Freizeit: Kein traditionelles Jahreskonzert: Spielgemeinschaft der Musikvereine Horb und Bildechingen hat Erfolg mit Experiment

Raus aus dem alten Fahrwasser – rein in ein neues Veranstaltungsformat. Dieses Wagnis ging die Spielgemeinschaft der Musikvereine Horb und Bildechingen am Samstag mit ihrem schwäbischen Abend ein.

Horb-Bildechingen. Anstatt eines meist recht steifen Jahreskonzerts, bei dem die Besucher den ausgewählten Klängen der Kapellen lauschen und sich zudem noch hier und da seltsame Reden anhören müssen, setzten die Musikanten beider Vereine auf Wettkampf, Gaudi, Brauchtum und gut gespielte Blasmusik. Eine Kombination, die durchweg gut ankam.

Warum die Leute um die Weihnachtszeit, in der sowieso an jeder Ecke ein Konzert oder eine andere Veranstaltung stattfindet, zusätzlich vor die Qual der Wahl stellen, wenn sich auch im Oktober eine bessere Gelegenheit bietet? Obwohl zur selben Zeit im wenige Kilometer entfernten Talheim der Männerchor "Freundschaft Talheim" mit Bildechingens "Mister Musik", Peter Straub, auf dem Dirigentenpult zu ihrem Jahreskonzert einluden, war die Bildechinger Halle relativ gut besucht.

Besucher durften sich ihre Hitparade selbst zusammenstellen

Kein Wunder, hatten die Macher um die beiden Vorstände Michael Götz (Musikverein Bildechingen) und Christoph Straub (Stadtkapelle Horb) weder Kosten noch Mühe gescheut, um ein Programm der Extraklasse auf die Beine zu stellen. Da wurde jeder Cent an Sponsorengeld verpulvert, der "Highway to Hell" entwickelte sich fast zur "Kuschelpolka", "Alte Kameraden" saßen "Auf der Vogelwiese" und hielten "Dem Land Tirol die Treue".

"Musik ist Trumpf" so hieß das erste Lied, dass an diesem Abend gespielt wurde, und genau dieses Motto zog sich wie ein roter Faden durch das Programm. Die Besucher durften sich ihre Hitparade 2016 selbst zusammenstellen, und die Spielgemeinschaft setzte die Songs dann in umgekehrter Reihenfolge blasmusikalisch um.

Umjubelt auch der Auftritt der "Geschwister Hoffmann", die angeblich per Helikopter von Baden-Baden direkt in die Halle geflogen wurden. "Mein Engel" trällerten Anita (Jochen Ewald) und Alexandra (Maiky Götz) in weißem Gewand und wackelig auf Highheels aus dem Kleiderschrank der Ehefrauen herumstolzierend.

"Die haben Beine wie ein Reh – zwar nicht so schlank, aber dafür genauso behaart", lästerte Conférencier Straub, doch die beiden bezaubernden Sänger(innen) ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. "Als Zugabe singen wir euch unseren Hit ›Mein Engel‹ versprachen sie und sangen das gleiche Lied nochmals. Riesenapplaus war ihnen sicher. Eben so viel Beifall wie die beiden Schlagerstars bekamen "Lazlos Tanten", die in geradezu perfekt ungarischem Deutsch eine Überraschung für den Dirigenten Laszlo Papesch aus der Heimat mitbrachten. Was fiir "a Freihdeh."

Eine Gaudi bot auch das "Kochduell", das man bei dieser Alternativveranstaltung live in die Halle holte. Drei Zufallskandidaten stellten sich der Aufgabe, aus 250 Gramm Mehl und weiteren, teils recht exotischen Ingredienzien, handgeschabte Spätzle herzustellen. Narrenchef Matze Hegle hielt die Fahne der männlichen Spätzlesschaber hoch, hätte sich jedoch besser als Jurymitglied melden sollen.

Kochduell: Herstellung von Spätzle unter Extrembedingungen

Spätzle essen und verkosten ist allemal leichter, als solche unter diesen Extrembedingungen herzustellen. Beim einen fehlte das Mehl, am anderen Tisch wurde Muskat vermisst. Das Wasser kochte nur recht langsam, manches Mal gar nicht und was man mit dem bereitgestellten Backpulver machen sollte, darüber grübelte so manche Besucherin noch am Sonntagvormittag nach.

Was man hingegen mit einem handelsüblichen Spätzlebrett – außer Spätzleschaben – noch machen kann, dass demonstrierte Meisterkoch Hegle locker aus dem Handgelenk. Nämlich die Bierflasche aufmachen, die an jedem Arbeitsplatz bereitstand. Siegerin wurde Adelheit Schäfer. Heidrun Martini aus Jessingen, auf der Außenbahn gestartet, wurde Zweite.

Aber eigentlich gab es nur Sieger an diesem Abend. Die Gaudiburschen und das Dirndl vom Gebirgstrachtenverein "G’muetliche Eyachtäler" zeigten zur Quetschkommodenmusik von Hans Straub ihre Schuhplattler, zum Udo Jürgens-Medley erreichte das Spätzlewasser seinen Siedepunkt und die Stimmung in der Halle war einfach toll. Experiment geglückt, so das Fazit dieses schwäbischen Abend.