Mit diesem Konzept hätten wir eine perfekte Wegeführung durch die historische Kernstadt. Die Ritterspiele wären kompakt, der Marktplatz wäre mit enthalten – für uns eine Idealvorstellung."

Wünsche: "Mein erster Eindruck ist, dass das neue Konzept bei den Gemeinderäten aller politischer Couleur gut angekommen ist. Ich weiß natürlich nicht, wie die Politiker wirklich entscheiden werden –aber ich denke, das neue Konzept wird einen enormen Marketing-Nutzen für Horb haben. Ich bin gespannt, wie es ausgeht."

Und was ist, wenn die neuen "Nobel-Ritterspiele" mehr Zuschauer bringen – und damit mehr Einnahmen? Wünsche: "Ich habe den Gremienmitgliedern in diesem Fall eine Zurückführung eines Teils des Zuschusses in Aussicht gestellt."

Bedenkzeit für Stadräte

Rosenberger beschreibt die Stimmung im Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung als aufgeschlossen. Allerdings hätten sich die Stadträte Bedenkzeit erbeten. Man wolle das Thema in den einzelnen Fraktionen beraten und nach der Haushaltssitzung am kommenden Dienstag beraten. Klar ist: Eine Entscheidung muss schnell fallen, um die schon längst laufenden Planungen für dieses Jahr noch zu ändern. Rosenberger lässt aber schon einmal durchblicken, womit er rechnet: "Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr noch die Festplatz-Variante machen. Das haben sogar die eingefleischtesten Marktplatz-Fans im Gemeinderat so durchblicken lassen." Dann könne man in Ruhe überlegen, ob man ab 2018 das neue Konzept verfolge. Und man könne jeden Posten auch noch einmal selbst überprüfen. Rosenberger nennt einige Beispiel: "Kann zum Beispiel der Sand vom Bauhof kommen? Ist es besser, Verkehrsschilder zu kaufen als zu mieten?"

OB: Langfristig planen

Auch Rosenberger selbst scheint eher zu dieser Lösung zu tendieren: "In der jetzigen Haushaltslage wäre die Summe als einmaliger Zuschuss sicherlich drin. Mittelfristig gesehen über fünf Jahr beispielsweise wären das 200. 000 Euro – und da bin ich eher kritisch. Deswegen sollten wir uns das gut überlegen."